Editorial
von Dr. Harmut Morck, Chefredakteur der Pharmazeutischen Zeitung
Nicht lamentieren, sondern investieren, das war eine der wichtigsten Botschaften, die
aus Düsseldorf an die Apothekerinnen und Apotheker erging und mit der die
deutsche Apothekerschaft in das 21. Jahrhundert gehen muß, will sie die Existenz
der Apotheke als unabhängige Institution und den Apotheker als freien Heilberuf
erhalten.
Es hat auch in der Pharmazie ein Paradigmenwechsel stattgefunden, auf den sich der
Berufsstand einstellen muß. ABDA-Präsident Hans-Günter Friese brachte es auf
den Punkt: Der Patient ist der größte Unsicherheitsfaktor in der
Arzneimittelanwendung. Dies zu verändern, muß die Aufgabe des Apothekers in der
Zukunft werden. Dabei hilft die reine statistische Erhebung der Noncompliance nicht
weiter. Sie bestätigt nur, was wir schon lange wissen. Ergebnisorientiert muß es das
Anliegen der Pharmazeuten sein, an der Noncompliance etwas zu ändern. Das kann
aber nur durch eine kompetente Betreuung des Patienten durch Apothekerinnen und
Apotheker geschehen. "Wir müssen für den Krankheitsfall Problemlösungen
anbieten", war der Rat des ABDA-Präsidenten an die pharmazeutische Basis.
Um fit für das Jahr 2000 zu sein, müssen die Apotheker auch bereit sein, Risiken zu
tragen, und selber aktiv handeln. Heinz-Günter Wolf kann in diesem Zusammenhang
nur zugestimmt werden: Nichtstun heißt nicht, daß sich nichts verändert.
Die Apothekerschaft muß in die Zukunft investieren - das war auch das Motto der
diesjährigen Deutschen Apothekertages, und dieses Motto zog sich wie ein roter
Faden durch alle Beratungen. Nur dann kann auch die Qualität der
Arzneimittelversorgung in der Zukunft aufrecht erhalten oder verbessert werden.
Friese wies zu Recht darauf hin, daß Qualität sich von Qual beziehungsweise sich
quälen ableitet. Wie in anderen Branchen hat der wachsende Wettbewerb und der
Kostendruck auch bei den Apotheken dazu geführt, daß, wenn das gleiche Ergebnis
erzielt werden soll, der Aufwand - die Qual - größer geworden ist. Dieser
Herausforderung müssen sich die Apotheker stellen. Die Larmoyanz der letzten
Jahre ist Vergangenheit. Sie selbst müssen ihr Schicksal in die Hand nehmen.
Gerade die Reden der Politiker und auch die Grußworte der Vertreter anderer
Verbände in Düsseldorf haben bewiesen, daß es nicht richtig ist, sich auf andere zu
verlassen. Die Bonusverträge zwischen Ärzten und Krankenkassen sind nur ein
Beweis dafür.
Die Pharmazie ist nicht in einer Sackgasse und auch nicht ohnmächtig, wie es aus
einigen Kommentaren und Leserbriefen eventuell herausgelesen werden könnte.
Die Apotheker müssen nur den Mut haben, selbst ihre Zukunft zu gestalten,
Verbündete, insbesondere bei den Patienten und den Verbrauchern suchen und in
die Zukunft investieren. Dann ist auch, so die Botschaft vom 49. Deutschen
Apothekertag in Düsseldorf, die Existenz der Apotheke im 21. Jahrhundert
gesichert.
© 1997 GOVI-Verlag
E-Mail: redaktion@govi.de