Drogenbedingte Todesfälle mit fünf Maßnahmen reduzieren |
Drogenkonsumräume wie hier in Essen bieten süchtigen Menschen eine sichere Umgebung unter medizinischer Aufsicht und mit sterilen Utensilien. / © Imago/Funke Foto Services/Kerstin Kokoska
Am Montag hat der Drogenbeauftragte der Bundesregierung Professor Dr. Hendrik Streeck (CDU) den neuen Drogenbericht vorgestellt. »Die hohe Zahl drogenbedingter Todesfälle in Deutschland im Jahr 2024 ist ein alarmierendes Signal, das dringendes Handeln erfordert«, reagierten darauf fünf Fachverbände darunter die Deutsche Aidshilfe, Gesellschaft für Suchtmedizin und der Fachverband Drogen- & Suchthilfe in einer gemeinsamen Stellungnahme.
2137 Menschen starben im vergangenen Jahr an Überdosierungen und anderen Folgen des Konsums illegaler Substanzen, vor allem durch Kokain und Opioide; im Vorjahr waren es 2227. Die Fachverbände fürchten eine weitere Verschlimmerung und fordern fünf Maßnahmen. Diese sind im Wortlaut:
Für mehr Drogenkonsumräume und ein besseres Monitoring hatte sich auch der Drogenbeauftragte ausgesprochen. Naloxon soll nach Empfehlung des Sachverständigenausschusses für Verschreibungspflicht demnächst rezeptfrei verfügbar sein. Dafür hatten sich Suchthilfeeinrichtungen stark gemacht. Einen entsprechenden Referentenentwurf zur Änderung der Arzneimittelverschreibungsordnung legte das BMG am 17. Juni vor.
Drugchecking wird bislang nur vereinzelt angeboten und die Zahl der Arztpraxen, die substituieren, nahm demografiebedingt zuletzt ab statt zu. »Substitution mit psychosozialer Begleitung schafft echte Perspektiven und Entlastung des Gesundheitssystems«, betont Dr. Maurice Cabanis, Vorstand Deutsche Gesellschaft für Suchtmedizin. »Der größte Mehrwert liegt im Zugewinn an Stabilität, sozialer Teilhabe und Lebensqualität – für Betroffene und deren Angehörige.«
»Die oben genannten fünf Maßnahmen bilden bei konsequenter Umsetzung einen wirksamen Schutz vor drogenbedingten Todesfällen«, ist Dirk Schaeffer, Referent Drogen und Strafvollzug Deutsche Aidshilfe, überzeugt. Professor Dr. Heino Stöver, Vorstand akzept Bundesverband für akzeptierende Drogenarbeit, kritisiert: »Die aktuelle Drogenpolitik steht im falschen Fokus: Es geht nicht um Verbote, sondern um Leben retten – durch fünf effektive Maßnahmen, die gut in unserem Gesundheitssystem implementierbar sind. Schützen statt strafen lautet das Motto; ein Paradigmenwechsel, der längst überfällig ist.«