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Datum(17) Freitag, der 05.09.2025, 07:00 Uhr
IDmbv0007 4 vm 655 lmv 0238
BetreffTiere/Wasser/Forschung/Wissenschaft/Schleswig-Holstein/Niedersachsen/(Zusammenfassung) Nach Abschuss auf Sylt: Warum so viele Wale sterben (Foto Produktion)
TextEin abgemagerter Schnabelwal wird auf Sylt angetrieben und
erschossen. Es ist nicht das erste Mal in diesem Jahr, dass große
Wale in Nord- und Ostsee stranden. Was sind die Todesursachen?
Sylt/Stralsund/Hannover (dpa) - Rund eine Woche nachdem ein in
Munkmarsch auf Sylt angetriebener abgemagerter Wal mit einer
Jagdbüchse erschossen wurde, liegen erste Untersuchungs-Ergebnisse
vor. Rettungsversuche waren wegen «des schlechten Allgemeinzustandes»
nicht unternommen worden, teilte die Nationalparkverwaltung
Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer mit. Die oberste
Artenschutzbehörde im schleswig-holsteinischen Umweltministerium
hatte den Abschuss des rund 3,80 Meter langen Schnabelwals zuvor
genehmigt. 
Sylt-Wal wird untersucht
Der Kadaver war an das Institut für Terrestrische und Aquatische
Wildtierforschung (ITAW) in Büsum (Kreis Dithmarschen) der
Tierärztlichen Hochschule Hannover transportiert und dort seziert
worden. 
«Es handelt sich um ein neonates Tier, das wahrscheinlich noch von
der Mutter abhing», sagte Lotta Striewe, wissenschaftliche
Mitarbeiterin am (ITAW), der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Das
männliche Jungtier sei stark abgemagert gewesen. «Der hatte nicht
viel Fett.» Der erste Verdacht sei, dass das mutterlose und kranke
Tier keine Chance hatte, zu überleben, weil es die Muttermilch
brauchte, sagte die Tierärztin. 
Proben werden jetzt im Labor in Hannover untersucht, um mehr über
mögliche Infektionen und den Gesundheitszustand zu erfahren. Die
wissenschaftliche Auswertung werde laut Striewe einige Wochen in
Anspruch nehmen. 
Schnabelwale leben in der Tiefe
Bei dem auf Sylt getöteten Wal handelt es sich laut ITAW um einen
Nördlichen Entenwal, diese Art gehört zur Familie der Schnabelwale.
Ausgewachsen können die scheuen Tiere eine Größe von knapp zehn
Metern erreichen. Über diese Gruppe der Wale sei bisher nur wenig
bekannt, da sie ausschließlich ozeanisch leben und nur selten in
Küstennähe gesehen werden. Diese Walart sei demnach eine
Ausnahmeerscheinung in der Nordsee und der Ostsee.
Aus den vergangenen Jahrhunderten sind von der deutschen Nordseeküste
sieben Strandungsereignisse dieser Wale bekannt. Seit Ende Juli
stranden laut dem Niederländischen Strandungs-Netzwerk «SOS Dolfijn»
entlang der europäischen Küsten gehäuft Schnabelwale - unter anderem
in Schottland, Irland, den Niederlanden und Schweden. Der Sylter
Schnabelwal ist der 13. Fund. Die Ursachen für diese ungewöhnliche
Häufung seien demnach noch unklar und sollen untersucht werden. 
Dritte Strandung auf Sylt 
In den vergangenen Monaten wurden laut Nationalparkverwaltung
Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer «mehrere ungewöhnliche Sichtungen
und Strandungen gemeldet». Allein in diesem Jahr wurden demnach drei
Großwal-Kadaver aus der Nordsee vor Sylt geborgen: Neben dem
Schnabelwal jetzt im August waren es außerdem ein Pottwal im Februar
und ein Zwergwal im Juni.
Zusätzlich werden demnach jedes Jahr mehrere Schweinswale auf Sylt
angespült. Für dieses Jahr liegen die Zahlen noch nicht vor - 2023
waren 87 tote Schweinswale auf Sylt geborgen worden. 
Mehrere Totfunde an der deutschen Küste
Auf der unbewohnten Insel Minsener Oog südöstlich von Wangerooge war
im Februar ein toter Buckelwal entdeckt worden. Im Mai strandete in
Sankt Peter-Ording ein toter Buckelwal und auf Minsener Oog ein toter
Zwergwal. 
