Dringende Reform und neue Positionen |
Laura Rudolph |
19.11.2024 09:00 Uhr |
Voller Hörsaal an der Saar-Uni: Ein Wochenende lang setzten sich die BPhD-Mitglieder intensiv mit der Zukunft des Pharmaziestudiums auseinander. / © BPhD
»Der persönliche Austausch prägt die BVT und macht sie einzigartig«, sagte die BPhD-Präsidentin Annika Balkheimer (Würzburg) am Freitagabend bei der Eröffnung der 137. Bundesverbandstagung. Sie ermutigte alle Anwesenden, die Zeit zu nutzen, um neue Impulse zu setzen und Kontakte zu knüpfen. Ein besonders wichtiges Thema für die Zukunft des Pharmaziestudiums sei die Novellierung der Approbationsordnung.
Deren Dringlichkeit bekräftigte Dr. Benjamin Kirsch, Vorstandsmitglied der Apothekerkammer des Saarlands, in seinem Grußwort. »Wir sind uns einig, dass eine Reform dringend notwendig ist.« Und das zeitnah: Passt sich Deutschland nicht bis März 2026 an die neuen EU-Vorgaben zur Apothekerausbildung an, wird die deutsche Ausbildung nicht mehr automatisch in anderen EU-Staaten anerkannt. Das Bundesgesundheitsministerium habe auf den eingereichten Entwurf bislang aber noch nicht reagiert.
Der Campus Saarbrücken der Universität des Saarlandes liegt mitten im Stadtwald. / © Adobe Stock/saravicus
Studienkoordinator Dr. Michael Ring führte die Anwesenden auf eine Reise durch die Geschichte der Saar-Uni, die 1948 als zweisprachige Universität unter der Federführung Frankreichs gegründet wurde. Heute zählt sie mehr als 16.000 Studierende, darunter circa 360 im Fach Pharmazie. Angegliedert an die Universität ist auch das Helmholtz-Institut für Pharmazeutische Forschung Saarland (HIPS), das fünf der zwölf Pharmazie-Professuren in Saarbrücken stellt.
Im Vortrag »Pharmaceutical Pandemic Preparedness und das Problem der antimikrobiellen Resistenz«, ging Dr. Christian Ducho, Professor für Pharmazeutische und Medizinische Chemie, anschließend unter anderem auf die wachsende Gefahr durch resistente bakterielle Erreger ein. Diese könnten laut Modellrechnungen bereits ab 2050 jedes Jahr zehn Millionen Menschen das Leben kosten – so viele, wie aktuell an Krebs sterben.
An Pharmafirmen, die zu neuen antibakteriellen Agenzien forschen, mangelt es jedoch. »Die Folgen werden dramatisch sein«, betonte Ducho und bezeichnete Antibiotikaresistenzen als pharmazeutisches Analogon zum Klimawandel; man wisse genau um die verheerenden Auswirkungen, komme aber nicht so recht ins Tun, etwas dagegen zu unternehmen. Während sich akademische Labore schon lange mit dem Thema beschäftigten, sei die Forschung für Pharmafirmen nicht rentabel genug.
»Wir brauchen politische Lösungen«, fordert der Chemiker, der mit seiner Arbeitsgruppe an antibakteriellen Naturstoffen forscht. Ein denkbares Szenario sei für ihn eine hoch angesetzte Fixsumme als Honorar für Unternehmen, die erfolgreich ein neues Antibiotikum entwickeln, abgekoppelt von den Verkaufszahlen. Verlangt werden dürfe für das Präparat dann im Gegenzug nur der Selbstkostenpreis.
Neben zahlreichen Diskussionen im Plenum konnten die Studierenden auch an Workshops, Soft Skill Trainings und Ausschüssen teilnehmen. Außerdem überarbeiteten und beschlossen sie Positionspapiere. Der BPhD fordert im Positionspapier »Pharmaziestudium und Approbationsordnung für Apotheker«, die Klinische Pharmazie, Pharmakologie und wissenschaftliches Arbeiten auszubauen sowie einen Mindestabstand von fünf Tagen zwischen den einzelnen Prüfungen des Zweiten Staatsexamens rechtlich zu verankern. Studierenden mit einer »pharmazienahen« Ausbildung soll außerdem die Hälfte der Famulatur erlassen werden.
Im Positionspapier »Impfen in Apotheken« fordert der Verband etwa, Seminare zur Beratung und praktischen Durchführung von Impfungen ins Pharmaziestudium zu integrieren. Beim Thema Organspende stimmt der BPhD der Widerspruchslösung zu und fordert gleichzeitig, dass weitere Maßnahmen eingeführt werden, um die Bereitschaft zur Organspende zu erhöhen. Alle Positionspapiere finden sich auf der Website des BPhD.
Im Rahmen der BVT wurden zudem einige Ämter neu besetzt. Beispielsweise übernimmt Anna Gommlich (Jena) zum Jahreswechsel das Amt der Präsidentin. Für Lehre und Studium beziehungsweise für Studien- und Lehrorganisation werden künftig Yannick Leps (Kiel) und Elisabeth Jones (Heidelberg) verantwortlich sein.