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Kammerversammlung Nordrhein

Dranbleiben in Zeiten der Krise

Aus für die Ampel, aus für das Apotheken-Reformgesetz – doch wie geht es in und nach der Regierungskrise mit den Apotheken weiter? Mit dem Status Quo wird sich die Apothekerkammer Nordrhein jedenfalls nicht zufriedengeben, wie Präsident Armin Hoffmann bei der Delegiertenversammlung klarstellte.
Laura Rudolph
14.11.2024  18:00 Uhr

»Meinen Bericht hätte ich vor einer Woche noch ganz anders gehalten«, eröffnete Armin Hoffmann, Präsident der Apothekerkammer Nordrhein (AKNR), die Kammerversammlung am Mittwoch, 13. November in Neuss. Er bezog sich damit auf den Ampel-Crash vom 6. November. 

»Das politische Geschehen in Berlin ist nicht geeignet, um eine stabile Umgebung für Apotheken zu schaffen«, so der Präsident. Die Regierungskrise müsse schnellstmöglich überwunden werden. »Insofern werden wir jetzt in den Arbeitsmodus schalten«, kündigte er an. Ein zentrales Thema in der neuen Legislaturperiode werde die Honorierung sein.

»Was wir uns wirklich hoch anrechnen können und müssen, ist, dass es das Apotheken-Reformgesetz nicht ins Kabinett und in den Bundestag geschafft hat«, würdigte Hoffmann das erfolgreiche Engagement der Apothekerschaft. Man wisse zwar nicht, wer der nächste Bundesgesundheitsminister wird. »Aber sicher ist, dass das Gesetz in dieser Art nicht mehr kommen wird.« Einzelne Bestandteile des Apotheken-Reformgesetzes (Apo-RG) sollen zudem in andere Gesetze eingegliedert werden.

Doch wie geht es nach dem Apel-Aus weiter? »Alle Gesetzesvorhaben, die bisher noch nicht im Kabinett waren, werden so jetzt nicht mehr weiterverfolgt«, so der Präsident. Wenn sich für Apotheken etwas bewege, dann nur, wenn es im nächsten Koalitionsvertrag stehe. » Sonst passiert auch die nächsten vier Jahre nichts. Egal, welche Parteien sich zusammenfinden.«

Relevante Apothekenthemen müssten deshalb in die Wahlprogramme. Hierfür habe die AKNR Wahlbausteine erarbeitet und werde sie den Parteien zur Verfügung stellen. »Wir müssen jetzt handeln und unsere Anliegen deutlich in Richtung Politik vertreten«, bekräftigte auch Sebastian Berges, stellvertretender Vorsitzender des Apothekerverbands Nordrhein (AVNR).

Insbesondere eine bessere Vergütung für die Apotheken sei relevant. Die finanziellen Defizite der Apotheken in Deutschland beliefen sich mittlerweile auf knapp drei Milliarden Euro plus 400 Millionen Euro Skonti-Einbußen, monierte Hoffmann. Apotheken seien längst von der wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland »abgehängt«, betrachte man beispielsweise die Entwicklung des Verbraucherpreis-Index, der GKV-Einnahmen und der Vergütung für Apotheken. »Ein Drittel der Apotheken sind nicht mehr auskömmlich zu betreiben.« Dass diese noch »leben«, sei auf die wirtschaftliche Selbstausbeutung der Inhaber zurückzuführen. »Wir werden gegen weitere Honorierungskürzungen kämpfen«, versprach der Präsident.

Demografischer Wandel als Herausforderung

Immense Auswirkungen auf die Apotheken und das Gesundheitssystem wird auch der demografische Wandel haben. Der Anteil der Menschen ab 65 Jahre steige kontinuierlich, während die Gesamtbevölkerung in Europa stetig sinke. Bis zum Jahr 2070 würde die Bevölkerung in Europa auf 430 Millionen Menschen schrumpfen, gäbe es keine Zuwanderung, verdeutlichte Hoffmann. »Wie wir dieses Problem lösen, wird uns die nächsten Jahre sehr beschäftigen.« Beispielsweise müssten Lösungen für die Zahlung der Beiträge zur Renten- und Krankenversicherung erarbeitet werden.

