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Konsens notwendig

25.11.1996  00:00 Uhr

- Editorial

  Govi-Verlag

Konsens notwendig

  Inzwischen zweifelt in der Bundesrepublik Deutschland keiner mehr daran, daß der Umbau der sozialen Sicherungssysteme notwendig ist, denn die finanzielle Belastbarkeit des Systems aber auch des einzelnen ist an Grenzen gestoßen. Der Wirtschaftsstandort Deutschland ist gefährdet, wenn sich Beitragserhöhungen weiterhin auf die Lohnnebenkosten niederschlagen.

Einsichten, die allgemein geteilt werden. Nur über den richtigen Weg zu einem neuen Sozialstaat wird heftig gestritten: Opposition gegen Regierungskoalition, Arbeitnehmer und Gewerkschaften gegen Arbeitgeber und die Krankenkassen gegen die Leistungserbringer.

In dem Konzert der Lösungsvorschläge spielen immer wieder amerikanische Vorbilder, sogenannte Managed-Care-Systeme, eine Hauptrolle, insbesondere von den Krankenkassen ins Spiel gebracht. Daß diese Lösungen meist nur ökonomische Ansätze bieten und wahrscheinlich deshalb von den Kassen favorisiert werden, ist aus der augenblicklichen finanziellen Notsituation der Krankenkassen verständlich. Man sollte aber weiterdenken und auch die Patienten von Beginn an in die Diskussion der Lösungen aus der verfahrenen Situation einbinden, denn letztlich sind sie es, die in das System mehr einzahlen oder auf Leistungen verzichten müssen.

Wenn schon Amerika ein schlechtes Vorbild ist, sollten sich die Verantwortlichen einmal mit näher liegenden Gesundheitssystemen beschäftigen, die dem der Bundesrepublik Deutschland ähnlich sind, wie Schweden, Norwegen und Finnland. Als Kenner der skandinavischen Systeme ist Dr.Uwe K.Preusker der Meinung, daß es sich durchaus lohne, diese Systeme näher zu betrachten, zumal die drei Länder ähnliche aktuelle Probleme hatten und zum Teil noch haben wie Deutschland. Die Skandinavier sind allerdings schon einen Schritt weiter, Sie haben, in Deutschland weitgehend unbemerkt, entscheidende Veränderungen in ihren Systemen bereits vollzogen, die in Deutschland augenblicklich undenkbar wären.

Ohne Proteste oder Streiks wurden der Leistungskatalog verändert und Zuzahlungen neu festgelegt, zum Beispiel beim Arztbesuch. Bestehende Zuzahlungen wurden erhöht, ein Hausarztsystem bei freier Arztwahl und leistungsbezogene Vergütungen sowie Markt- oder Quasi-Marktmechanismen im Krankenhaus eingeführt.

Vor dem Hintergrund der aktuellen Auseinandersetzungen in Deutschland, wo mit Vokabeln wie Sozialabbau oder Zweiklassenmedizin jeder Versuch einer Strukturänderung im Gesundheitswesen bereits im Ansatz tot geredet wird, sind die skandinavischen Strukturänderungen der Gesundheitssysteme bemerkenswert. Der Unterschied der Skandinavier zu den Deutschen liegt offensichtlich darin, daß nüchterner und gelassener die Umstrukturierung begonnen wurde, weil alle eingesehen hatten, daß das Gesundheitswesen in der Zukunft nicht mehr nach dem alten Muster finanzierbar ist.

Die Zauberformel der Skandinavier heißt gesellschaftlicher Konsens zur Rettung des Gesamtsystems und nicht Pflege von Einzelinteressen, wie es bei uns augenblicklich stattfindet. Wenn wir Deutschen also Vorbilder suchen, sollten wir nicht nach Amerika blicken, sondern in den Norden Europas, wo drei kleine Staaten uns vormachen, wie das Gesundheitswesen gerettet werden kann.

Dr. Hartmut Morck
Chefredakteur

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