Geschlossen agieren! |
09.11.1998 00:00 Uhr |
Editorial
Zusammengenommen bedeutet das bei Budgeteinhaltung für uns Rohertragsverluste
von voraussichtlich 50.000 DM je Apotheke. Die Wahlgeschenke werden also
wieder einmal schwerpunktmäßig über den Arzneimittelbereich finanziert. Und das,
obwohl die Arzneimittelpreise heute auf dem Niveau von 1988 liegen, der
mengenmäßige Arzneimittelverbrauch trotz gestiegener Bevölkerungszahl und
veränderter Altersstruktur 200 Millionen Packungen niedriger als 1992 ist und der
Anteil der Arzneimittelausgaben an den Gesamtausgaben der Kassen von 15 auf
12,5 Prozent zurückgeführt werden konnte. Wäre in allen anderen
Ausgabenbereichen der Gesundheitsversorgung annähernd so scharf eingegriffen
worden, könnten die GKV-Beitragssätze heute bei etwas über 10 statt bei fast 14
Prozent liegen.
Wir Apothekerinnnen und Apotheker haben seit 1993 nicht nur sämtliche
Rationalisierungsreserven ausgeschöpft, wir haben auch entgegen des allgemeinen
konjunkturellen Trends die Zahl der Arbeitsplätze um rund 10.000 auf über 130.000
Mitarbeiter erhöht. Es ist schockierend, daß ausgerechnet die neue rot-grüne
Bundesregierung, die mit dem ausdrücklichen Ziel der Schaffung neuer Arbeitsplätze
angetreten ist, als eine ihrer ersten Maßnahmen ein Programm zur Vernichtung von
Arbeits- und Ausbildungsplätzen in den Apotheken, aber wohl auch in der
pharmazeutischen Industrie und im Großhandel vorlegt. Dies betrifft insbesondere
Frauen, deren wohnortnahe Arbeitsplätze wegfallen.
So schockierend dies ist, werden wir nicht in Stillschweigen verharren. Folgende
Sofortmaßnahmen sind beschlossen: Wir haben den Bundeskanzler und die
Gesundheitsministerin noch am Tag der ersten Regierungserklärung in persönlichen
Briefen eindringlich davor gewarnt, dieses Gesetz in dieser Form einzubringen. Die
Fraktionsvorsitzenden sowie alle Abgeordnete des Deutschen Bundestages werden
wir umfassend in persönlichen Briefen über die Konsequenzen dieses Gesetzes
informieren. Der nächsten Ausgabe dieser Zeitung wird eine Kopiervorlage
beiliegen, mit der Sie Ihre Kunden informieren können. Darüber hinaus werden wir
vor dem Anhörungstermin Anzeigen in den meinungsbildenden Medien schalten und
eine Pressekonferenz in Bonn durchführen. Die Mitgliedsorganisationen der ABDA
werden auf der Länderebene ebenfalls alle Kontakte nutzen, um die Sozial- und
Gesundheitsminister zu sensibilieren.
Dieses Gesetz gefährdet die Qualität der Arzneimittelversorgung, für die Sie und Ihre
Kollegen sich jeden Tag einsetzen. Auch wenn wir angesichts der politischen
Konstellationen wenig Aussicht auf Erfolg haben mögen, heißt es jetzt geschlossen
zu agieren. Helfen Sie uns durch Ihre persönliche Mitwirkung in Ihrer Apotheke
dabei, ein starkes Signal an die Politik zu geben, das nicht überhört werden kann.
© 1997 GOVI-Verlag
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