Editorial
von Hans-Günter Friese,
Präsident der ABDA - Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände
Vor einigen Jahren erschien in einer britischen Fachzeitschrift ein Beitrag, der mit der
provokanten Frage: "Are Pharmacists Necessary?" getitelt war. Geschrieben von
einem Apotheker, dessen Antwort ein "Nein" war. Weltweit entflammte damals eine
lebhafte Diskussion um die Zukunft unseres Berufsstandes. In Deutschland erhielt sie
zusätzlichen Sprengstoff, weil Krankenkassenvertreter neue Vertriebswege für
Arzneimittel forderten und dies noch tun. Viel ist seitdem geschehen
Mit dem ABDA-Konzept haben wir uns die Leitlinien für die Zukunft unseres
Berufes gegeben. In vielen Ländern der Welt laufen Modellversuche zu
"Pharmazeutischer Betreuung" (Pharmaceutical Care). Ich hin sehr froh, heute, zu
Beginn des diesjährigen Apothekertages feststellen zu können, daß Deutschland im
internationalen Konzert der Pharmazie kein Entwicklungsland ist. Vielmehr ist in
unserem Berufsstand eine Aufbruchstimmung zu spüren, aus der passiven Rolle
herauszukommen und unseren Sachverstand - stärker als bisher - in das
Dreiecksverhältnis Arzt/Patient/Apotheke, beziehungsweise in die Beziehung
Kunde/Apotheker, bei der Selbstmedikation einfließen zu lassen.
Selbstbewußt können wir dabei von einer guten Ausgangsposition starten. Die
Qualität unserer Arbeit mit und für unsere Kunden und Patienten in den Apotheken
ist unbestritten. Nach Umfragen wissen wir, daß mehr als 60 Prozent der Patienten
beim Arzneimittelkauf unsere kompetente Beratung suchen. Der aktive Dialog mit
der Bevölkerung, weltweit spricht man hier von "Pharmacists Care", findet also
bereits flächendeckend statt.
Angesichts knapper werdender Ressourcen im Gesundheitswesen stellt die
Gesellschaft andere, neue Herausforderungen an uns wie an die übrigen am
Gesundheitsmarkt Beteiligten auch. Die Begriffe "Qualitätssicherung" und
"Kostenkontrolle" werden maßgeblich die Diskussion um die Weiterentwicklung
unseres Gesundheitswesens bestimmen. Um in dieser Diskussion mithalten zu
können, müssen wir auf der Basis des Erreichten, was sich sehen lassen kann,
investieren.
So möchte ich das Motto des diesjährigen Apothekertages auch als Aufruf an alle
Kolleginnen und Kollegen verstanden wissen. Und zwar müssen wir nicht nur in
Raum und Einrichtung unserer Apotheken investieren, sondern vor allem in unsere
kommunikativen Fähigkeiten. Zielgruppen unseres Handelns sind Patienten und
Kunden sowie deren Zusammenschlüsse wie Selbsthilfegruppen und
Verbraucherverbände: Diese sind aber auch unsere Verbündeten bei der Abwehr
allzu dreister Vorschläge und Forderungen, die das solide und effiziente
Arzneiverordnungssystem in Deutschland gefährden oder nachhaltig stören wollen.
Wenn es uns auf der Grundlage der wünschenswerten "investiven Maßnahmen"
gelingt, die deutsche Apotheke als Teil eines funktionierenden Gesundheitssystems
subjektiv aus der Sicht des Patienten und Kunden und objektiv aufgrund von
meßbaren Ergebnissen besser als andere Arzneiversorgungssysteme darzustellen, ist
mir um die Entwicklung unseres Berufsstandes keineswegs bange. Hierzu wünsche
ich mir Ihre Anregungen und konstruktiven Beiträge auf der Hauptversammlung der
ABDA während des Deutschen Apothekertages in Düsseldorf.
Investieren auch Sie in Ihre und damit in unser aller Zukunft! Seien Sie versichert, die
Gremien der ABDA werden auch zukünftig die Interessen der Apotheker in der
Offizin ebenso vertreten wie die der Kolleginnen und Kollegen in Krankenhaus,
Bundeswehr, Industrie, Verwaltung und der Hochschule: Vorschläge, Ideen,
Anregungen und Visionen - eingebracht auf der Hauptversammlung oder über die
Mitgliedsorganisationen der ABDA - sind der Beginn wünschenswerter Investitionen
in die Weiterentwicklung unseres Berufsbildes!
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