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Deutsche Studie

Effekt von Telemedizin und Medizin-Apps ist gering

Es ist nicht ganz einfach Menschen mit Typ-2-Diabetes und koronarer Herzkrankheit (KHK) zu einer Änderung des Lebensstils zu animieren. Telemedizin und Trainings-Apps könnten ein zeitgemäßes Verfahren sein, um Betroffene individuell zu betreuen und zu motivieren. Einer aktuellen Studie zufolge profitieren nur wenige Betroffene und die Effekte sind klein.
PZ
17.02.2025  10:30 Uhr

Patienten mit Diabetes und koronaren Begleiterkrankungen haben ein hohes Risiko für Herzinfarkte, oft sogar mit Todesfolge. Von einem gesunden Lebensstil und einer angepassten Ernährung könnten sie profitieren, aber in Zeiten mit Pflegekräftemangel sind Präsenz-Betreuungsangebote schwer zu verwirklichen. Ob hier Telemedizin und Trainings-Apps hilfreich sein können, hat eine Arbeitsgruppe um Dr. Stephan Müller von der Technische Universität München (TUM) untersucht. Mit einer Studie an elf deutschen Zentren prüfte die Arbeitsgruppe, wie gut die digitalen Angebote im Vergleich zu einer konventionellen ärztlichen Betreuung abschneiden. Ihre Ergebnisse publizierten die Forschenden vor Kurzem in  der Fachzeitschrift »Nature Medicine« (DOI: 10.1038/s41591-025-03498-w).

Für die Studie wurden 502 Personen mit der Diagnose Typ-2-Diabetes und koronare Herzkrankheit (KHK) im Alter von durchschnittlich 68 Jahren rekrutiert. 84 Prozent davon waren Männer. Die Kontrollgruppe wurde ärztlich betreut und erhielt zu Beginn der Studie standardisierte Ernährungsempfehlungen sowie Infomaterial zu körperlicher Aktivität. Die Verumgruppe wurde in den ersten sechs Monaten zusätzlich zu Hause durch Telemedizin unterstützt. Die Lebensstil-Interventionen umfassten Trainingsübungen (App-gestütztes Sportprogramm), Ernährungsempfehlungen und Gesundheitskompetenz-Training. Zusätzlich wurde die Gruppe für ein halbes Jahr mit regelmäßigem Feedback über Telefonate und E-Mails begleitet. In einer anschließenden sechsmonatigen Phase sollten die Betroffenen das Programm allein durchführen.

»Nach den ersten sechs Monaten konnten wir bei der Interventionsgruppe eine Verbesserung des Langzeitblutzuckers um -0,13 Prozentpunkte feststellen«, sagt Erstautor Müller in einer Mitteilung der Universität. Dies sei signifikant, aber nicht klinisch relevant. Bei den Cholesterolwerten oder beim Blutdruck gab es keine Verbesserung. Schloss man aber die Teilnehmenden, die sich nicht nach den Empfehlungen richteten, von der Auswertung aus, sank der Langzeitblutzuckerwert im klinisch relevanten Bereich ab (-0,3 Prozent). Bei den adhärenten Teilnehmern fielen auch andere Parameter günstiger aus, wie etwa Körpergewicht, Bauchumfang und Triglyceride. Es wurde außerdem eine höhere Lebensqualität, anderes Essverhalten und höhere Gesundheitskompetenz verzeichnet.

Ein zentrales Problem: Viele Teilnehmende nutzten die App kaum oder gar nicht. Nur 41 Prozent hielten sich an die Trainingsvorgaben, ein Viertel begann erst gar nicht mit dem Programm. Zudem empfanden zwei Drittel der Probanden den Umgang mit Apps als schwierig.

»Die individualisierte Begleitung, die wir hier erprobt haben, war sehr aufwendig«, sagt Studienleiter Professor Dr. Martin Halle von der TUM in der Meldung . »Die Auswertung zeigt, dass dieser Aufwand wenig Ertrag geliefert hat.« Zum Teil liege das sicher, daran, dass die Betroffenen in einem Alter seien, in dem es vielen schwerfalle mit neuen Technologien zurechtzukommen. »Der aktuelle App-Hype muss relativiert werden«, so Halle. »Persönliche Betreuung bleibt ein unverzichtbarer Bestandteil der Patientenversorgung. Ein rein App-basierter Ansatz ist zumindest für das deutsche Gesundheitssystem keine Lösung.«

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