Hauptsache gesund |
03.06.2002 00:00 Uhr |
Doch wer sich heute mit den fantastischen Möglichkeiten der Genanalyse auseinandersetzt, muss an die Zukunft denken. Seit einigen Jahrzehnten können Eltern, denen der Kinderwunsch verwehrt bleibt, auf die In-vitro-Fertilisation (IVF) hoffen. Dabei verschmelzen Mediziner im Reagenzglas, was im Körper auf natürlichem Weg nicht zueinander finden will. Inzwischen wurden dank dieser immer weiter perfektionierten Technik weltweit über 600.000 Wunschkinder zur Welt gebracht.
Heute lassen sich aber nicht nur Samenzelle und Ei fusionieren. Mediziner sind inzwischen in der Lage, das Erbgut des werdenden Kindes unter die Lupe zu nehmen. Bislang ist die Präimplantationsdiagnostik (PID) in Deutschland verboten. Frauen, die bei der belastenden Prozedur der IVF auf Nummer sicher gehen wollen, müssen im Ausland Hilfe suchen.
Ob die PID auch in der Bundesrepublik künftig erlaubt sein wird, kann nur der Gesetzgeber entscheiden. Denn weder die Verfassung noch das Embryonenschutzgesetz, aus denen Gegner und Befürworter meist ihre Argumente schöpfen, geben eine endgültige Antwort, resümierte Professor Dr. Jochen Taupitz beim 40. Pharmacon der Bundesapothekerkammer in Meran. Wer sich gegen die PID ausspreche, müsse aber auch seine Einstellungen zu den pränatalen Untersuchungsmethoden wie Ultraschall oder Fruchtwasseruntersuchungen überdenken. Schließlich dürfte auch dann die Schwangerschaft abgebrochen werden, wenn der Befund erst viel später als im Reagenzglas auf schwere Missbildungen hindeutet.
Sicherlich gab auch die anschließende Diskussion im Meraner Kursaal keine endgültigen Antworten. Die Referenten versorgten ihr Auditorium aber mit dem notwendigen naturwissenschaftlichen Hintergründen und gaben einen Einblick in die derzeitige Rechtslage. Meiner Meinung nach ist das die Basis für jede sachliche Auseinandersetzung mit dem häufig sehr emotional diskutierten Thema.
Das Kompliment geht an die Veranstalter des Kongresses. Denn sie setzten ein Thema auf die Tagesordnung, zu dem Apothekerinnen und Apotheker sicher von ihren Kunden in Zukunft immer häufiger angesprochen werden.
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