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Datum(73) Mittwoch, der 03.09.2025, 18:16 Uhr
IDbdt0386 4 vm 1041 dpa 1370
BetreffProzesse/Leute/Kriminalität/Gesellschaft/Hamburg/Deutschland/(Aktualisierung: Nach Abschluss des Verhandlungstages weitere Aussagen eingefügt) (Zusammenfassung 1830) Ex-Mann macht Christina Block im Prozess viele Vorwürfe Von Bernhard Sprengel und Stephanie Lettgen, dpa (Foto aktuell)
TextIn der Silvesternacht 2024/25 wurden zwei Kinder von Christina Block
in Süddänemark entführt. Der Vater spricht im Prozess über ungebetene
Besuche an seinem Haus und die erlittene Gewalt.
Hamburg (dpa) - Wenn Stephan Hensel im Gerichtsaal über seine Ex-Frau
spricht, nennt er sie nur noch «Frau Block». Am zehnten
Verhandlungstag im Prozess um die Entführung zweier gemeinsamer
Kinder des früheren Ehepaares steht die Aussage des 51-Jährigen im
Mittelpunkt. «Die Kinder haben bei Frau Block häusliche Gewalt
erlebt», betont er im Landgericht Hamburg. Dänische Experten hätten
festgestellt, dass der Junge und das Mädchen davon traumatisiert
seien.
Die Unternehmerin Christina Block hatte die Gewaltvorwürfe in der
Vergangenheit immer wieder zurückgewiesen und gesagt, der Vater
manipuliere die Kinder. Während Hensel über Stunden befragt wird,
schaut sie mit ernstem Gesicht in seine Richtung. Diese
«unspezifischen Vorwürfe» hören zu müssen, sei sehr schmerzhaft für
seine Mandantin gewesen, wird ihr Verteidiger Ingo Bott nach Ende des
Prozesstages sagen.
Hensel hatte die Kinder nach einem Wochenendbesuch im August 2021
nicht mehr zur Mutter zurückgebracht. Jahrelang stritten die beiden
um das Sorgerecht für die beiden jüngsten ihrer vier Kinder. Gerichte
bestätigten, dass Block das Aufenthaltsbestimmungsrecht hatte und der
Vater die Kinder zurückgeben müsse. Die 52-Jährige konnte diesen
Anspruch aber in Dänemark nicht durchsetzen.
Vater: Hätte die Kinder zurückgebracht, wenn sie gewollt hätten
Die Kinder hätten auf eine Entschuldigung ihrer Mutter gehofft, doch
die sei ausgeblieben, sagt Hensel. «Wenn die Kinder gesagt hätten,
wir wollen zurück, dann hätte ich sie zurückgebracht.» Doch sie
hätten es nicht gewollt. Sie hätten auch jederzeit die Möglichkeit
gehabt, mit ihrer Familie in Deutschland zu telefonieren, versichert
der Vater.
Christina Block soll laut Anklage schließlich den Auftrag zu einer
Entführung der Kinder in der Silvesternacht 2023/24 gegeben haben.
Sie bestreitet das.
Fotos von Verletzungen werden gezeigt
Gemeinsam mit Hensel schaut die Kammer auf einer Leinwand Fotos von
Verletzungen an, die der Vater nach Angaben der Staatsanwaltschaft
bei dem Überfall erlitt. Mit seiner Zustimmung werden auch Bilder
gezeigt, bei denen er bis auf eine Unterhose nackt vor der Kamera
steht. Auf den Aufnahmen der dänischen Behörden sind große
Blutergüsse und blutige Schrammen zu sehen. Er sei durch die
Ereignisse so voller Adrenalin gewesen, dass er Schmerzen zum Teil
erst später gespürt habe, sagt der Zeuge.
Sohn trug Alarmknopf
Sein damals zehnjähriger Sohn habe einen Alarmknopf um den Hals
getragen, über den er die dänische Polizei alarmieren konnte. Nach
der Aktivierung sei der Standort des Jungen an eine Notrufzentrale
übertragen worden. Auch eine Kommunikation sei über den Alarmknopf
möglich gewesen.
Die beiden Kinder von Block und Hensel waren mutmaßlich von
Mitarbeitern einer israelischen Sicherheitsfirma entführt und zur
Mutter nach Deutschland gebracht worden. Nach wenigen Tagen kehrten
sie aufgrund einer Entscheidung des Hanseatischen Oberlandesgerichts
wieder zu ihrem Vater nach Dänemark zurück.
Hensel: Haus wurde schon vorher beobachtet
Bereits lange vor der Entführung der Kinder seien das Haus und seine
Familie von unterschiedlichen Sicherheitsfirmen beobachtet worden,
sagt Hensel. Im November 2022 seien Unbekannte am Haus aufgetaucht,
als seine dänische Ehefrau die Kinder gerade zur Schule bringen
wollte. Eine Nachbarin habe angerufen und vor den Unbekannten
gewarnt. Er und seine Frau hätten die drei Männer angesprochen und
ihnen erklärt, dass die beiden Kindern wegen Gewalterfahrungen nicht
zur Mutter zurückwollten. 
Unterdessen hätten Nachbarn die Polizei gerufen, die Männer und
mehrere weitere Verdächtige in der Nähe festnahm. Dabei habe die
Polizei zwei Dolch-ähnliche Messer sichergestellt. Es sei in Dänemark
ein Strafverfahren eingeleitet worden, das dann allerdings
eingestellt worden sei. Sein heutiger Schwiegervater habe von einem
Mann erzählt, der mit einem Kinderwagen an ihnen vorbeigegangen sei,
in dem nur eine Puppe lag. Mehrmals seien zudem Drohnen über das Haus
geflogen.
