Editorial
von Brigitte
M. Gensthaler
PZ-Redakteurin
Zwei markante Zitate aus den ersten Stunden des
Meraner Kongresses: Nati sumus ad mutuam
communicationem sermonis." Und: "Wir müssen in
die Köpfe investieren, nicht in Beton." Beide
stammen nicht von Apothekern und treffen doch den Nerv
des heutigen apothekerlichen Lebens. Über 700 Apotheker
haben in Meran die Botschaft gehört und haben mit dieser
Fortbildungswoche in die Köpfe investiert",
wie es der ehemalige Präsident des Europäischen
Parlaments, Dr. Klaus Hänsch, zur Zukunftssicherung
Europas forderte. Mit seinem Vortrag wies er über die
Jahrtausendgrenze hinaus.
Für die Apotheker könnte seine Forderung
überlebenswichtig werden. Denn es ist dringender denn
je, daß sie durch Wissen und pharmazeutische Leistung
und auch, aber nicht nur durch wirtschaftliche Cleverness
ihren Platz im Gesundheitswesen behaupten. Die Gefahren,
die den Apothekern von innen und außen drohen, sind
groß. Die Diskussionen über das richtige
berufspolitische Handeln nehmen breiten Raum ein, doch
sie sollten die Fortbildung nicht an den Rand drängen.
Die akademisch geprägte Pharmazie ist kein zierendes
Aushängeschild, sondern die Basis des Berufs.
Was können Apotheker besser als alle anderen
Berufsgruppen? Eines vielleicht: Informationen rund um
das Arzneimittel einordnen und bewerten und diese
Einschätzung Ärzten, Mitarbeitern, Patienten und Kunden
vermitteln. Dann wird die Apotheke zum Ort gelebter
Arzneimittelsicherheit, wie es BAK-Präsident Dr. Hartmut
Schmall vor Journalisten formulierte. Dazu ist es nötig,
Konzepte, Fakten und Wissen in die Tat umzusetzen, auch
wenn dies neben dem ganz normalen Arbeitsalltag ziemlich
viel Aufwand bereitet.
Der Meraner Kongreß bot etliche Ansätze, ging es doch
mehrfach expressis verbis um die Bewertung: seien es
Phytopharmaka oder orale Kontrazeptiva der dritten
Generation, neue Arzneistoffe oder moderne Arzneiformen,
das Gesundheitsrisiko des Passivrauchers oder das Risiko,
sich durch Arzneimittel mit BSE zu infizieren. Auch wenn
manche Themen den Offizinapotheker nur am Rande
berühren, so bilden viele doch Mosaiksteinchen im Bild
des Heilberuflers. Jeder Kollege mag für sich
Schwerpunkte setzen.
Und das erste Zitat? Fast 500 Jahre alt, könnte man es
heute nicht treffender erfinden. Professor Dr. Thorsten
Beyrich, Moderator der ersten Kongreßhälfte, zitierte
Philipp Melanchthon, den Humanisten und Mitstreiter
Luthers, der in diesem Jahr 500 Jahre alt geworden wäre.
Nati sumus ad mutuam communicationem sermonis - Wir sind
zum wechselseitigen Gespräch bestimmt, sagte er damals
sicher nicht zu Ärzten und Apothekern. Doch sein Wort
paßt wie maßgeschneidert auf die heutige Situation im
Gesundheitswesen. Schließlich liegt im Gespräch eine
Hauptaufgabe der Heilberufe, denen Gesundheit und
Wohlergehen der Menschen in besonderem Maße anvertraut
sind.
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