Editorial
von Hermann
S. Keller
Vorsitzender des
Deutschen Apothekerverbandes
Die Planung für das 34. Wirtschaftsforum des
Deutschen Apothekerverbandes vom 25. bis 27. April 1997
in Baden-Baden steht. Wir beginnen mit einem
bemerkenswerten Auftakt. Nach dem politischen Bericht
wird der EG-Kommissar Martin Bangemann im Festreferat zum
Stand und zu den Perspektiven des Arzneimittelsektors im
europäischen Binnenmarkt sprechen. Es wird spannend zu
hören, wie der für Industriepolitik zuständige
EU-Kommissar die weitere Entwicklung des
Arzneimittelmarktes sieht.
Die sich anschließende Diskussion eröffnet die
Möglichkeit, alle brennenden Probleme aus deutscher
Sicht anzusprechen. In der Aussprache wird sich zum
Beispiel zeigen, ob der Versandhandel aus der Sicht des
EU-Kommissars für Industriepolitik unterbunden werden
kann. Eine für die deutsche Apothekerschaft
existentielle Frage, die beantwortet werden muß. Mit
Besorgnis sehen wir die Entwicklung von EMS, einer
Versandfirma in London, die in Deutschland über eine
Hamburger Telefonnummer Anrufe nach London weiterleitet
und dort bearbeitet. Wie verhält es sich mit Fremd- und
Mehrbesitzapotheken in den angrenzenden europäischen
Ländern? Wird es demnächst von europäischen Ländern
aus Ketten- oder Filialapotheken geben?
Alle diese Fragen müssen gestellt werden, weil sie von
höchster Brisanz sind und die Existenz der
Apothekerschaft in Deutschland bedrohen können. Die
einzelnen Seminare bieten Informationen und Kommunikation
zu aktuellen Themen. Sie sind dem Motto des
Wirtschaftsforums zugeordnet: Kompetenz, Qualität und
Service in der Apotheke.
Von Standesvertretung und Politik wird immer wieder
betont, daß die Zukunft der Apotheke von der
pharmazeutischen Kompetenz des Apothekers abhängt. Wir
müssen aber deutlich feststellen, daß es viele Kräfte
in Deutschland und Europa gibt, die versuchen, den
Apotheker überflüssig zu reden. Namhafte Vertreter von
Krankenkassen werden nicht müde, in Pressekonferenzen
und auf Diskussionsforen die Arbeit der Apotheker als zu
teuer zu verunglimpfen und vorzuschlagen, sie durch
andere Vertriebssysteme zu ersetzen. Attention! Deshalb
ist es wichtig, die gegenwärtig und zukünftig verlangte
Kompetenz des Apothekers auch im Angebot von
Dienstleistungen auszubauen. Die Seminare geben reichlich
Gelegenheit dazu, diesem Ziel näherzukommen. Nutzen Sie
diese Chance und denken Sie bei der Buchung daran, daß
wir diese Seminare erstmalig auch am Sonntag anbieten.
Ein Highlight ist am Freitag nachmittag das Infotainment
zum Thema Arzt und Apotheker - neue Wege zu mehr
Kommunikation. Es diskutieren Dr. Klaus Penndorf,
Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung von
Sachsen-Anhalt, Peter Sauermann, Vorsitzender der
Kassenärztlichen Vereinigung Trier, Dr. Peter Schwoerer,
Stellvertretender Vorsitzender der Kassenärztlichen
Bundesvereinigung, und Mitglieder des
Geschäftsführenden Vorstands des Deutschen
Apothekerverbandes. Es verspricht spannend zu werden,
weil nicht daran gedacht ist, ein harmonisches Geplänkel
zu veranstalten, sondern auch die im Raum stehenden
Gegensätze anzusprechen. Im Rahmen dieses Infotainments
wird auch eine Demoversion eines "elektronischen
Rezeptes" gezeigt.
Die Politik stellt uns in nächster Zeit vor neue
Aufgaben, wenn - wie es das 2. NOG vorsieht - die
Arzneimittelbudgets durch Richtgrößen abgelöst werden
müssen. Politik und Leistungserbringer haben erkannt,
daß die gegenwärtig festgeschriebenen und
fortgeschriebenen Arzneimittelbudgets bei einer
Überschreitung einen im Gesetz vorgeschriebenen Regreß
politisch nicht durchsetzbar machen. Deshalb sollen jetzt
Richtgrößen arztgruppenspezifisch auf KV-Ebene für
jeden Arzt ermittelt werden. Dabei sind Apotheker mit
ihrem Zahlenmaterial unverzichtbar. Jeder Apotheker muß
sich die Frage stellen: Bin ich bereit hier mitzuwirken
oder aber lasse ich diesen Prozeß an mir vorbeigehen?
Wer nicht mitmacht, muß wissen, daß er dann alsbald out
ist.
Deshalb lade ich alle Kolleginnen und Kollegen herzlich
ein, vom 25. bis 27. April 1997 nach Baden-Baden zu
kommen. Es wird nicht nur interessant, sondern spannend.
© 1996 GOVI-Verlag
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