Pharmazeutische Zeitung online Avoxa
whatsApp instagram facebook bluesky linkedin xign
Kinderformularium

Eine sichere (Daten-)Bank für Kinder

Ins Krankenhaus aufgrund von Arzneimittel-Fehlgebrauch — das betrifft auch Kinder. Im Projekt Kidsafe wird untersucht, wie sich das verhindern lässt. Kernstück ist das Kinderformularium, in dem Ärzte und Apotheker unter anderem Dosierangaben für Medikamente ohne Zulassung für Kinder finden.
AutorKontaktDaniela Hüttemann
Datum 02.09.2021  11:00 Uhr

Schmerzmittel, Antibiotika und Hustensäfte gibt es speziell für Kinder — doch kommt ein Baby zu früh auf die Welt oder leidet ein Kind unter einer chronischen Erkrankung erfolgt der Einsatz der benötigten Arzneimittel oft außerhalb der Zulassung. Schätzungen des Verbands der forschenden Pharmaunternehmen (vfa) zufolge werden 90 Prozent der Medikamente auf Kinderintensivstationen off Label eingesetzt. Und auch im ambulanten Bereich sind es bis zu 30 Prozent.

Bei der Gabe von Medikamenten an Kinder, die nicht für sie konzipiert sind, stellen sich vor allem zwei große Probleme: die Dosierung und die Darreichungsform. Ist die Tablette teilbar, darf die Kapsel geöffnet werden? Welche Dosis bekommt ein Frühchen mit eingeschränkter Nierenfunktion? »Medikationsfehler treten bei Kindern im Vergleich zu Erwachsenen bis zu dreimal häufiger auf«, erklärte Professorin Dr. Antje Neubert, Apothekerin und Leiterin der Arbeitsgruppe Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) an der Kinder- und Jugendklinik des Universitätsklinikums Erlangen. Zudem gehen Schätzungen davon aus, dass 3 bis 5 Prozent aller Krankenhauseinweisungen bei Minderjährigen aufgrund einer unerwünschten Arzneimittelwirkung erfolgen.

Das will Kidsafe verbessern – ein Projekt, um das »bestehende Versorgungsdefizit bei der Arzneimitteltherapie von Kindern und Jugendlichen durch die Einführung einer rationalen, evidenzbasierten Pharmakotherapie zu vermindern«. Es wird seit 2017 vom Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) gefördert. Hier bekommen die teilnehmenden niedergelassenen Ärzte evidenzbasierte Informationen und Handlungsempfehlungen für die Arzneimitteltherapie von Kindern und Jugendlichen. »Zum einen durch Qualitätszirkel und Fortbildungen, zum anderen durch unsere Datenbank Kinderformularium.de«, erklärte Neubert, die das Projekt pharmazeutisch verantwortet.

Seit Januar 2021 ist das Nachschlagewerk für alle Heilberufler mit DocCheck-Account freigeschaltet und steht kostenlos zur Verfügung. »Die Informationen, die wir hier bereitstellen, sind für alle Apothekerinnen und Apotheker, ob im Krankenhaus oder in der Offizin, von höchstem Interesse«, ist Neubert überzeugt. Ihr Team aus Apothekern, Doktoranden und wissenschaftlichen Hilfskräften durchforstet Literatur und andere Datenbanken, um evidenzbasierte Angaben für Arzneistoffe ohne explizite Zulassung für Kinder zusammenzustellen. Dabei arbeiten die Pharmazeuten auch eng mit dem niederländischen Kinderformularium zusammen, das dort bereits seit einigen Jahren als anerkannter Standard viel genutzt wird.

Kinderspezifische Angaben für mehr als 400 Arzneistoffe

»Wir haben mittlerweile Profile für mehr als 400 Wirkstoffe erstellt«, so Neubert. Darunter finden sich Angaben zu Zulassungsstatus (zum Teil für bestimmte Altersgruppen), Nebenwirkungen, Kontraindikationen und Warnhinweisen, Interaktionen, Angaben zur Teilbarkeit oder ob ein Präparat problematische Hilfsstoffe enthält. Kernstück aber sind die evidenzbasierten Dosierempfehlungen, sofern vorhanden auch bei Nierenfunktionsstörungen. »Bei der Auswahl haben wir uns an den am häufigsten zulasten der Krankenkassen verordneten Wirkstoffen orientiert«, erläutert Neubert.

Bei Kidsafe untersuchen die Erlanger Forscher, ob diese Hilfestellung die Krankenhauseinweisungen durch Arzneimittelfehlgebrauch bei Kindern senkt. »Dazu haben wir zwölf Cluster jeweils rund um eine Kinderklinik eingeteilt«, erklärt die Leiterin des Pädiatrischen Studienzentrums Erlangen. »Die umliegenden Arztpraxen wurden nach und nach geschult und erhielten Zugang zu unserer Datenbank. Wir haben die stationären Aufnahmen vor und nach diesen Maßnahmen erfasst – mehr als 40.000 Fälle. Dabei haben wir geprüft, ob sie tatsächlich arzneimittelbedingt waren und sie schließlich verglichen.«

Die Datenaufnahme ist mittlerweile abgeschlossen. »Die endgültige Auswertung wird wohl erst Anfang kommenden Jahres vorliegen, aber wir sehen einen positiven Trend«, verrät Neubert gegenüber der PZ. Das Kinderformularium und die Qualitätszirkel seien jeweils gut angenommen worden. »Unser Wunsch ist es, dass Kidsafe in die Regelversorgung eingeht, wir eine dauerhafte Förderung für den Ausbau des Kinderformulariums bekommen und Apotheker und Ärzte die Datenbank rege nutzen.«

Frag die KI
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
BETA
Menü
Zeit
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
Zeit
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
Senden
SENDEN
KI
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
KI
KI
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa