Pharmazeutische Zeitung online

Schlechte Karten

13.07.1998  00:00 Uhr

- Editorial

Govi-Verlag

Schlechte Karten

von Gisela Stieve
Stellvertretende Chefredakteurin

"Verbraucherzentrale: Kundenberatung in Apotheken mangelhaft." Diese Meldung aus Nordrhein-Westfalen sollten wir nicht als Sommertheater abtun. Immerhin hat die Verbraucherzentrale des Landes über drei Monate lang 225 Apotheken in 14 Städten "überprüft". Die Prüfer gaben sich einer Meldung der Deutschen Presseagentur zufolge als übergewichtig aus und fragten, wie sie wieder schlank werden könnten. Dann das vernichtende Urteil der Verbraucherzentrale.

Nur jeder sechste Apotheker habe den Testkunden nach möglichen falschen Eßgewohnheiten gefragt, nur jeder zehnte, wie oft der Kunde am Tag Mahlzeiten zu sich nimmt, jeder zwanzigste nach vorhandenen Krankheiten. Fast 90 Prozent der getesteten Pharmazeuten hätten sich nicht danach erkundigt, ob der Kunde regelmäßig Sport treibt. Nur vier Apotheke stellten den Diätwunsch der tatsächlich normalgewichtigen Personen in Frage. Die Apotheker interessierten sich praktisch nicht für den Ist-Zustand oder die Anamnese. Jeder fünfte Apotheker habe nach Meinung der Verbraucherzentrale "ausschließlich medizinisch fragwürdige Produkte" wie Sättigungskapseln und Ballaststoff-Präparate empfohlen.

Statt fachgerecht zu beraten, gehe es vielen Apothekern nur um den Verkauf teilweise ominöser Präparate, schließt die Verbraucherzentrale. Also sollen nach Meinung der Verbraucherzentrale Apotheker diese Mittel und "Wunderdiäten" aus dem Sortiment nehmen. Der Verkauf dieser Mittel in Apotheken werte diese zudem auf.

Letzteres hört man schon wieder gern. Da wird dem Vertriebsweg Apotheke Exklusivität und Seriosität bescheinigt. Trotzdem weiß ich nicht, wer bei solchen Meldungen die schlechteren Karten hat: der Journalist, der die Überschrift noch ein bißchen aufbläst, damit die Meldung auch zieht, oder die Apotheker, die angeblich oder offenbar mangelhaft beraten haben.

Schlechte Karten haben bei solchen Meldungen vor allem die Standesvertreter, die im Vertrauen auf die Leistungen ihrer Kollegen immer wieder die reine Lehre predigen, damit sich Beratung und Betreuung als typische pharmazeutische Leistungen in den Köpfen der Verbraucher und damit auch der Politiker festsetzt. Die ABDA gibt für ihre Image-Kampagne mit nachgewiesenen Erfolgen Millionen aus - und dann das! Die Schlagzeile steht, Dementis bringen nicht viel.

Schon in früheren Jahren sind Testkäufe mit versteckter Kamera oder laufendem Tonband zu einem Sommerthema vieler Rundfunk- und Fernsehanstalten geworden. Selbst wenn hier statistische Ausreißer vorgeführt werden, der Berufsstand nimmt Schaden, und die ABDA hat denkbar schlechte Karten, um in Bonn und Brüssel glaubhaft politisch Einfluß zu nehmen. Was nutzt die reine Lehre, wenn nicht alle an der Basis mitziehen?

Wer seine Trümpfe verspielt - und sei es in der Frage, daß ein Dicker dünner werden will - braucht sich nicht zu wundern, wenn er demnächst nicht mehr dabei ist, wenn die Karten gegeben werden. Verantwortung fängt da an, wo ein Patient oder Kunde die Apotheke betritt. Top

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