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Odronextamab

Ein Antikörper, zwei Indikationen

Seit August ist ein neuer bispezifischer Antikörper im Handel: Odronextamab wird sowohl beim follikulären Lymphom als auch beim diffus großzelligen B‑Zell-Lymphom in der Drittlinie eingesetzt. In Studien erzielte er hohe Ansprechraten.
Kerstin A. Gräfe
03.09.2025  07:00 Uhr

Das follikuläre Lymphom (FL) und das diffus großzellige B‑Zell-Lymphom (DLBCL) sind die beiden häufigsten Formen des B-Zell-Non-Hodgkin-Lymphoms. FL ist zwar ein langsam wachsender Subtyp, jedoch eine unheilbare Erkrankung, bei der die meisten Patienten nach der Erstbehandlung einen Rückfall erleiden. DLBCL ist ein aggressiver Subtyp mit einer Progressionswahrscheinlichkeit von bis zu 50 Prozent bei Hochrisikopatienten nach der Erstbehandlung. In Europa werden pro Jahr schätzungsweise etwa 15.000 FL-Fälle und 31.000 DLBCL-Fälle diagnostiziert.

Mit Odronextamab (Ordspono® 2 mg, 80 mg und 320 mg Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung, Regeneron) ist eine weitere Therapie für diese beiden Krebsarten im Handel. Der bispezifische Antikörper ist zugelassen zur Behandlung erwachsener Patienten mit rezidiviertem oder refraktärem FL oder DLBCL nach mindestens zwei vorherigen Therapien.

Odronextamab ist ein humaner IgG4-basierter bispezifischer Antikörper, der zum einen an das Antigen CD3 auf T-Zellen und zum anderen an das B-Zell-Oberflächenantigen CD20 bindet. Das bringt die T-Zellen in die räumliche Nähe der B-Zellen und aktiviert die Freisetzung krebszellenabtötender Proteine aus den T-Zellen.

Odronextamab wird intravenös infundiert. Die Behandlung beginnt mit einer schrittweisen Dosissteigerung in vier Zyklen, die jeweils 21 Tage dauern. Im ersten Zyklus erfolgen die Infusionen an den Tagen 1, 2, 8, 9, 15 und 16. In den Zyklen 2 bis 4 werden sie an den Tagen 1, 8 und 15 gegeben. Anschließend folgt eine Erhaltungstherapie, in der der Antikörper alle zwei Wochen verabreicht wird. Das Intervall kann auf alle vier Wochen gestreckt werden, wenn der Patient neun Monate vollständig angesprochen hat. Die Therapie wird so lange fortgesetzt, bis die Erkrankung fortschreitet oder eine inakzeptable Toxizität auftritt.

Weitere Informationen zur Dosierung und zu Dosisanpassungen sowie zur Prä- und Postmedikation etwa mit einem Corticosteroid, einem Antihistaminikum und einem Antipyretikum, sind in der Fachinformation aufgelistet.

Auf Zytokinsturm vorbereitet sein

Nach der Infusion muss der Patient überwacht werden, um im Fall eines Zytokin-Freisetzungssyndroms (CRS) unverzüglich reagieren zu können. In der Einrichtung, in der die Behandlung stattfindet, sollte eine Dosis des Anti-IL-6-Antikörpers Tocilizumab vorhanden sein, einschließlich einer Reserve-Dosis für die Anwendung innerhalb von acht Stunden.

Unter der Behandlung können zudem neurologische Nebenwirkungen einschließlich eines Immun-Effektorzell-assoziierten Neurotoxizitätssyndroms (ICANS) auftreten. Je nach Schweregrad ist die Anwendung dann auszusetzen oder dauerhaft abzusetzen.

Jeder Patient, der mit Odronextamab behandelt wird, erhält eine Patientenkarte und sollte diese stets mitführen. Auf der Karte sind die häufigsten Symptome von CRS und neurologischen Toxizitäten, einschließlich ICANS, wie Fieber, Hypotonie, Hypoxie, Tachykardie, Schüttelfrost, Dyspnoe und Kopfschmerzen beschrieben, bei denen der Patient einen Arzt aufsuchen sollte. Das sollte auch geschehen, wenn die Patienten an einem neu auftretenden oder sich verschlimmernden Husten oder Kurzatmigkeit leiden, da sich unter dem neuen Wirkstoff eine Lungenentzündung entwickeln kann.

Ordspono kann schwere oder tödliche Infektionen verursachen. Eine aktive Infektion sollte vor der Anwendung ausgeschlossen werden. Zur Prävention, vor allem einer Pneumocystis-jirovecii-Pneumonie sowie einer Reaktivierung des Cytomegalievirus, wird die Gabe prophylaktischer antimikrobieller Wirkstoffe empfohlen. Bei einer Hepatitis-B-Risikokonstellationen sollte eine antivirale Prophylaxe erwogen werden.

Patienten mit hoher Tumorlast, schnell proliferierenden Tumoren oder Nierenfunktionsstörungen haben unter der Therapie ein höheres Risiko für ein Tumorlysesyndrom. Sie sollten vor Therapiebeginn ausreichend hydriert sein und prophylaktische Urikostatika/Urikolytika erhalten.

Lebendimpfstoffe und/oder attenuierte Lebendimpfstoffe sollten nicht gleichzeitig mit Ordspono verabreicht werden.

Frauen im gebärfähigen Alter müssen während der Behandlung und für mindestens sechs Monate nach der letzten Dosis eine zuverlässige Verhütungsmethode anwenden. Die Anwendung in der Schwangerschaft wird nicht empfohlen. Während der Behandlung und für mindestens sechs Monate nach der letzten Anwendung sollte nicht gestillt werden.

Hohe Ansprechraten

Die Zulassung basiert auf den Ergebnissen der Phase-I-Studie ELM-1 und der Phase-II-Studie ELM-2. Erfasst wurden als primärer Endpunkt in beiden Studien die objektive Ansprechrate (ORR) und als sekundärer Endpunkt die Dauer des Ansprechens (DoR).

An der offenen, nicht randomisierten Studie ELM‑2 nahmen 128 Patienten mit FL teil. Die ORR lag bei 80 Prozent, wobei 73 Prozent ein vollständiges Ansprechen (CR) erreichten. Unter den Respondern betrug die durchschnittliche Ansprechdauer 25 Monate.

In der Indikation DLBCL wurden Patienten mit oder ohne vorherige CAR-T-Zelltherapie betrachtet. Bei CAR-T-naiven Patienten lag die objektive Ansprechrate bei 52 Prozent, 31 Prozent erreichten eine CR (ELM-2, n = 127). Die mediane Ansprechdauer betrug 18 Monate. Bei Patienten, bei denen nach einer CAR-T-Therapie eine Progression aufgetreten war, betrug die ORR 48 Prozent, 32 Prozent erreichten eine CR (ELM-1, n = 60). Die mediane Ansprechdauer betrug 15 Monate.

Die häufigsten Nebenwirkungen waren Zytokin-Freisetzungssyndrom (54 Prozent), Neutropenie (41 Prozent), Fieber (39 Prozent), Anämie (38 Prozent), Thrombozytopenie (27 Prozent), Diarrhö (24 Prozent).

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