Drei Optionen für die Selbstbehandlung |
Ob Schwimmen, Wassergymnastik oder Aqua-Jogging — optimal für das Lymph- und Venensystem sind unter anderem alle Sportarten, bei denen die Beine unter Wasser bewegt werden. / Foto: Adobe Stock/Wigandt
Bis zu 90 Prozent der Bevölkerung weisen zumindest geringe Veränderungen der Beinvenen auf. Zwar nimmt die Häufigkeit mit dem Alter zu, doch können sie bereits in jungen Jahren entstehen. Eine genetische Disposition, Übergewicht sowie eine anhaltend stehende oder sitzende Tätigkeit gehören zu den Risikofaktoren. Geben mit der Zeit die Venenwände nach, können die Venenklappen den Rückstrom des venösen Blutes von der Peripherie zurück zum Herzen nicht mehr wie vorgesehen unterstützen. Besenreiser und schwere, geschwollene Beine gehören zu den häufigsten Symptomen, aber auch Juckreiz, Schmerzen und nächtliche Wadenkrämpfe können vorkommen.
Innerlich anwendbare Venentherapeutika, äußerlich anwendbare Unterstützungsmaßnahmen für die Venen und physikalische Therapien können – einzeln oder in Kombination – durch Krampfadern verursachte Beschwerden lindern, wenn sie konsequent eingesetzt werden. Dabei besteht keine »Konkurrenz« unter den verschiedenen Therapieoptionen. In Kombination scheint eine synergistische Verstärkung der Effekte möglich. Eines können sie allerdings nicht: eine Veneninsuffizienz beziehungsweise Varikose heilen, denn die Gefäßveränderungen sind irreversibel.
Die Extrakte aus rotem Weinlaub (etwa Antistax® extra) oder Rosskastanienextrakt (etwa Venoplant® retard S) und das aus dem Japanischen Schnurbaum partialsynthetisch gewonnene Oxerutin (zum Beispiel Venoruton® intens) bewirken laut S2k-Leitlinie »Diagnostik und Therapie der Varikose« sowohl eine signifikante Rückbildung von Ödemen als auch eine Linderung von Schmerzen sowie von Schwere- und Spannungsgefühl in den Beinen. Ihre Inhaltsstoffe wirken antientzündlich und normalisieren die Permeabilität venöser Gefäße.
Grundsätzlich gilt: Unabhängig vom gewählten Arzneimittel ist für den vollen Effekt eine regelmäßige Einnahme über mindestens zwei bis vier Wochen erforderlich. Eine ausführliche Bewertung aktueller Studien mit dem Extrakt AS 195 (Antistax® extra) über sechs und zwölf Wochen finden sich in den EVI-News vom 10. Mai 2022. Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass eine Behandlung mindestens über zwölf Wochen erfolgen sollte. Auch Therapiepausen sind demnach möglich. So hielten die beobachteten Effekte auch zwei Wochen nach Ende des Behandlungszeitraums an.
Eine Empfehlung spricht die Leitlinie auch für die Kompressionstherapie aus, die unter anderem Stütz- oder Kompressionsstrümpfen einsetzt. Stützstrümpfe üben eine geringere Kompressionswirkung aus und sind in erster Linie für Gesunde gedacht, die ihre Venen – etwa weil sie lange sitzen oder stehen müssen – unterstützen möchten. Sie eignen sich auch auf Reisen. Kompressionsstrümpfe üben – je nach Kompressionsklasse – einen stärkeren Druck aus und haben einen definierten Druckverlauf, der von unten nach oben abnimmt. Sowohl Stütz- als auch Kompressionsstrümpfe entfalten ihre Wirkung in Bewegung.
Laut Leitlinie sollten alle Patienten mit venösen Beschwerden eine Kompressionstherapie erhalten. Für den Nutzen der Behandlung gibt es eine gute Datenlage, nicht jedoch zu der Frage, ob sie auch eine Verschlimmerung verhindern kann. Bei vielen Menschen haben Stütz- und Kompressionsstrümpfe allerdings immer noch einen schlechten Ruf. Zu Unrecht, denn diese gibt es heute in modischen Farben und hautfreundlichen Materialien.
Sowohl bei leichten als auch bei ausgeprägten Beschwerden bilden außerdem regelmäßig angewendete physikalische Maßnahmen eine wichtige Option. Dazu gehören die Hydrotherapie nach Kneipp (kalte Güsse, Wassertreten) zur Anregung der Blutzirkulation, Venengymnastik zur Aktivierung der Muskelpumpe, Ausdauersport (Spazierengehen, Radfahren, Schwimmen), aber auch das Hochlagern der Beine.
Grenzen der Selbstmedikation: Bei ausgeprägten Ödemen oder venösen Stauungen, starken Hautveränderungen, Unterschenkelgeschwüren, starken oder chronischen Schmerzen sollte ein Arztbesuch angeraten werden. Das gilt auch bei bestimmten Patientengruppen: bei Patienten mit Diabetes mellitus, mit Störungen der Blutgerinnung sowie mit Herz-, Nieren- oder Leberfunktionsstörungen.