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Antibiotika

Drei Wege für deutsche Produktion

Antibiotika werden heute immer häufiger in China oder Indien produziert. Eine Rückverlagerung der Produktion nach Europa ist möglich – allerdings nur mit Hilfe der Politik. Das zeigt eine Studie, die der Herstellerverband Pro Generika heute in Berlin vorgestellt hat.
Stephanie Schersch
29.11.2018  15:30 Uhr

Lieferengpässe bei Arzneimitteln gehören im Gesundheitswesen heute zum Alltag. Ein Grund dafür ist die Wirkstoffproduktion, die zu einem großen Teil im Ausland stattfindet und sich dort zu allem Überfluss auf wenige Standorte konzentriert. Kommt es hier etwa zu einem technischen Problem, steht schnell die Versorgungssicherheit auf dem Spiel.

Immer wieder wird daher die Forderung laut, die Produktion verstärkt zurück nach Deutschland oder zumindest Europa zu führen. Das allerdings lässt sich gar nicht so einfach umsetzen, wie nun eine Studie der Unternehmensberatung Roland Berger zeigt, die im Auftrag von Pro Generika entstanden ist.

Untersucht haben die Autoren darin, unter welchen Umständen die Wirkstoffklasse der Cephalosporine in Deutschland produziert werden könnte. Das Ergebnis: Für die Hersteller wäre ein solches Projekt kein wirklich gutes Geschäft. Bei einem jährlichen Bedarf für den deutschen Markt von 100 Tonnen Wirkstoff, könnten die Unternehmen laut Studie mit einem Umsatz von 21 bis 30 Millionen Euro rechnen. Die Kosten für Herstellung und Investitionen allerdings fallen weit höher aus – am Ende steht ein dicker Verlust von rund 55 Millionen Euro.

»Unter normalen wirtschaftlichen Bedingungen lassen sich diese Wirkstoffe in Deutschland nicht produzieren«, sagte Morris Hosseini, Partner bei Roland Berger. Wolle man die Herstellung tatsächlich zurückverlagern, müsse daher das System die Verluste auffangen. Heruntergerechnet auf eine einzelne Tagesdosis des Wirkstoffs liegen die Mehrkosten dem Bericht zufolge bei rund 46 Cent. »Im Prinzip ist das ein überschaubarer Betrag«, so Hosseini. Würde allerdings auch die Produktion anderer Antibiotika zurück nach Deutschland verlegt, fielen die Kosten weit höher aus.

Drei Wege schlagen die Autoren der Studie vor, wie der Staat den Herstellern unter die Arme greifen kann. So könnte die Politik Einfluss auf die Endpreise der Arzneimittel nehmen. Denkbar wären etwa gesetzliche Vorgaben, die bei Rabattverträgen die Produktion in Deutschland oder Europa zur Bedingung für einen Teil der Zuschläge machen. Möglich wären darüber hinaus auch direkte staatliche Subventionen. Die dritte Option sind Zahlungen, die Firmen allein dafür bekommen, dass sie Produktionskapazitäten bereithalten – und damit im Fall der der Fälle Versorgungsengpässe abfedern können.

Hosseini hält alle drei Optionen für einen gangbaren Weg. Alle Beteiligten könnten etwa im Rahmen des Pharmadialogs gemeinsam nach einer Lösung suchen, sagte er. »In jedem Fall ist jetzt ein guter Zeitpunkt, das Problem abzugehen.« Das sieht CDU-Arzneimittelexperte Michael Hennrich ähnlich. Auch die Politik beschäftige das Thema intensiv, sagte er. Es brauche aber ein »intelligentes Instrument«, um das Problem zu lösen. Zu klären sei dabei zunächst, ob man einen nationalen Alleingang oder den europäischen Weg wählt. So könnten etwa staatliche Zuschüsse in Deutschland zu den Investitionskosten der Unternehmen auf europarechtliche Bedenken stoßen.

Auch Professor Karl Broich, Chef des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte, riet zu einer gemeinsamen europäischen Aktion. Schließlich habe sich die Lage in den anderen Ländern zum Teil noch stärker zugespitzt. »Entsprechend groß ist das gemeinsame Interesse an einer umfassenden Lösung«, so Broich. /

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