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Datum(67) Sonntag, der 19.10.2025, 13:14 Uhr
IDbwg0034 3 pl 836 lsw 0594
BetreffParteien/Wahlen/Landtag/Baden-Württemberg/Deutschland/Linke/Educateme/(Fragen & Antworten - dpa/lsw-Thema des Tages) Was eine Linke im Landtag für den Südwesten heißt Von Nico Pointner, dpa (Foto aktuell)
TextDie Linke auf dem Sprung ins Parlament: Wohin will die Partei, woher
kommt der Boom - und was würde sich dadurch im eher konservativen
Ländle politisch verändern?
Leinfelden-Echterdingen (dpa/lsw) - In Ostdeutschland längst fester
Bestandteil der politischen Landschaft, fristete die Linke im
Südwesten bislang ein Schattendasein. Doch das könnte sich bald
ändern: Bei der Landtagswahl 2026 hat die Partei Umfragen zufolge
gute Chancen, erstmals in ihrer Geschichte in Baden-Württemberg ins
Parlament einzuziehen.
Beim Parteitag in Leinfelden-Echterdingen (Kreis Esslingen) gab der
Landesverband den Startschuss für den Wahlkampf und verabschiedete
sein Programm - begleitet von einer spürbaren Aufbruchsstimmung. Doch
wer sind die baden-württembergischen Linken überhaupt? Und was haben
sie mit dem Land vor?
Wer ist die Linke in Baden-Württemberg?
Die Linke war bisher in Baden-Württemberg stets in der
außerparlamentarischen Opposition - und daher kaum im Rampenlicht der
Öffentlichkeit. Sie bietet damit auch jenen eine Stimme, die sich von
etablierten Parteien nicht mehr vertreten fühlen. Der Landesverband
ist zuletzt gehörig gewachsen - Im laufenden Jahr hat sich die Zahl
der Parteimitglieder auf über 10.000 mehr als verdoppelt. Mehr als
die Hälfte davon ist nach Angaben des Landesverbands jünger als 30
Jahre. 
Auch die Umfragewerte geben Rückenwind. Besonders in studentisch
geprägten Städten wie Freiburg oder Heidelberg gilt die Linke als
solide verankert.
Woher kommt der Linken-Boom?
Bundesweit erlebt die Partei derzeit einen deutlichen Zulauf -
getragen von gesellschaftlicher Unzufriedenheit, wachsender sozialer
Ungleichheit und der Wohnungsnot in vielen Städten. Wenn SPD, Grüne
oder CDU Erwartungen enttäuschen, profitieren davon sowohl die Linke
als auch die AfD - zwei Pole einer Proteststimmung im Land.
Zusätzlichen Schwung brachte der Niedergang des Bündnisses Sahra
Wagenknecht (BSW). Zugleich gelang es der Co-Vorsitzenden der
Bundestagsfraktion, Heidi Reichinnek, über soziale Medien besonders
junge Wählerinnen und Wähler zu erreichen.
Diese Dynamik überträgt sich auch auf Baden-Württemberg: In Umfragen
liegt die Partei im Südwesten aktuell bei rund sieben Prozent und
könnte damit erstmals die Fünf-Prozent-Hürde nehmen. Parteichef Jan
van Aken zeigt sich auf dem Parteitag selbstbewusst: «Ich bin
überzeugt, wir reißen die zehn Prozent.»
Mit welchen Themen will die Linke in den Landtag kommen? 
Im Zentrum steht das Thema Wohnen. Die Linke will entschieden gegen
Mietwucher, Leerstand und Wohnungsnot vorgehen. Kernforderungen sind
eine umfassende Reform des Mietrechts, stärkere Rechte für
Mieterinnen und Mieter sowie der Bau von jährlich 20.000 neuen,
gemeinwohlorientierten Sozialwohnungen. «Mieten sind zum
Umverteilungswerkzeug von unten nach oben geworden», sagt Amelie
Vollmer, die auf Platz zwei der Landesliste kandidiert. 
Parteichef van Aken spricht gar von einer kriminellen «Miet-Mafia».
Stuttgart, Freiburg und Heidelberg zählten zu den teuersten Städten
Deutschlands, kritisiert er. «Gleichzeitig hat Baden-Württemberg am
wenigsten Sozialwohnungen im ganzen Land.» 
Daneben kämpft die Partei gegen Krankenhausprivatisierungen und für
eine kostenlose Ganztagsbetreuung. Ihr Wahlkampfmotto: «Menschen
zuerst».
Was macht die Linke aus?