Vater: Falsche Pädophilie-Vorwürfe gegen mich
Nach Angaben des Vaters sind auch falsche Pädophilie-Vorwürfe gegen
ihn erhoben worden. Im Sommer 2023 sei zunächst sein Familienanwalt
angezeigt worden, sagt Hensel. Die Anzeige sei anonym aus London in
Deutschland erfolgt.
Anfang Oktober 2023 habe er auf der Garage seines Hauses in
Süddänemark einen Tauchsack entdeckt, berichtet Hensel weiter. Er
habe die Polizei gerufen, die den Inhalt untersuchte. Die Beamten
hätten eine Festplatte gefunden und ausgewertet. Es seien zahlreiche
Dateien mit Kinderpornografie auf der Festplatte gewesen. Die
dänische Polizei habe alle Dateien gesichtet, aber ihn - Hensel -
nicht darauf entdeckt, wie der 51-Jährige auf Nachfrage der
Vorsitzenden Richterin betont.
Christina Block in großer Sorge um ihre Kinder
In ihrer Aussage vor Gericht hatte Block die Pädophilie-Vorwürfe
gegen ihren Ex-Mann erwähnt. Sie habe davon im Herbst 2023 von der
israelischen Sicherheitsfirma erfahren, die eigentlich nur die
IT-Sicherheit ihres Unternehmens verbessern sollte. Auf Anraten ihres
Anwalts habe sie die Polizei um Prüfung der Vorwürfe gebeten. 
Ob etwas an der Sache dran sei, wisse sie bis heute nicht. Sie habe
sich aber größte Sorgen um ihre beiden jüngsten Kinder gemacht, die
sie damals schon zwei Jahre lang nicht mehr gesehen hatte. 
Eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Hamburg erklärte auf
Nachfrage, dass die Behörde zu keinem Zeitpunkt gegen Hensel oder
dessen Familienanwalt wegen Kinderpornografie- oder
Pädophilie-Vorwürfen ermittelt habe. Es sei jedoch gegen Christina
Block ein Verfahren wegen des Verdachts der falschen Verdächtigung
und Verleumdung eingeleitet worden. 
Sie stehe im Verdacht, bei der Polizei gefälschte Unterlagen
eingereicht zu haben, um ihren Ex-Mann und dessen im
Sorgerechtsstreit tätigen Anwalt zu diskreditieren. Das Verfahren sei
noch nicht abgeschlossen, hieß es. Es gelte die Unschuldsvermutung.
Blocks Anwalt will sich zu einem späteren Zeitpunkt näher zu diesem
Verfahren äußern, das nicht Gegenstand des derzeitigen Prozesses ist.
Demonstration zum Haus des Vaters
Im Dezember 2022 habe in der Kleinstadt eine Demonstration
stattgefunden, die nach Darstellung von Hensel ein von Christina
Block beauftragter Psychologe initiiert hatte. Väterverbände hätten
damit auf eine Eltern-Kind-Entfremdung aufmerksam machen wollen. Mit
Schildern, auf denen die Namen der beiden Kinder standen, seien sie
zu seinem Haus gezogen. Die Demonstration habe ungefähr eine halbe
Stunde gedauert, bis die Polizei sie beendete. 
Medien seien eingeladen gewesen, aber nicht gekommen. Es sei aber ein
Video gedreht worden, das später im Internet zu sehen gewesen sei.
Darauf seien der Straßenname am Wohnort und die Kennzeichen der dort
stehenden Autos zu sehen gewesen.
Familie ist nach Entführung mehrfach umgezogen
Nach der Entführung der Kinder habe ihn die Polizei im Frühjahr 2024
gewarnt, sagt Hensel. Es habe Hinweise vom dänischen
Nachrichtendienst gegeben, dass sein Leben in Gefahr sei. Die Familie
habe viele Vorsichtsmaßnahmen ergriffen: Sie sei mehrmals umgezogen.
Er habe in Restaurants keine Tische mehr reserviert. Beim Joggen habe
er besonders in der dunklen Jahreszeit auf Männer geachtet, die ihm
entgegenkamen.
Der Prozess wird am 22. September fortgesetzt.
# Notizblock
## Aktualisierung
- Nach Ende des Verhandlungstages wurden weitere Aussagen des Vaters
eingefügt und der Text damit durchgängig aktualisiert.
## Redaktionelle Hinweise
- Zu diesem Text finden Sie Bilder mit folgendem Titel im dpa
Bildangebot:
- Fortsetzung Prozess wegen mutmaßlicher Kindesentführung
## Orte
- [Landgericht Hamburg Strafjustizgebäude](Sievekingplatz 3, 20355
Hamburg, Deutschland)
## Service
- Aktenzeichen: 632 KLs 10/25
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Die folgenden Informationen sind nicht zur Veröffentlichung bestimmt
## Ansprechpartner
- Dr. Marayke Frantzen, Pressesprecherin Hanseatisches
Oberlandesgericht, +49 40 428432017,

## Kontakte
- Autor/innen: Bernhard Sprengel (Hamburg), +49 40 411332115,
sprengel.bernhard@dpa.com, Stephanie Lettgen (Hamburg), +49 40
4113-32103, lettgen.stephanie@dpa.com
- Redaktion: Gregor Tholl (Berlin) +49 30 2852-32292,
panorama@dpa.com, Taylan Gökalp (Berlin), +49 30 2852 30002,
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