Editorial
Zukunft
selbst gestalten

Wer erwartet hatte, daß der
Deutsche Apothekertag 1996 vom 23. bis 26. Oktober in
Leipzig durch spektakuläre ideologisch ausgerichtete
Grabenkriege geprägt oder aufgrund der anstehenden
Wahlen der ABDA-Spitze in ein Kandidatenschaulaufen
ausarten werde, wurde enttäuscht.
Wie kaum zuvor, wurde in Leipzig ausschließlich um die
Sache gestritten und in den Diskussionen auf hohem Niveau
um die inhaltliche Gestaltung des Berufstandes
entsprechend dem Tagungsmotto "Die Zukunft
gestalten" gerungen. Diese Diskussionen um das
Selbstverständnis der Apothekerschaft prägten den
Apothekertag 1996. Die Beschlüsse der Hauptversammlung
der deutschen Apothekerinnen und Apotheker spiegeln den
Willen und die Einsicht wider, daß die existentielle
Zukunft der Apotheke nur mit einem Apotheker als freien
Heilberufler garantiert werden kann, natürlich ohne die
kaufmännische Vernunft außer Acht zu lassen. Gerade die
Diskussion zur Zytostatikaherstellung demonstrierte den
Willen der Hauptversammlung, die pharmazeutische
Qualität vor merkantilen Gewinnstreben zu stellen
Auch rein ökonomische Managed Care-Systeme fanden
konsequenterweise keine Zustimmung. Die Apotheker wollen
vielmehr ein eigenes mit den Ärzten abgestimmtes,
heilberufliches Managed Care, durch das die
Therapieökonomie erhöht werden soll. Hier sind
übrigens die Apotheker, das zeigte sich auch in Leipzig,
aus der reinen Diskussionsphase heraus. Sie setzen
bereits ihre in dem ABDA-Konzept festgeschriebenen
Vorstellungen zur "besseren Versorgung der
Bevölkerung mit Arzneimittel - unter der Verantwortung
des Apothekers" um beispielsweise mit dem
Modellversuch A-Card und in Arzt/Apotheker-Gesprächen.
Man will, wie es der ABDA-Präsident Klaus Stürzbecher
ausdrückte, die Bioverfügbarkeit heilberuflicher
Kompetenz, beziehungsweise pharmazeutischer Kompetenz,
erhöhen. Damit verbunden muß aber auch die
Bioäquivalenz der pharmazeutischen Kompetenz gesichert
werden, zum Beispiel durch elektronische Medien. Auch
dazu gebe es eine Reihe von Anträgen in Leipzig.
Fazit: Der Deutsche Apothekertag 1996 in Leipzig wird
sicher nicht als spektakulärer Apothekertag in die
Geschichte eingehen, er war eine Arbeitstagung , auf der
die deutschen Apotheker allen am Gesundheitswesen
Beteiligten bewiesen haben, daß sie ihre Zukunft selbst
planen und gestalten können. Es bleibt zu hoffen, daß
die Politik, gemäß ihrer Absicht "Vorfahrt der
Selbstverwaltung" diesen Willen erkennt und
respektiert.
Hartmut Morck
PZ-Chefredakteur
© 1996 GOVI-Verlag
E-Mail: redaktion@govi.de