Duftstoffe können krank machen |
Unterstützung findet Wieland bei anderen Betroffenen, vor allem in sozialen Medien. Sogar ein Kleinanzeigen-Portal für duftstofffreie Gegenstände wurde gegründet. Auch Selbsthilfegruppen für Menschen mit Multipler Chemikaliensensibilität (MCS) beschäftigen sich mit Duftstoffallergien. Gehör finden Duftstoffallergiker auch bei Umweltmedizinern, etwa bei der umweltmedizinischen Ambulanz der Uniklinik Augsburg. «Die meisten Betroffenen suchen lange nach Informationen und Austausch», sagt Pleschka vom DAAB. In manchen anderen Ländern scheint die Gefahr bereits stärker ins öffentliche Bewusstsein vorgedrungen. Eine australische Wissenschaftlerin fand vor allem in Kanada und den USA mehrere Einrichtungen wie Rathäuser, Büchereien, Kirchen, Restaurants und Krankenhäuser, die Besucher anweisen, auf Duftstoffe zu verzichten.
Auch in Deutschland ist das Thema mehrfach Politikum geworden. Die Bundestagsfraktion der Grünen forderte 2020, die Beduftung von öffentlichen Räumen und Verkehrsmitteln, Kindergärten, Krankenhäusern und ähnlichem zu verbieten, ebenso wie allergene Duftstoffe in Spielzeug. Das Umweltbundesamt plädiert ebenfalls dafür, öffentliche Räume generell nicht zu beduften. Auch das bayerische Landesparlament hat sich schon mit Duftstoffen beschäftigt. «Doch es passiert einfach nichts», sagt Pleschka vom DAAB.
Duftstoffe zu umgehen ist selbst im eigenen Haushalt schwierig. Denn sie müssen auf Produkten nicht vollständig deklariert werden. Selbst Pflegemittel, die als «parfümfrei» vertrieben werden, können Duftstoffe enthalten, wie Untersuchungen ergaben. Kennzeichnungsmängel fand das Niedersächsische Amt für Verbraucherschutz auch bei Raumbeduftungen. Für Sarah Wieland und andere Betroffene geht der Spießrutenlauf daher zunächst weiter.