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Therapienaive HIV-Patienten

Eine Tablette, zwei Wirkstoffe

In Kürze wird erstmals ein Zwei-Wirkstoff-Regime für nicht-vorbehandelte HIV-Patienten zur Verfügung stehen. Die EU-Kommission hat der Fixkombination aus 50 mg Dolutegravir und 300 mg Lamivudin (Dovato®) für bestimmte Patienten eine Zulassung erteilt.
Brigitte M. Gensthaler
18.07.2019  17:00 Uhr

In der Regel bekommen HIV-1-infizierte Patienten heute eine Dauertherapie mit drei antiretroviralen Wirkstoffen aus zwei Substanzklassen. Etwa 30 verschiedene Wirkstoffe stehen zur Verfügung. »Seit etwa fünf Jahren hat sich ein Paradigmenwechsel in der Therapie vollzogen«, sagte Dr. Hans Jäger, Internist und HIV-Experte aus München, bei einer Pressekonferenz von ViiV Healthcare in München. »Statt nach der Diagnose mit dem Therapiebeginn zu warten, gilt heute das Prinzip: test and treat. Behandelte Patienten sind nicht mehr infektiös, auch wenn sie kein Kondom benutzen.« Zudem sollten Patienten möglichst nur eine Tablette pro Tag einnehmen müssen. »Das Single-tablet-Regime fördert die Compliance und ist heute die Norm.«

In Deutschland wird das WHO-Ziel 90-90-90 laut Jäger in etwa erreicht. Das bedeutet: Man will 90 Prozent der Patienten (er)kennen, davon 90 Prozent behandeln und davon wiederum 90 Prozent erfolgreich behandeln. Weitere Fortschritte könnten Injektabilia bringen: Die antiretroviralen Therapeutika werden im Wochen- oder Monatsabstand gespritzt. Jäger hält es sogar für möglich, dass der Patient nur noch einmal jährlich eine Injektion braucht.

»Da die Lebenserwartung HIV-infizierter Menschen unter antiretroviraler Therapie inzwischen nahezu normal ist, rücken deren Toxizität, Neben- und Wechselwirkungen zunehmend in den Fokus«, berichtete Dr. Ravi Walli, Medizinischer Direktor von ViiV. Die neuen Two-Drug-Regime (2DR) enthalten zwei Wirkstoffklassen, aber jeweils nur einen Vertreter aus jeder Klasse. In Pilotstudien habe sich gezeigt, dass die Wirksamkeit von Dreifach- und Zweifach-Regimen hoch ist, so Walli. Seit Mitte 2018 ist die Kombination von 50 mg Dolutegravir und 25 mg Rilpivirin (Juluca® Filmtabletten) zugelassen für HIV-1-infizierte Menschen, die virologisch supprimiert und seit mindestens sechs Monaten auf einem stabilen antiretroviralen Regime eingestellt sind. Anfang Juli 2019 erhielt auch die Kombination von 50 mg Dolutegravir und 300 mg Lamivudin (Dovato® Filmtabletten, ViiV Healthcare) die europäische Zulassung zur ­Behandlung von HIV-infizierten Menschen ab zwölf Jahren und mit mindestens 40 kg Körpergewicht, die keine Resistenzen gegen Integrase-Inhibitoren (INI) oder Lamivudin haben.

Virologisch nicht unterlegen

In den identisch angelegten GEMINI-1- und -2-Studien erhielten rund 1400 HIV-1-infizierte nicht-vorbehandelte Patienten einmal täglich entweder Dolutegravir/Lamivudin oder eine Dreifachtherapie aus Dolutegravir plus den beiden Reverse-Transkriptase-Hemmern (NRTI) Tenofovirdisoproxil/Emtricitabin 245/200 mg. Der primäre Endpunkt war der Anteil der Patienten mit einer Plasma-HIV-1-RNA unter 50 Kopien/ml nach 48 Wochen. Die Therapie wird bis Woche 96 doppelblind und danach unverblindet bis Woche 148 fortgesetzt.

Nach 48 Wochen war der Neuling virologisch nicht unterlegen. 91 Prozent der Patienten erreichten mit der Zweierkombi das Zielkriterium gegenüber 93 Prozent unter dem Dreifachregime, berichtete Walli. Bei zehn Patienten wurde ein virologisches Versagen festgestellt, aber keiner habe eine Resistenzmutation entwickelt. Das Nebenwirkungsprofil sei vergleichbar gewesen. In Kürze würden auch die 96-Wochen-Daten aus den GEMINI-Studien erwartet.

Rote-Hand-Brief zu Dolutegravir

Im Juni 2018 wies ein Rote-Hand-Brief auf vermehrte Neuralrohrdefekte bei Neugeborenen hin, deren Mütter zur Zeit der Konzeption Dolutegravir eingenommen hatten. In einer Anwendungsbeobachtung zur Erstellung eines Geburtenregisters in Botswana (Tsepamo-Studie) lag die Inzidenz bei etwa 0,9 Prozent verglichen mit etwa 0,1 Prozent unter einer anderen anti­retroviralen Medikation. Daher sollte eine Schwangerschaft vor Beginn einer Dolutegravir-haltigen Therapie ausgeschlossen sowie währenddessen wirksam verhütet werden. 

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