| Cornelia Dölger |
| 25.11.2025 09:10 Uhr |
Um Apotheken wirtschaftlich zu stärken, solle die Honorierung an die Inflation und die tatsächlichen Kosten angepasst werden, fordert Apotheker Mohammed Radman. Seine Petition auf openpetition.de hat bereits einige Unterstützung. / © privat
Was das Apothekensterben ganz konkret für Folgen hat, bekommt Apotheker Mohammed Radman täglich zu spüren. Das Apothekennetz wird durchlässiger, weil immer mehr Betriebe nicht überleben können. Patientinnen und Patienten müssen also immer weitere Wege zurücklegen, um Medikamente zu bekommen. Ältere Menschen und Familien stehen vor geschlossenen Türen. Apothekenteams arbeiten am Limit, oft bis zur Erschöpfung – aus Verantwortung gegenüber ihren Patientinnen und Patienten.
So schildert der Inhaber der Humanitas-Apotheke in Leipzig die Situation, die er und sein Team erleben – und dies nicht erst seit Kurzem. Radman hat daher Anfang November eine Petition auf der Plattform openpetition.de gestartet. Der Titel: »Apotheken vor Ort retten – für eine faire Vergütung und sichere Arzneimittelversorgung«.
Denn um Letzteres muss man inzwischen bangen, angesichts der anhaltenden Schließungen. Dass die im Koalitionsvertrag angekündigte Honoraranpassung vorerst ausbleibt, verschärft die Lage noch. Seit Jahrzehnten sei das Apothekenhonorar nicht an die Inflation angepasst worden, während Kosten für Personal, Energie und Miete ständig stiegen, erklärt Radman seine Beweggründe.
Viele Kolleginnen und Kollegen könnten das nicht mehr auffangen. »In den letzten fünf Jahren mussten mehr als 2000 Apotheken in Deutschland schließen.« Bei bundesweit weniger als 17.000 Betrieben liegt die Apothekenanzahl bekanntlich inzwischen.
»Die Begründung für das Ausbleiben der Honoraranpassung sehe ich nicht ein«, so Radman zur PZ. Klamme Kassen, das sei ein Argument, das nicht erst jetzt greife; auch bei der Ausarbeitung des Koalitionsvertrags dürfte die Kassenlage allen bekannt gewesen sein. Was die Politik den Apotheken derzeit in Aussicht stelle, sei ihm zu unkonkret, kritisiert der Inhaber. »So geht es nicht weiter.«
Daher sei jetzt der richtige Zeitpunkt sei, um aktiv zu werden, »ein Zeichen zu setzen«, zeigt sich Radman überzeugt. »Ich bin Apotheker – und ich erlebe jeden Tag, wie unser Beruf und damit die wohnortnahe Arzneimittelversorgung zunehmend unter Druck geraten.« Je später etwas unternommen werde, »desto schlimmer«.
»Ich liebe meinen Beruf und möchte ihn auch in Zukunft mit voller Überzeugung ausüben können. Aber ohne faire Rahmenbedingungen wird es bald keine Apotheken ›um die Ecke‹ mehr geben«, befürchtet er. Daher richtet er mit der Petition drei zentrale Forderungen an die Bundesregierung:
Es gibt auch die Möglichkeit, die Sammelbögen als PDF herunterzuladen und Unterschriften auf Papier zu sammeln. Das Quorum liegt bei 30.000 Stimmen.
Wenn eine Petition innerhalb der Mitzeichnungsfrist das erforderliche Quorum erreicht, muss sie im Petitionsausschuss des Bundestags öffentlich beraten werden. 30.000 Stimmen in sechs Wochen, das sei wohl nicht realistisch, so Radman. Seit dem 8. November haben sich knapp 3400 Unterstützende für die Aktion gefunden (Stand 25. November). Wer unterzeichnen möchte, kann das hier tun.
Und dennoch: Auch ohne Quorum innerhalb der Frist wird die Petition inhaltlich behandelt. Der Petitionsausschuss holt Stellungnahmen ein und berät über eine Empfehlung an den Bundestag. »Das ist doch auch schon etwas«, so Radman zur PZ.
Dass den Menschen in Deutschland etwas an ihrer wohnortnahen Gesundheitsversorgung liegt, haben sie schon bei früheren Petitionen gezeigt. So entwickelte sich im Jahr 2024 die gegen die Reformpläne des damaligen Bundesgesundheitsministers Karl Lauterbach (SPD) gerichtete Petition »Gegen das geplante Apothekenreformgesetz – keine ›Apotheken ohne Apotheker‹!« des Hessischen Apothekerverbands (HAV) zur erfolgreichsten Petition des Jahres auf der Plattform openpetition.de. Ziel der Aktion war, die geplante »Apotheke light« der SPD zu stoppen – diese schien zwischendurch vom Tisch, ist allerdings in Unionslesart wieder aufgetaucht.
Die Reaktionen auf die aktuelle Petition sind durchweg unterstützend. »Nur in den Apotheken wird man beraten! Die Jauch-Werbung füllt nur die Konten der Pharmaindustrie und das Konto von Herrn
Jauch! Apotheken werden gebraucht«, heißt es unter der Rubrik »Warum Menschen unterschreiben«. Ein anderer meint: »Weil Vor-Ort Apotheken Teil der Basisversorgung der Bevölkerung sind.«