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Datum(134) Dienstag, der 02.09.2025, 08:00 Uhr
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BetreffTiere/Thüringen/Alternative zum Tod: Gnadenhöfe in Thüringen (Foto Archiv)
TextSie ermöglichen Kühen, Bären und anderen Tieren ein würdevolles
Altern - für die Gnadenhöfe selbst ist das Überleben aber eine
ständige Herausforderung.
Eineborn/Leinefelde-Worbis/Nordhausen (dpa/th) - Ob Alter, Krankheit
oder Traumatisierung: Es gibt viele Gründe, warum Tiere von ihren
ursprünglichen Besitzern abgegeben werden. Für diese Tiere ein
dauerhaftes Zuhause zu finden, das wollen Gnadenhöfe im Freistaat.
«Tiere zu retten, ist vergleichsweise leicht. Sie auf ihrem weiteren
Weg zu begleiten und dafür zu sorgen, dass es ihnen gut geht, ist
eine große Aufgabe», fasst Mariela Baca von «Happy Kuh» zusammen. Der
Verein hat sich auf den Schutz von Kühen spezialisiert.
Samantha Weber erklärt für den Landestierschutzverband Thüringen,
Gnadenhöfe seien einerseits absolut nötig, weil viele alte, kranke
oder traumatisierte Tiere von herkömmlichen Tierheimen nicht
vermittelt und nur schwer artgerecht gehalten werden könnten.
Gnadenhöfe gebe es für viele Tierarten, von Haustieren wie Hunden,
Katzen oder Kaninchen über wirtschaftlich genutzte Tiere wie Rinder,
Schweine oder Hühner bis hin zu Wild- und Zootieren wie Raubvögeln
oder Bären oder Exoten.
Problem Definition
Derlei Einrichtungen würden meist von Privatpersonen, Vereinen oder
Stiftungen betrieben, so Weber. Die Finanzierung erfolge in der Regel
vor allem durch Spenden - mit entsprechenden Unwägbarkeiten. Wie
viele solcher Einrichtungen es genau im Freistaat gibt, ist unklar.
Da dieser Titel nicht im Tierschutzrecht definiert ist, haben weder
der Landestierschutzbund noch das Thüringer Gesundheitsministerium
einen aktuellen Überblick.
Problem Platzmangel
Bei «Happy Kuh», sei der Platzmangel das aktuell größte Problem, so
Baca. Weil auf den bestehenden Flächen künftig als Ausgleichsmaßnahme
für einen Windpark Bäume gepflanzt werden sollten, sei der Verein
derzeit händeringend auf der Suche nach neuen Weideflächen. Da
Landwirte beim Kauf solcher Flächen Vorrang hätten, sei die Suche
bisher erfolglos, die Zukunft des Projekts mit derzeit 19 Kühen
verschiedener Altersstufen ungewiss. Neue Tiere könnten deshalb
aktuell nicht aufgenommen werden.
Problem Finanzierung
Auch die vermutlich bekannteste Einrichtung dieser Art in Thüringen,
der Alternative Bärenpark Worbis, kennt die Herausforderungen des
täglichen Betriebes. Aktuell hätten in Worbis neun Bären und je zwei
Luchse und Wölfe eine Heimat gefunden, zählt Sprecher Christopher
Schmidt auf. Hinzu kämen Kleintiere wie Meerschweinchen, Kaninchen
oder Wellensittiche.
Trotz des hohen Bekanntheitsgrades sei ein Betrieb ohne Spenden und
andere Zuwendungen von Bürgern unmöglich, erklärt er. Da es sich beim
Bärenpark um kein staatliches Tierheim handele, gebe es für die
Arbeit keine finanziellen Hilfen vom Land. Erst kürzlich sei
zumindest eine Kooperation, um Wildtiere wieder auszuwildern,
zustande gekommen.
Problem Zucht
Aktuell sei der Park an seinen Kapazitätsgrenzen und könne trotz
eines hohen Bedarfs keine weiteren Tiere aufnehmen. Zudem mangele es
an für die Arbeit mit Raubtieren ausgebildeten Tierpflegern. Dass
sich der Bedarf mit der Zeit verringere, sei kaum zu erwarten,
schätzt Schmidt. Er verwies etwa auf Nachzüchtungen in Zoos. Manche
Tierschützer argumentieren, dass Zoos zwar Zucht betrieben, aber
längst nicht immer Platz für alle so geborenen Tiere hätten. «Ein
wichtiger Schritt neben einer finanziellen Unterstützung durch die
Politik wäre daher ein Eindämmen der Zucht», fordert Schmidt.
Zudem müsse auch Deutschland sogenannte Positivlisten für bestimmte
Tierarten einführen, wie es in vielen anderen europäischen Ländern
bereits gehandhabt werde. Eine solche Liste würde festlegen, welche
Tierarten für den Handel und die Privathaltung geeignet sind, anstatt
wie bisher nur die Haltung bestimmter Tierarten zu untersagen.
Problem Schwarze Schafe
Unseriöse Anbieter erschweren derweil die Arbeit von Gnadenhöfen.
Erst im Juli hatte der Fall eines Vereins aus Gera für Schlagzeilen
gesorgt, der mutmaßlich über Jahre hinweg gegen Tierschutzauflagen
verstoßen hatte. «Schwarze Schafe erkennt man an mangelnder
Transparenz, schlechter Pflege oder fehlender Fachkompetenz», so der
Landestierschutzverband. Bürger können durch Besuche, Nachfragen und
im Zweifelsfall durch Meldungen an das zuständige Veterinäramt dazu
beitragen, dass solche Gnadenhöfe entdeckt würden. Auch Veterinär-
und Finanzämter könnten zur Aufdeckung beitragen.
# Notizblock
## Redaktionelle Hinweise
- Zu diesem Text finden Sie Bilder mit folgendem Titel im dpa
Bildangebot:
- Gnadenhof in Thüringen
## Internet
- [Deutscher Tierschutzbund Jugend zur Frage nach artgerechten
Zoos](https://dpaq.de/MbDQqiE)
## Orte
- [Happy Kuh e. V. ](Deutschland)
- [Landestierschutzverband Thüringen](Deutschland)
- [Sozialministerium Thüringen](Deutschland)
- [Stiftung für Bären ](Deutschland)
* * * *
Die folgenden Informationen sind nicht zur Veröffentlichung bestimmt
## Ansprechpartner
- Mariela Baca, Happy Kuh e.V., +49 176 62299220
- Samantha Weber, Landestierschutzverband, +49 151 59400846
- Anne Windheim, Sozialministerium, +49 361 3798730
- Christopher Schmidt, Bärenpark Worbis, +49 36074 20090
## Kontakte
- Autor/in: Andreas Göbel
- Redaktion: Carla Benkö (Berlin) +49 30 2852 30002,
deutschland-desk@dpa.com, Foto: Newsdesk, +49 30 2852 31515,
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