Editorial
von Dr. Jürgen Meyer-Wilmes
Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats
der Bundesapothekerkammer
Fragen der Qualität, und natürlich insbesondere der des Arzneimittels, begleiten den
Apotheker durch das ganze Berufsleben. Relativ einfach und sicher zu beurteilen
sind sie, wenn Normen vorgegeben sind, wie dies mit den Arzneibüchern der Fall ist.
Hier kann am Ende einer Prüfung die Aussage getroffen werden: Die Qualität des
Arzneimittels entspricht den Anforderungen oder sie entspricht ihnen nicht. Wie
verhält es sich aber bei der Beurteilung der Qualität vieler anderer Leistungen des
Apothekers und der Apotheke, insbesondere derjenigen, die keine manuellen
Arbeiten im engeren Sinne erfordern, bei denen somit kein "greifbares" Ergebnis
vorhanden ist?
Waren die Beratungen als gut oder gar sehr gut zu bewerten, nur weil die Patienten
immer wieder in die Apotheke kommen oder man selbst ein gutes Gefühl hatte?
Sicherlich, das subjektive Erleben spielt auf der zwischenmenschlichen Ebene, also
auch im Verhältnis zwischen Apotheker und Patient, eine wichtige Rolle. Die Chemie
muß schon stimmen. Uns muß es aber vor allem darum gehen, daß wir dem
Patienten alle Leistungen der Apotheke in einem höchstmöglichen, nachprüfbaren
Qualitätsstandard anbieten. Auf das pharmazeutische Know-how kommt es also an.
Und hier, so denke ich, muß es auch unser Anliegen sein, daß in jeder Apotheke
zwar nicht uniforme, in gewisser Hinsicht jedoch standardisierte Angebote gemacht
werden. Die Qualität unserer Leistungen muß ständig gewährleistet sein. Damit
nehmen wir auch unseren Kritikern ein wesentliches Argument für ihre
systemverändernden Forderungen, unter anderem die Einführung des
Versandhandels.
Auch wenn wir im Gegensatz zu den Ärzten und den Krankenhäusern noch nicht
expressis verbis vom Gesetzgeber zu Maßnahmen der Qualitätssicherung verpflichtet
sind, so müssen wir uns in eigener Verantwortung diesem Thema stellen, bevor
andere es für uns aufgreifen und uns fremdbestimmen. Wenn über Qualitätssicherung
diskutiert wird, kommen zwangsläufig die Normen DIN EN ISO 9000 ff zur
Sprache. Und da wird gerne suggeriert, damit werde automatisch Qualität
produziert. Bei oberflächlicher Betrachtung ist es dann nur ein kleiner Schritt zu der
Schlußfolgerung, daß das DIN-EN-ISO-9000-ff.-Zertifikat der Persilschein ist, der
den Apotheker weiterer Bemühungen um die Oualität der Leistungen an sich
enthebt. Zertifiziert wird allerdings nicht Qualität als solche. Zertifiziert werden
Prozesse, das heißt Verfahrensabläufe, die für sich betrachtet zunächst einmal wenig
über Qualität aussagen. Gleichwohl könnte man darüber nachdenken, ob nicht
manche Abläufe in der Apotheke im Sinne eines reibungslosen Betriebes verbessert
werden könnten. Benötigt man aber dazu die DIN-EN-ISO-9000-ff.-Normen,
oder welche anderen Möglichkeiten gibt es?
Oualitätssicherung betrifft also auch uns. Diesem Anspruch wollen wir uns auf dem
Seminarkongreß der Bundesapothekerkammer vom 15. bis 19. September 1997 in
Westerland stellen. Natürlich kommt auch die wissenschaftliche Fortbildung nicht zu
kurz: Arzneistoffe für die Zukunft, Behandlung von Prostataerkrankungen und der
Schmerz sind weitere Themen, die besprochen werden. Workshops und
wissenschaftliche Exkursionen ergänzen das vielfältige Angebot. Ich würde mich
freuen, Sie in Westerland begrüßen zu dürfen.
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