Ein frischer Blick als Chance |
Alexander Müller |
28.04.2025 12:10 Uhr |
© PZ
In der Berichterstattung über die aktuelle Papstwahl darf folgender Satz niemals fehlen: »Wer als Papst ins Konklave geht, kommt als Kardinal heraus.« Übertragen auf das deutsche Gesundheitswesen ereilte dieses Schicksal Tino Sorge (CDU). Der bisherige gesundheitspolitische Sprecher der Union wurde bis zuletzt als heißer Kandidat für den Ministerposten gehandelt.
Immerhin kann er sich mit dem Posten des Parlamentarischen Staatssekretärs trösten. Gemeinsam mit Parteikollege Georg Kippels wird also auch reichlich gesundheitspolitische Sachkenntnis in der Spitze des Ministeriums vertreten sein.
Warken dagegen ist zwar parteipolitisch kein unbeschriebenes Blatt, doch als Bundesgesundheitsministerin hatte sie niemand auf dem Zettel. Wieder einmal. Denn das ist bei der Ressortverteilung eher die Regel: Auch mit ihren Vorgängern Hermann Gröhe (CDU) und Philipp Rösler (FDP) hatte niemand gerechnet. Jens Spahn (CDU) war vor seinem Ministeramt auch mal gesundheitspolitischer Sprecher seine Fraktion gewesen, hatte dann aber als Staatssekretär einen Abstecher ins Finanzministerium gemacht. Und Karl Lauterbach (SPD) wurde von der Twitter-Community quasi direkt ins Amt gewählt.
Die Juristin Warken hat sich zuletzt vor allem mit Innenpolitik und Rechtsthemen befasst, eher selten mit Gesundheitspolitik. Das muss kein Nachteil sein. Um das komplexe Gesundheitssystem weiterzuentwickeln, benötigt jeder Minister und jede Ministerin ohnehin die Unterstützung aus dem Haus. Ein unverstellter Blick von außen kann sogar dabei helfen, vermeintliche Notwendigkeiten als überkommene Dogmen zu entlarven und Ungerechtigkeiten im System zu benennen und zu beheben. Das stagnierende Apothekenhonorar, das Kostenrisiko bei Hochpreisern oder Nullretaxationen der Krankenkassen müssen jedem Neuankömmling im Gesundheitswesen als absurd erscheinen.
Und dass die Fachkompetenz eines Arztes auf dem Ministersessel kein Versprechen für eine vorwärtsgewandte Gesundheitspolitik ist, konnte die Branche in den vergangenen dreieinhalb Jahren besichtigen. Böse gesprochen: Es kam dieses Mal nicht nur darauf an, wer Minister wird, sondern auch, wer es nicht bleibt.