Editorial
von Dr. Hartmut Morck,
Chefredakteur
Der Deutsche Apothekertag 1998 in München mit seinem Motto "Apotheke -
Mehrwert für den Patienten" war ein programmatischer Apothekertag. Der
Berufsstand wollte nicht abwarten, bis die neue Regierung in Bonn ihr gesundheits-
und sozialpolitisches Programm vorgelegt hat, um dann zu reagieren, sondern er
wollte ein eigenes Programm erarbeiten, das zukunftsweisend die Existenz der
Apotheke sichern kann.
Der Apothekertag hat damit nicht auf die Politik reagiert, sondern mit einem
richtungsweisenden Programm die Politik aufgefordert, zu reagieren. Daß dabei auch
unterschiedliche Positionen sichtbar wurden, wie zum Beispiel zwischen den
Krankenhausapothekern und krankenhausversorgenden Apothekern, ist in einem
demokratischen System selbstverständlich.
Nur dürfen solche Auseinandersetzungen nicht zur Spaltung des Berufsstandes
fuhren, sondern müssen Aufforderung sein, einen Konsens zu suchen. Jede
Apotheke, ob im Krankenhaus oder öffentlich, hat eine gesellschaftliche Aufgabe zu
erfüllen. Die Apotheke ist eine soziale Drehscheibe, in der der Patient und
Verbraucher einen Nutzen erfahren können muß. Dieser Nutzen kann nicht nur in
einem Produkt, also in dem Arzneimittel liegen, das er kauft, sondern dieser Nutzen
muß subjektiv wahrnehmbar sein. Der Patient und Kunde muß das Gefühl haben, in
der Apotheke mit dem Arzneimittel Qualität und Sicherheit erhalten zu haben, die er
in anderen Vertriebskanälen nicht bekommt. Nur mit solchen Strategien wird die
Apotheke in der Zukunft überleben können.
Das gilt sowohl für den Bereich der verschreibungspflichtigen Arzneimittel als auch
für die Selbstmedikation. Ein Mittel zum Zweck kann dabei das von Professor Dr.
Heyo Kroemer in der Eröffnungsveranstaltung des Expopharm-Kongresses
vorgestellte therapeutische Drug Monitoring sein, das auch die Zusammenarbeit
zwischen Arzt und Apotheker auf eine wesentlich rationalere Basis stellen kann.
Diese Aktivität kann helfen, die emotionalen Vorurteile auf beiden Seiten abzubauen.
Mit solcher Zusammenarbeit wird nicht nur dem Patienten der Mehrwert, den er
durch die Apotheke erfährt, bewußt, sondern auch dem Arzt. Nutznießer ist
außerdem die Krankenkasse, die durch eine rationalere und nicht rationierte
Arzneimitteltherapie Einsparungen erfahren wird.
Wichtig ist in diesem Zusammenhang aber auch, daß die wirtschaftliche Basis für die
Apotheke erhalten bleibt. Eine Rentabilitätssteigerung bei den Kassen kann und darf
nicht mit einer sinkenden Rendite bei den Apotheken beantwortet werden. Immerhin
ist die Apotheke mit 132.000 Arbeitsplätzen ein gewichtiger Arbeitgeber und ein
nicht zu übersehender Wirtschaftsfaktor.
Der Deutsche Apothekertag 1998 hat gezeigt, daß nicht Lamentieren die Existenz
der Institution Apotheke auch im nächsten Jahrhundert sichert, sondern Profilieren.
© 1997 GOVI-Verlag
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