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Marktforschung

E-Rezept lässt Apotheken sterben

In Deutschland könnte die Zahl der Apotheken bis zum Jahr 2030 auf 11.871 sinken. Das geht aus einer Analyse der Münchener Marketingagentur Dr. Kaske hervor. Für diese Entwicklung macht das Unternehmen unter anderem das E-Rezept verantwortlich.
Jennifer Evans
24.04.2019  16:20 Uhr

Vom elektronischen Rezept versprechen sich vor allem die Versandhändler Vorteile, sie können dessen Einführung im Jahr 2020 kaum erwarten. Welchen Einfluss das E-Rezept insgesamt auf das deutsche Gesundheitssystem haben wird, untersuchte nun die Marketingagentur Dr. Kaske aus München. Und prognostiziert: Nach flächendeckender Einführung der elektronischen Verordnung wird die Zahl der Apotheken bis zum Jahr 2030 um jährlich 4 Prozent sinken. Gleichzeitig wird es demnach für die Offizinen Einbußen im Rx-Markt geben, während die Versender in diesem Bereich deutlich zulegen.

Weitere Gründe für ein Apothekensterben in den nächsten Jahren liegen laut der Analyse in der Zunahme digitaler Prozesse im Allgemeinen, der möglichen Ausstellung von Folgerezepten durch Online-Apotheken sowie immer kürzeren Lieferzeiten der Paketdienste. Noch läge der Online-Anteil am Markt der verschreibungspflichtigen Arzneimittel bei 1,5 Prozent, könnte aber bis zum Jahr 2030 auf gut 10 Prozent steigen, heißt es. Das entspricht der Analyse zufolge für die Offizinen Verlust im Rx-Markt in Höhe von 4,3 Milliarden Euro. Änderten die Patienten ihr Verhalten, könnte bei den Versendern sogar ein jährlicher Umsatz im Rx-Bereich von bis zu 23,3 Milliarden Euro entstehen. Die Agentur hält eine Marktverschiebung zulasten der Apotheke vor Ort für wahrscheinlich. »Das hat gewaltige Folgen: bis 2030 könnte jede dritte Offizin-Apotheke schließen«, so die Einschätzung der Marketingexperten.

Papierrezept wird abgelöst

Außerdem erwartet die Agentur für die Versender, dass zusammen mit dem Rx-Anteil auch deren OTC-Bereich wachsen wird.  Letzterer könnte 30 Prozent erreichen – und das schon bis 2023. Von dem großen bis sehr großen OTC-Potenzial bei den Online-Apotheken sind auch 92 Prozent der befragten Hersteller überzeugt. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage unter 5000 Verbrauchern, 107 Herstellern und 235 Apothekern hervor, die das Marketingunternehmen nach eigenen Angaben im Rahmen seiner Prognosen durchgeführt hat. 80 Prozent der Pharmaunternehmen glauben demnach, dass die Einführung des E-Rezepts den Rx-Online-Anteil vergrößern wird. Weitere 68 Prozent sind zudem überzeugt davon, dass damit gleichzeitig auch mehr OTC-Produkte im Netz gekauft werden.

Insgesamt finden 82 Prozent der Hersteller, dass das Papierrezept durch das E-Rezept abgelöst werden sollte. Unter den Verbrauchern hingegen können sich 60 Prozent eine Ablösung eher nicht oder gar nicht vorstellen, bei den Apothekern sind es 52 Prozent. Grundsätzlich begrüßen von den befragten Pharmazeuten lediglich 46 Prozent das E-Rezept, 54 Prozent lehnen es ab. Mehr als ein Viertel der Apotheker sieht in der elektronischen Verordnung aber auch Vorteile für die Offizin – etwa mit Blick auf eine schnellere Arzneimittelversorgung und der Neukundengewinnung. Auch erwarten die Apotheker aufgrund der neuen Technik weniger Fehler, beispielsweise bei der Abgabe.

Ein Zukunftsszenario, in dem der Arzt das E-Rezept direkt an eine Online-Apotheke schickt und der Patient das Medikament später bequem nach Hause geliefert bekommt, finden 60 Prozent der Hersteller gut. 53 Prozent der Apotheker bewerten es als schlecht oder eher schlecht. Bei den Verbrauchern sieht es anders aus: Die Hälfte von ihnen kann sich ein solches Vorgehen künftig gut vorstellen. Allerdings widerspricht dieses Szenario dem Recht des Patienten zur freien Apothekenwahl.

Die Marketingagentur Dr. Kaske ist Fördermitglied des Bundesverbands Deutscher Versandapotheken (BVDVA).

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