»Ein Angriff auf Apothekensysteme wäre eine Katastrophe« |
Melanie Höhn |
10.10.2024 17:00 Uhr |
Gründete Pharmatechnik als Ein-Mann-Betrieb: Gründer und Geschäftsführender Gesellschafter Detlef Graessner. / © PZ/Alois Mueller
Das familiengeführte Unternehmen Pharmatechnik mit Hauptsitz in Starnberg begann als Ein-Mann-Betrieb in den 1980er-Jahren und hat inzwischen 750 Mitarbeiter und 14 Filialen in ganz Deutschland. Gründer und Geschäftsführender Gesellschafter Detlef Graessner plauderte bei einem Talk auf der Expopharm aus dem Nähkästchen, was die Anfänge seiner Firma und die zukünftigen Herausforderungen betrifft.
Das Apotheken-Softwarehaus hat viele neue Projekte für das kommende Jahr geplant. Pharmatechnik entwickele seit einem halben Jahr die Software für die elektronische Patientenakte (EPA), die im Dezember fertig werde, sagte Graessner. Denn: In der zweiten Januarhälfte müsse die EPA in den Apotheken softwaremäßig in den Apotheken zur Verfügung stehen. In der vergangenen Woche seien noch entscheidende Änderungen hinzugekommen. Darüber hinaus werde digitale Rechnung ab 1. Januar Pflicht in der Apotheke, die Software dafür sei schon fertig.
Das Jahr 2018 habe bei den Softwarehäusern eine große Wende markiert: Zwei Krankenhäuser in Deutschland wurden durch Hacker angegriffen und konnten nicht mehr arbeiten. »Da haben wir gemerkt, dass wir unglaublich investieren müssen, um die Sicherheit zu gewährleisten«, sagte Graessner. »Ein Angriff auf Apothekensysteme wäre eine Katastrophe«.
Pharmatechnik habe damals sofort ein Team aufgebaut, das sich um Softwaresicherheit kümmert. Pharmatechnik selbst habe mit Hackerangriffen im fünfstelligen Bereich zu kämpfen. In einem Bericht des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) zur Lage der IT-Sicherheit in Deutschland kommt die Behörde zum Fazit: Die Bedrohung im Cyberraum ist so hoch wie nie zuvor. Eine aktuelle Studie im Auftrag des Bitkom fand zudem heraus, dass deutschen Unternehmen dieses Jahr rund 267 Milliarden Euro Schaden durch Cyber-Angriffe entstehen.
Großen Wert lege Pharmatechnik auf die stetige Weiterentwicklung der Software, jede Woche gebe es zwischen 20 und 30 Verbesserungen, jeden Monat stehe eine neue Softwareversion zur Verfügung. Bei den etwa 5000 Kunden gebe es zwischen 400 bis 700 Anforderungen monatlich mit Wünschen zur Verbesserung und Änderung. »Diese laufen in ein Gremium ein, das die Häufigkeit und Priorität der Anfragen bewertet«, so Graessner. »Änderungen laufen immer erst in kleinen Stufen aus und kommen erst nach und nach in die Apotheken«.
Sorge bereitet dem Unternehmer das fortschreitende Apothekensterben. »Mit jeder Apotheke, die schließt, schließt auch ein EDV-System«, sagt er. Neukundengewinnung sei deshalb für Pharmatechnik essenziell.
Erleichterung verschaffe dem Unternehmen jedoch Künstliche Intelligenz (KI): Vor etwa sieben Jahren habe Pharmatechnik bereits zwei Programmierer aus den USA eingestellt, um dieses Thema voranzutreiben. Innerhalb von IXOS sei dann die Sortimentsteuerung entwickelt worden, etwa drei Jahre später kam die Preiskalkulation mittels KI hinzu. »KI legt die Preise fest und ist damit eine riesige Erleichterung«, sagt Graessner.
Im Übrigen appelliert der Unternehmer an die Apotheken, mehr aus dem Topf der pharmazeutischen Dienstleistungen zu schöpfen: »Es wird nur ein Bruchteil daraus genommen. Es dauert nicht lange, dann wird das Geld umgeleitet.«