Editorial
von Dr.
Hartmut Schmall
Präsident der Bundesapothekerkammer
Eine verantwortungsvolle Berufsausübung ist in einem
akademischen Heilberuf ohne kontinuierliche und
niveauvolle Fortbildung nicht möglich. Es ist schön zu
wissen, daß ein Großteil der Kolleginnen und Kollegen
diese Auffassung nicht nur teilt, sondern auch danach
handelt. In Zeiten, in denen die Apotheke in ihrer
heutigen Form immer wieder in Frage gestellt wird, ist
Offensive statt Defensive gefragt. Offensive heißt: die
Kompetenz stärken und pharmazeutische Dienstleistungen
intensivieren.
Die Fortbildungsveranstaltungen der Kammern und die
Pharmacon-Kongresse der Bundesapothekerkammer erfreuen
sich steigender Nachfrage. Die Kammern konnten im
vergangenen Jahr bei ihren Veranstaltungen für Apotheker
insgesamt fast 70.000 Teilnehmer zählen! Die drei
Kongresse der Bundesapothekerkammer wurden von fast 2.500
Kollegen besucht. Beeindruckende Zahlen, wie ich meine.
Zwar bieten auch die pharmazeutischen Fachzeitschriften
mit aktuellen praktischen und wissenschaftlichen
Beiträgen ein gutes und attraktives Fortbildungsangebot
an. Dennoch halte ich es für wichtig, regelmäßig auch
Veranstaltungen zu besuchen. Sie haben den entscheidenden
Vorteil, daß sie den Rahmen für einen Austausch mit den
Kolleginnen und Kollegen bieten. Probleme aus der Praxis
können gemeinsam diskutiert werden. Man kommt heraus aus
der eigenen Apotheke und sieht die tägliche Arbeit
vielleicht auch mal mit dem Blick eines Außenstehenden.
Wichtig sind in diesem Zusammenhang auch die
berufspolitischen Gespräche und Diskussionen im Rahmen
oder am Rande solcher Fortbildungsveranstaltungen.
Fortbildung und Horizonterweiterung sind für die
Berufsausübung unerläßlich. Dies gilt
selbstverständlich für Apothekenleiter ebenso wie für
Angestellte. Die angestellten Apothekerinnen und
Apotheker, die das Erscheinungsbild unserer Apotheken
durch ihr Engagement und ihren pharmazeutischen
Sachverstand ganz entscheidend mitprägen, stehen ebenso
in der Pflicht wie die "Chefs". Vielleicht
brauchen gerade die Angestellten das Herauskommen aus der
Apotheke und den Kontakt mit den Kollegen ab und zu
besonders, damit sie im Alltagstrott der pharmazeutischen
Praxis nicht den Blick für das Ganze verlieren. Wir
Apothekenleiter sind in der Pflicht, unsere Angestellten
zur Fortbildung zu ermuntern und sie darin zu
unterstützen. Schließlich profitieren unsere Apotheken
vom Engagement und der Kompetenz der angestellten
Kollegen.
Bei den Kongressen der Bundesapothekerkammer sind
durchschnittlich ein Drittel der Teilnehmer angestellte
Kollegen. Viele Apothekenleiter scheinen ihre Mitarbeiter
erfreulicherweise zu unterstützen, die Kongresse zu
besuchen. Es stimmt mich allerdings nachdenklich, auch
immer wieder zu hören, daß Angestellte keine
Unterstützung erfahren oder daß sie sogar auf
"taube Ohren" stoßen, wenn sie den ihnen
gesetzlich beziehungsweise tariflich zustehenden
Bildungsurlaub in Anspruch nehmen wollen.
Selbstverständlich ist eine betriebsinterne Absprache
und Rücksichtnahme nötig. Manchmal mag eine
Freistellung für Bildungsurlaub aus betrieblichen
Gründen zu einem bestimmten Zeitpunkt nicht möglich
sein. Wer aber die Fortbildung seiner Mitarbeiter aus
Prinzip nicht fördert, handelt kurzsichtig und schadet
letztlich dem eigenen Betrieb. Motivierte und
hochqualifizierte Mitarbeiter haben wir in diesen Zeiten
nötiger denn je. Dies gilt für die einzelne Apotheke
genauso wie für die Institution Apotheke generell.
Daher meine herzliche Bitte an alle Apothekenleiter:
Ermuntern und unterstützen Sie Ihre Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter, an den Fortbildungsveranstaltungen der
Kammern und der Bundesapothekerkammer teilzunehmen.
Übrigens: Der Meraner Kongreß der Bundesapothekerkammer
wird in einigen Bundesländern von den zuständigen
Behörden als Bildungsurlaubsveranstaltung anerkannt. In
allen übrigen Bundesländern kann der Kongreß im Rahmen
des tariflich festgeschriebenen Bildungsurlaubs besucht
werden.
Ich freue mich auf die Fortbildungswoche in Meran und
hoffe, dort viele selbständige und angestellte Kollegen
begrüßen zu dürfen.
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