Editorial
von
Hans-Günter Friese
Präsident der ABDA - Bundesvereinigung
Deutscher Apothekerverbände
Die Forderung der Spitzenverbände der Krankenkassen nach
alternativen, ihrer Meinung nach kostensparenden
Vertriebswegen, wie beispielsweise dem anonymen
Versandhandel, wird auch in Zukunft Anlaß für viele
hitzige Diskussionen sein.
Sie selbst wissen als Apotheker, daß in unserem
Gesundheitswesen die Apotheke unverzichtbar ist, weil es
für eine qualitativ hochstehende Arzneimittelversorgung
der Bevölkerung keine Alternative zur Apotheke gibt. In
der Apotheke steht der Patient im Mittelpunkt.
Es ist aus Erhebungen bekannt, daß nicht wenige
Arzneimittel falsch angewendet werden. Die fehlerhafte
Einnahme von Arzneimitteln ist für im Mittel fünf
Prozent der Krankenhauseinweisungen verantwortlich. So
stellt sich als nächstes die Frage, ob sich durch den
Versandhandel diese Problematik noch weiter verschlimmert
und anstatt Kosten zu sparen noch mehr Kosten verursacht
werden. Ist dies zum Wohle des Patienten? Ich denke:
nein!
Nur die Apotheker sind in der Lage, vor Ort durch
direkten und persönlichen Kontakt auf die individuellen
Probleme des einzelnen Patienten einzugehen. Dies ist
unser Vorteil gegenüber dem Versandhandel, also sollten
wir ihn auch nutzen.
Wenn wir uns als Apotheker zum "Anwalt des
Patienten" machen und bereit sind, mehr
Verantwortung zu übernehmen, um arzneimittelbezogene
Probleme zum Wohle des Patienten zu lösen, können wir
den Krankenkassen belegen, daß die Apotheker die
Kompetenz haben, durch Optimierung von
Arzneimitteltherapien in Zusammenarbeit mit den Ärzten
Kosten zu sparen. Dies ist jedoch nur möglich, wenn das
Konzept der Pharmazeutischen Betreuung von allen
Apothekern in den Alltag integriert wird.
Mit der vor kurzem erfolgten Gründung der
Förderinitiative Pharmazeutische Betreuung"
(FI) (siehe PZ 29, Seite 28) ist eine weitere Grundlage
zur konkreten Umsetzung dieser Philosophie in die
Apothekenpraxis geschaffen worden. Erste Pionierarbeiten,
die Pharmazeutische Betreuung in Deutschland gezielt zu
etablieren, werden gegenwärtig in der sehr motivierten
Kollegenschaft mit der "Asthma-Studie" in
Hamburg geleistet sowie mit weiteren Projekten, zum
Beispiel in Berlin, Westfalen-Lippe, Baden-Württemberg
und Brandenburg.
Um das Konzept der Pharmazeutischen Betreuung aber noch
stärker in unserer Kollegenschaft zu verbreiten, wird
vom 22. bis 23. November 1997 in Frankfurt am Main das 2.
ABDA-Symposium "Pharmaceutical Care"
stattfinden. Ziel des Symposiums ist es zu zeigen, daß
die Pharmazeutische Betreuung in der Apotheke machbar
ist, und wir wollen anhand von Seminaren konkret
vermitteln, wie die praktische Umsetzung aussieht. Der
rein wissenschaftliche Aspekt soll auf dieser
Veranstaltung nicht im Vordergrund stehen.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich hoffe, daß Sie sich
jetzt schon den Termin vormerken, und lade Sie herzlich
zur aktiven Teilnahme an diesen beiden Tagen ein!
© 1997 GOVI-Verlag
E-Mail: redaktion@govi.de