Ein ADHS-Gehirn für sich nutzen |
Jennifer Evans |
08.10.2025 14:00 Uhr |
ADHS verstehen: Wie eine Youtuberin Neurodiversität entstigmatisiert und ein Nachschlagewerk für Betroffene veröffentlicht. / © Adobe Stock/BillionPhotos.com
ADHS-Betroffene leiden oft unter Konzentrationsschwäche, gleichzeitig aber unter Hyperkonzentration, eine oft unterschätzte Stärke. Entscheidend ist zu verstehen, warum die Gehirne von Menschen mit einer solchen Diagnose anders funktionieren. Als eine Pionierin der Entstigmatisierung dieser Neurodiversität gilt die in Los Angeles geborene Jessie McCabe. Ihre Mission: Wissen zu vermitteln und so gleichzeitig Mut zu machen.
Bereits mit zwölf Jahren erhielt sie selbst die Diagnose ADHS. Nach vielen persönlichen Kämpfen und Rückschlägen beschloss sie schließlich, ihre Erfahrungen mit wissenschaftlichen Erkenntnissen zu verbinden, um anderen Menschen mit ADHS zu helfen. Dazu rief sie zunächst einen Youtube-Kanal ins Leben, der inzwischen Betroffene rund um den Globus inspiriert, besser mit ihrem Gehirn zu arbeiten – statt gegen es.
Die Inhalte sind eine Mischung aus persönlichen Anekdoten, wissenschaftlicher Evidenz und pragmatischen Tools. Dabei bleibt McCabe immer ermutigend und präsentiert Strategien, die zur eigenen »neurodiversen Hardware« passen. Es geht nicht darum, eine Norm zu erzwingen, sondern sich mit den eigenen kognitiven Eigenschaften klug durch den Alltag zu navigieren. Sie behandelt Themen wie Konzentration, Motivation, Beziehungen, Organisation oder aber Hyperfokus und Prokrastination. Aber auch Lügen über ADHS, an die sie selbst lange glaubte – etwa beim Thema Ordnung im Haushalt. Statt Gegenstände einfach dort abzulegen, wo es einem in dem Augenblick praktisch erscheint, sollten sie dort einen Platz finden, wo man sie später einmal wiederfindet. Dabei rät sie, im eigenen Zuhause thematische Zonen einzurichten und alltägliche Gegenstände dort immer wieder einzuordnen.
Aus der inzwischen riesigen Fülle ihrer Videos hat McCabe nun einige wichtige Themen herausgepickt und ein Buch geschrieben – gedacht als Gebrauchsanleitung und Nachschlagewerk für ADHS zugleich. »Und falls ich es aus Versehen im Bus liegen lasse, wie die Hälfte meiner Schulhefte, kann ich mir einfach ein neues kaufen – egal, wo ich gerade bin. (Gruß an alle Hirne auf der Welt!!)« schreibt sie.
Ihr Ziel ist es zu zeigen, warum solche alltäglichen Hilfsmittel unverzichtbar sind. Außerdem will sie Orientierung geben, welche davon am besten zum eigenen Leben und Denken passen.