Drei Biomarker sagen Herz-Kreislauf-Risiko für Frauen voraus |
Christina Hohmann-Jeddi |
03.09.2024 09:00 Uhr |
Hohe Werte des Entzündungsmarkers CRP haben einer US-amerikanischen Untersuchung zufolge eine höhere Aussagekraft über das Herz-Kreislauf-Risiko von Frauen als das »schlechte« Cholesterol oder Lipoprotein(a). / Foto: Adobe Stock/Soni's
Ein Forschungsteam des Brigham and Women’s Hospital in Boston wertete die Daten von mehr als 27.000 Teilnehmerinnen der Women's Health Study aus, die 30 Jahre lang beobachtet wurden. Das Durchschnittsalter der Frauen zum Studienstart betrug 54,7 Jahre. Eine anfängliche, einmalige Messung von drei Biomarkern – hochsensitives C-reaktives Protein (hsCRP), LDL-Cholesterol und Lipoprotein(a) – in ihrem Blut sagte das Risiko für größere kardiovaskuläre Ereignisse der Frauen in den folgenden Jahrzehnten gut voraus, wie sich nun herausstellte. Die Ergebnisse der Untersuchung stellte das Team um Professor Dr. Paul Ridker beim Kongress der European Society of Cardiology (ESC) in London und gleichzeitig in einer Publikation im »New England Journal of Medicine« (NEJM) vor.
Demnach traten in der Studienpopulation im Untersuchungszeitraum bei 3662 Teilnehmerinnen erste größere kardiovaskuläre Ereignisse wie Herzinfarkt, Schlaganfall, koronare Revaskularisation oder Tod aufgrund von kardiovaskulären Ereignissen auf. Alle drei Biomarker waren geeignet, das Herz-Kreislauf-Risiko für die kommenden 30 Jahre vorherzusagen, berichtet das Team in der Publikation.
Der Entzündungsmarker hsCRP hatte dabei die höchste Aussagekraft der Einzelwerte. Frauen mit einem hsCRP-Wert im obersten Quintil (ein Fünftel der Teilnehmerinnen) hatten im Vergleich zu Frauen im untersten Quintil ein 70 Prozent höheres Risiko für ein schwerwiegendes kardiovaskuläres Ereignis. Im obersten Quintil des LDL-Cholesterolwerts und im obersten Quintil des Lipoprotein(a)-Werts war das Risiko um 36 beziehungsweise 33 Prozent erhöht.
Frauen, die erhöhte Werte von allen drei Markern aufwiesen, hatten ein 2,6-fach höheres Risiko, ein schwerwiegendes kardiovaskuläres Ereignis zu erleiden. Dieser Zusammenhang war bei Schlaganfall noch stärker – Frauen mit den höchsten Werten hatten hier ein 3,7-fach höheres Risiko für die nächsten 30 Jahre.
Die Ergebnisse sprächen für ein allgemeines Screening auf Entzündungen und Lipoprotein(a) zusätzlich zum Cholesterol-Spiegel sowie für einen früheren, aggressiven Einsatz gezielter Maßnahmen, folgern die Autoren um Ridker.
Insbesondere bei Frauen sei dies angezeigt, da bei diesen Herz-Kreislauf-Erkrankungen nach wie vor unterdiagnostiziert seien und unzureichend behandelt würden. Alle drei Marker ließen sich durch eine Kombination von Lebensstiländerungen und medikamentöser Therapie beeinflussen, heißt es in einer Mitteilung des Hospitals.