Unter anderem Strandungen von Zwergwal-Kadavern kommen an den
Nordseeküsten immer wieder vor. Laut Schutzstation Wattenmeer gab es
etwa 2013, 2014, 2016 und 2021 Strandungen auf Sylt und 2018 vor
Sankt Peter-Ording.
An der Ostseeküste zwischen Boltenhagen und Groß Schwansee im
Landkreis Nordwestmecklenburg haben Mitglieder der
Umweltschutzorganisation BUND in den vergangenen Wochen in zwei
Fällen abgetrennte Flossen von Schweinswalen am Strand gefunden. Die
kleinen Wale waren vermutlich in ein Fischernetz geraten und dort
verendet. 
Totfunde von Schweinswalen seien laut Umweltschützern an der
deutschen Ostseeküste keine Einzelfälle. Meeresschützer hätten auch
in Vorjahren abgetrennte Schweinswalteile in der Lübecker Bucht
entdeckt. 
Stranden mehr Wale?
Die Strandung großer Wale sei zum Glück selten, komme aber immer
wieder vor und ist auch schon seit vielen Jahrhunderten dokumentiert,
teilte die Nationalparkverwaltung mit. Es stranden demnach fast
jährlich einzelne Großwale an der Küste von Sylt. In der Regel
handelt es sich dabei um Zwergwale. «Eine auffällige Zunahme der
Walstrandungen ist nicht zu erkennen.»
Todesursachen sind unklar
Die Ursachen der Walstrandungen lassen sich in der Regel nicht
ermitteln. «Es gibt eine Vielzahl an Theorien, die sich damit
beschäftigen, welche Ursachen zu einer Großwalstrandung führen
können», teilte die Nationalparkverwaltung mit. 
Zu den Haupttheorien gehören demnach Infektionskrankheiten
(Orientierungslosigkeit durch Befall des Gehirns oder Gehörs),
Schadstoffbelastungen (Schwächung der Wale und
Orientierungslosigkeit), Lärm, Sonnenstürme oder Wetterereignisse
(Verschiebung der Nahrungsvorkommen). Eine mögliche Todesursache
könne auch sein, wenn sich die Wale in Fischereigeräte verwickelten.
# Notizblock
## Redaktionelle Hinweise
- Zu diesem Text finden Sie Bilder mit folgendem Titel im dpa
Bildangebot:
- Wal erschossen im Sylter Watt
## Internet
- [Nationalparkamt](https://dpaq.de/fjpM9)
- [Pressemitteilung vom LKN](https://dpaq.de/Gyxa8wH)
- [Pressemitteilung von SOS Dolfijn](https://dpaq.de/clbHOeZ)
- [BUND Pressemitteilung](https://dpaq.de/8UrouG1)
## Orte
- [Ungefährer Bergungsort Pottwal Sylt]](Hörnum (Sylt), Deutschland)
- [Ungefährer Wal-Antreibungsort des jüngsten Fundes](25980 Sylt,
Deutschland)
## Service
- - Orientierungsloser Wal wurde am Donnerstag, 28.8., vor Munkmarsch
(Sylt) erschossen
- - Walkadaver wurde am 4.6. vor Rantum (Sylt) geborgen
- - Toter Pottwal wurde am 16.2. vor Hörnum (Sylt) geborgen
* * * *
Die folgenden Informationen sind nicht zur Veröffentlichung bestimmt
## Ansprechpartner
- Dr. Joseph Schnitzler, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am ITAW, +49
511 8568155
- Alina Claußen, Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und
Meeresschutz Schleswig-Holstein (LKN.SH), +49 4861 61639,
Redaktion.Nationalpark@lkn.landsh.de
- Lotte Striewe, ITAW, +49 511 856 8179,
Lotte.Caecilia.Striewe@tiho-hannover.de
## Kontakte
- Autor/in: Lea Sarah Albert (Westerland), 01624231387,
albert.lea.extern@dpa.com
- Redaktion: Silke Sullivan (Berlin), +49 30 2852 30002,
deutschland-desk@dpa.com, Foto: Newsdesk, +49 30 2852 31515,
foto@dpa.com
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