Ein Zehntel der Apotheken schließt ohne Nachfolger |
Eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger zu finden, ist für Apothekeninhaber zunehmend schwierig. / Foto: Adobe Stock/Syda Productions
Experten der Apobank stellten am heutigen Dienstag die Ergebnisse der aktuellen Online-Befragung zum Thema »Abgabe – zwischen Wunsch und Wirklichkeit« vor. »Der Generationswechsel ist in vollem Gange, die Babyboomer scheiden in den nächsten Jahren aus«, beschrieb Daniel Zehnich, Bereichsleiter Gesundheitsmarkt und Beteiligungen bei der Apobank, die derzeitige Situation. Der Analyse zufolge machen sich zwei Drittel der Heilberufler (69 Prozent) große Sorgen, ob sie einen geeigneten Interessenten für die Nachfolge finden. Bei 37 Prozent gestaltet sich die Suche und Abgabe tatsächlich schwierig. 11 Prozent der Heilberufler fanden demnach gar keinen Nachfolger, bei Apothekern waren es sogar 12 Prozent.
Bei denjenigen Pharmazeuten, bei denen die Suche erfolgreich war, verkaufte über die Hälfte (57 Prozent) die Apotheke an eine zuvor unbekannte Person. 18 Prozent gaben die Offizin an eine Kollegin oder einen Kollegen und 11 Prozent an ein Familienmitglied ab. 7 Prozent verkauften sie an jemanden aus ihrem persönlichen Netzwerk.
In der Umfrage wurde auch nach Gründen gefragt, warum Heilberufler ihre Apotheke oder Praxis abgeben wollten oder wollen. Häufige Gründe, den Abgabeprozess einzuleiten, waren demnach vor allem der Wunsch, mehr Zeit und weniger Verantwortung zu haben sowie das Erreichen des Renteneintrittsalters. Insbesondere bei den befragten Pharmazeuten standen neben den genannten Gründen allerdings Veränderungen in der Berufsausübung im Vordergrund. So gab fast jeder zweite befragte Inhaber (46 Prozent) an, die eigene Apotheke beispielsweise wegen Bürokratie, Fachkräftemangel, organisatorischen Veränderungen sowie Gesetzesinitiativen verkaufen zu wollen beziehungsweise bereits verkauft zu haben. Bei Ärzten und Zahnärzten nannten dies lediglich ein Viertel oder ein Drittel der Befragten als Grund.
Die Umfrage ergab auch, dass der Abgabeprozess normalerweise schneller abläuft als erwartet: Während die Schätzungen im Vorfeld bei 2 Jahren und 4 Monaten liegen, benötigten die befragten Ex-Inhaberinnen und -Inhaber in der Praxis im Schnitt 8 Monate weniger. Dabei steigt gut die Hälfte (55 Prozent) sofort aus, die anderen entscheiden sich für einen sanften Übergang in den Ruhestand und bleiben durchschnittlich noch 20 Monate gemeinsam mit ihrem Nachfolger im Dienst.
Beim Verkaufspreis erzielen viele der befragten Heilberufler nicht ihren Wunschpreis – auch das zeigte die Umfrage. 44 Prozent derjenigen, die den Verkauf schon hinter sich hatten, mussten bei den eigenen Preisvorstellungen Abstriche machen. Bei den Pharmazeuten waren es 36 Prozent. Der Umfrage zufolge investierte außerdem jeder zweite Befragte vor dem Verkauf in die Apotheke oder Praxis, um deren Wert zu steigern – etwa in die Digitalisierung, die Modernisierung der Räumlichkeiten oder Maßnahmen zur Energieeffizienz. Die Mehrheit (60 Prozent) gab ab an, dass sich diese Investitionen gelohnt hätten.
»Die Ergebnisse zeigen, dass viele Inhaberinnen und Inhaber mit Blick auf die Abgabe einen Berg an Herausforderungen erwarten. Die gute Nachricht ist: Dieser Berg ist im Nachgang doch etwas kleiner, als zunächst befürchtet«, resümierte Apobank-Experte Zehnich. Er empfiehlt Apotheken- und Praxisinhabern, sich rechtzeitig mit dem Thema Abgabe zu beschäftigen und diese aktiv vorzubereiten. Es lohne sich zudem, vor der geplanten Abgabe in die Instandhaltung und Modernisierung zu investieren, riet Zehnich.
Für die Analyse befragte das Marktforschungsinstitut Anwema im Auftrag der Apobank vom 7. Juli bis zum 7. August insgesamt 400 Heilberuflerinnen und Heilberufler zu Herausforderungen beim Verkauf der eigenen Apotheke oder Praxis. Die Hälfte hat die Apotheke oder Praxis bereits abgegeben, die andere Hälfte hat dies in den nächsten 6 Jahren vor. Jeweils 100 Befragte kamen aus den Bereichen Pharmazie, Allgemeinmedizin, Fachmedizin und Zahnmedizin.