Editorial
von Daniel Rücker
Redakteur PZ-Online
Wozu braucht ein Mensch ein Auto? Welchen Nutzen soll ein Radio haben?
Zerstört das Fernsehen die Kommunikation zwischen den Menschen? Ist ein
Computer nicht nur einfach dazu da, Probleme zu lösen, die ohne ihn niemals
entstanden wären? Wozu soll bloß das Internet taugen? Daß der Nutzen neuer
Technologien von vielen Skeptikern in Zweifel gezogen wird, ist ein alter Hut - daß
sie sich trotzdem durchsetzen, auch.
"Wenn man das Internet mit dem Film vergleicht, dann ist es heute an dem Punkt, an
dem ein Regisseur bemerkt hat, daß er die Kamera auch herumtragen kann, wenn er
filmt." Das Zitat stammt von einem Teilnehmer auf einer Podiumsdiskussion während
der Frankfurter Buchmesse 1996 und beschreibt treffend das Dilemma derjenigen,
die ein Angebot im Internet aufbauen wollen: Wie nutze ich die tatsächlichen
Vorteile, die das neue Medium bietet?
Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung wollte nicht warten, bis andere eine
Lösung für diese Frage gefunden haben. Deshalb haben wir uns vor einem Jahr, am
2. Oktober 1996, als erste Fachzeitschrift für Apotheker zu einem eigenen
Internetauftritt entschlossen. Zwölf Monate später sind wir sicher, daß dieser Schritt
richtig war, auch wenn wir vielleicht noch nicht den Stein der Online-Weisen
gefunden haben.
Wir wissen heute auch sehr gut, was die Apotheker an unseren Internetseiten
schätzen, nämlich die aktuellen Nachrichten, den Cartoon und auch das neue
Online-Archiv. Und wir wissen, was ihnen nicht gefällt. Wer von Anfang an unsere
Homepage besucht hat, der weiß, welche Seiten nicht mehr im Netz stehen.
(Ansonsten möchte ich es anderen überlassen, unsere Fehler nachzukarten.)
Wir sind immer bestrebt, unsere Internetseiten an Ihre Bedürfnisse anzupassen und
neue Angebote zu entwickeln, etwa das Online-Archiv und den PZ-Index. Ich
denke, daß es sehr wichtig war, diese Erkenntnisse selbst zu gewinnen und sich nicht
allein auf Statistiken und Untersuchungen anderer zu verlassen.
Richtig war der Schritt ins Internet auch deshalb, weil sich das Internet im
vergangenen Jahr immer stärker durchgesetzt hat, auch bei Apothekern und ihren
Organisationen. Als erster Apothekerverband waren die Baden-Württemberger im
Netz, andere planen ihren Auftritt. Mittlerweile ist auch die Zahl der Apotheken im
Internet dreistellig, und Großhändler sowie Hersteller haben ohnehin schon ihre
eigene Homepage. Als Medium zur Fachkommunikation hat sich das Internet
mittlerweile etabliert.
Diejenigen von Ihnen, die zum Apothekertag nach Düsseldorf kommen, werden
sehen, daß das Internet mittlerweile seinen festen Platz in der Apothekerwelt hat.
Dort wollen wir auch gerne unser Online-Angebot denjenigen vorstellen, die es noch
nicht kennen; einige Neuerungen werden auch dabei sein.
Selbstverständlich kommt heute auch derjenige noch ganz gut durchs Leben und den
Arbeitsalltag, der das Internet nicht benutzt. Fraglich ist jedoch, wie lange dies noch
gilt. In einem Spiegel-Interview hat der Buchautor Douglas Adams ("Per Anhalter
durch die Galaxis") die augenblickliche Situation wie folgt charakterisiert: "Wer das
Internet nicht benutzen will, der kann es ja bleiben lassen. Aber es führt kein Weg
daran vorbei, daß seine Kinder es tun." Wir freuen uns, all diejenigen, die nicht hinter
ihren Kindern zurückstehen möchten, auf unseren Internetseiten oder an unserem
Expopharm-Stand begrüßen zu dürfen.
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