Die Linke unterscheidet sich in nicht nur im Inhalt, sondern auch in
Ton und Kultur deutlich von den anderen Parteien. Inklusion und
Achtsamkeit werden großgeschrieben. So diskutieren die rund 150
Delegierten beim Parteitag in Leinfelden-Echterdingen eine halbe
Stunde lang darüber, ob der Applaus zu laut sei - einige entscheiden
sich schließlich, nicht mehr zu klatschen, sondern durch
Händeschütteln und Winken ihre Zustimmung zu zeigen. Das
Achtsamkeitsteam verteilt zudem Gehörschutz.
Aber es weht auch ein wenig revolutionärer Geist durch die
Filderhalle. Statt eines Spitzenkandidaten zieht die Partei mit einem
weiblichen Trio in den Wahlkampf - drei junge Frauen, die ihre
kämpferische Rede gemeinsam halten. Am Ende der Rede reckt der ganze
Saal die Faust in den Himmel und brüllt den Schlachtruf gegen rechts:
«Alerta! Alerta! Antifascista!» («Achtung, Antifaschisten!»)
Wenn die Linken-Abgeordneten erst im Landtag sitzen, wollen sie ihre
Amtszeiten begrenzen und ihre Gehälter auf das Durchschnittsgehalt
deckeln. Auch Bundeschef van Aken hat sein Gehalt nach eigenen
Angaben auf unter 3.000 Euro begrenzt. 
Wer sind die drei jungen Frauen?
Auf Platz eins bis drei der Landesliste stehen Kim Sophie Bohnen (26,
Heidelberg), Amelie Vollmer (22, Offenburg) und Mersedeh Ghazaei (28,
Stuttgart). Bohnen ist gelernte Bankkauffrau - und wählte den Weg in
die Politik nach eigenen Worten nach einem Schlüsselerlebnis mit
einer weinenden Rentnerin am Bankschalter, die nicht wusste, wie sie
den nächsten Einkauf zahlen soll. Ihr Schwerpunktthema sind die hohen
Mieten. 
Vollmer kandidierte bereits 2021 als damals jüngste Kandidatin für
die Landtagswahl, sie bespielt unter anderem das Thema Gesundheit.
Ghazaei komplettiert das Trio, hat Lehramt studiert und ist für den
Bereich Bildung zuständig. 
Was würde ein Landtagseinzug bedeuten?
Ein Einzug der Linken in den Landtag wäre vor allem symbolisch
bedeutsam. Neben CDU, Grünen, SPD, AfD - und womöglich der FDP -
würde sich das politische Spektrum im Landtag deutlich erweitern. Das
könnte Debatten vielfältiger, aber den Parlamentsalltag auch
komplexer machen.
Inhaltlich wäre der Einfluss der Linken begrenzt: Koalitionen mit
anderen Parteien sind weder wahrscheinlich noch gewollt. Doch gerade
in einem konservativ geprägten Bundesland sei eine linke Opposition
unverzichtbar, betont Landeschefin Sahra Mirow.
Wenn sie nichts umsetzen können - was haben die Linken dann vor?
Die Partei kann Themen setzen, Anträge einbringen, Ausschüsse
mitgestalten und so Debatten anstoßen - klassische Parlamentsarbeit
eben. Fragen wie die Mietpreisbremse oder soziale Mindeststandards
könnten stärker in den Fokus rücken. Sozialverbände und
Gewerkschaften bekämen zudem neue Ansprechpartner im Parlament.
Andere Parteien müssten sich den Diskussionen stellen - genau das
wollen die Linken. Man wolle eine lautstarke, unbequeme Opposition
sein, sagt Spitzenkandidatin Kim Sophie Bohnen.
# Notizblock
## Redaktionelle Hinweise
- Zu diesem Text finden Sie Bilder mit folgendem Titel im dpa
Bildangebot:
- Landesparteitag Die Linke Baden-Württemberg
- Linke Baden-Württemberg wählt Landesliste für Landtagswahl 202
## Internet
- [Landtagswahlprogrammentwurf](https://dpaq.de/2tJ013r)
## Orte
- [Filderhalle](Bahnhofstraße 61, 70771 Leinfelden-Echterdingen,
Deutschland)
* * * *
Die folgenden Informationen sind nicht zur Veröffentlichung bestimmt
## Ansprechpartner
- Frederico Elwing, Sprecher Linke Baden-Württemberg, +175 9274 163
## Kontakte
- Autor/in: Nico Pointner (Stuttgart), +49 (711) 16262-37260,
Pointner.Nico@dpa.com
- Redaktion: Bettina Grachtrup (Berlin), +49 (30) 285230002,
Deutschland-Desk, Foto: Newsdesk, +49 30 2852 31515, foto@dpa.com
dpa poi yysw a3 bg
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