Pharmazeutische Zeitung online

Blockade

23.03.1998  00:00 Uhr

- Editorial

Govi-Verlag

Blockade

von Dr. Hartmut Morck,
PZ-Chefredakteur

Ein "Igel" sorgt zur Zeit für Unruhe im Gesundheitswesen. Was steckt dahinter? Die Ärzte haben die politikfreie Zeit aktiv genutzt und mit ihrer Liste "Individueller Gesundheitsleistungen (IGEL)" eigene Vorschläge zur Gestaltung des zukünftigen Kataloges ärztlicher Leistungen zusammengestellt, die nicht über die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) abgerechnet werden sollen. Diese Liste könnte auch als Negativliste ärztlicher Leistungen definiert werden.

Vom Prinzip her entspricht die Liste dem seit 1993 verfolgten Bestreben der Krankenkassen, Leistungen einzuschränken oder auszugrenzen. Bisher waren allerdings die Arzneimittel das einzige Übungsfeld der Krankenkassen.

Deshalb erstaunt die Reaktion einiger Krankenkassen auf diese Liste: Sie akzeptieren den Vorschlag der Kassenärztlichen Bundesvereinigung nicht als Diskussionsgrundlage für eine Rationalisierung des Leistungsangebotes der GKV, ohne daß die medizinische Versorgung der Versicherten an Qualität verliert. Statt dessen schlagen die Krankenkassen, in vorderster Front der Vorsitzende des AOK-Bundesverbandes, Hans-Jürgen Ahrens, mit dem verbalen Holzhammer auf den IGEL ein, wohl in der Hoffnung, sich selbst nicht weh zu tun. Vom Abzocken der Ärzte ist die Rede, obwohl einige Leistungen der Liste ohnehin von den gesetzlichen Krankenkassen nicht ersetzt werden.

Man wird bei dieser Diskussion an die Blockadepolitik der letzten Jahre in Bonn - Bundestag contra Bundesrat - erinnert. Vielleicht wollen auch die Krankenkassen die politische Wende in Bonn abwarten, um weitreichendere Strukturänderungen in der Gesetzlichen Krankenversicherung politisch durchzusetzen.

Die Verweigerung der Krankenkassen zur sachlichen IGEL-Diskussion ist um so erstaunlicher, als in dem Serviceangebot der Krankenkassen durchaus auch unsinnige Leistungen wie Bauchtanz- und Yogakurse enthalten sind. Diese sollten sicher nicht nach dem Solidarprinzip durch die Beiträge aller Versicherten bezahlt werden. Sie gehören also auch zur Rationalisierungsreserve in der GKV.

Man sollte daher den Ärzten dankbar sein, daß sie den Mut aufgebraucht haben, den Katalog ärztlicher Leistungen nach sinnvollen, solidarisch zu finanzierenden und medizinisch weniger notwendigen, vom einzelnen zu zahlenden Leistungen durchforstet zu haben. Die Politik und auch die Krankenkassen haben bisher diesen Mut nicht aufgebracht. Die Apotheker können dem Anliegen der Ärzte zustimmen, denn damit ist die Diskussion über Rationalisierungsreserven im GKV-Bereich nicht mehr nur auf den bisherigen "Spartopf" Arzneimittel beschränkt.

Daß Rationalisierungen im Gesundheitswesen notwendig sind, wird von keinem mehr bestritten. Wenn sie nicht vorgenommen werden, bleibt nur noch die Rationierung, die allerdings keiner will, vor allem nicht die Politiker im Wahlkampf. Top

© 1997 GOVI-Verlag
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