»Als ehrlicher Politiker müsste man mal aussprechen, was es bedeuten würde, wenn wir uns unser aktuelles Gesundheitssystem – wohlgemerkt noch immer eines der besten weltweit – weiterhin erlauben«, so Hoffmann. Glaube man ersten Berechnungen, müsste der Beitrag zur Krankenversicherung demnach um 50 bis 60 Prozent steigen. Das wolle und könne niemand zahlen.

Ein weiteres Problem: Fachkräftemangel. Überdurchschnittlich viele Apotheker und Ärzte gehen in den kommenden Jahren in den Ruhestand, die Abbrecherquote im Pharmaziestudium ist mit rund 30 Prozent extrem hoch und die Mehrheit der Absolventen entscheidet sich für einen Beruf außerhalb der Offizin. »Die Apotheke als Arbeitsplatz muss attraktiver werden und da muss uns auch die Politik helfen«, forderte der AKNR-Präsident. Er sieht Zuwanderung als eine Chance, die Lücke (zumindest teilweise) zu schließen. »Ich weiß, dass es schwierig sein kann mit der Sprachbarriere, es lohnt sich aber.«

Mehr Planungssicherheit gefordert

Auf die Rolle der Vor-Ort-Apotheken für die Arzneimittelversorgung der Menschen in NRW ging Frank Stollmann, leitender Ministerialrat im Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes NRW, in einem Keynote-Vortrag ein. Die großen Herausforderungen im Gesundheitswesen seien im wesentlichen Geldprobleme, Fachkräftemangel, Lieferengpassmanagement sowie regulatorische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen. Sicher sei, dass die Digitalisierung und der demografische Wandel die Versorgung der Bevölkerung verändern werde. »Zwar sehen auch wir natürlich die Zwänge der GKV – eine Anpassung des Honorars der Apotheken ist aber wichtig«, so Stollmann.

»Die Apothekerschaft braucht Planungssicherheit und die größte Herausforderung wird wohl der Fachkräftemangel sein.« Hier gelte es, mit kreativen Lösungen gegenzusteuern und Menschen wieder in die Berufstätigkeit hineinzubringen, beispielsweise Mütter nach der Elternzeit.

Auch Lieferengpässe würden noch einige Jahre ein Thema sein. Die Ursachen hierfür seien Marktmechanismen, für die weder die Apotheker noch die Kammern etwas könnten. »Verhandlungen werden zugunsten der Wirtschaft und zu Ungunsten der Versorgungssicherheit geführt«, so der Experte. Der Pharmabereich müsse unabhängig von Drittstaaten und die Produktion in Europa, Deutschland und NRW gefördert werden.

Ehrungen

Im Rahmen der Kammerversammlung gab es auch Ehrungen. Der Vorstand der AKNR zeichnete den Juristen Herbert Limpens mit der Ehrengabe für hervorragende Verdienste um den Berufsstand aus. Seit 2009 stand er als Hauptwahlleiter im Dienst der nordrheinischen Apothekerschaft.

Die Goldene Ehrennadel, verliehen für mindestens sechs Legislaturperioden Kammerversammlung oder Mitwirkung im AKNR-Vorstand oder besonderes zusätzliches ehrenamtliches Engagement, erhielten Christoph Becker, Hans Ulrich Wegmann, Ait Elker, Wilhelm E. Junior, Karl Markus Reiz, Klaus Mellis und Helmut Beichler.

Die Silberne Ehrennadel für rund 20 Jahre (vier Legislaturperioden) Kammerversammlung oder Mitwirkung im Vorstand erhielten Tim Niephaus, Günther Pretzsch, Felicitas Fischer, Rita Konertz und Sandra Kruse. Mit der Bronzenen Ehrennadel für zehn Jahre (zwei Legislaturperioden) Kammerversammlung, Ehrenamt oder Mitwirkung im Vorstand wurden Alois Konertz, Silke Opzondek, Christian Lücker, Maissun Al-Kaddah und Jochen Schnurrer geehrt.

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