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Datum(55) Freitag, der 05.09.2025, 08:00 Uhr
IDtmn0010 4 vm 685 dpa-tmn 0273
BetreffGesundheit/Ernährung/Essen & Trinken/Deutschland/Ratgeber/Pilze/Leber/(Fragen & Antworten - Z: 4860) Was man bei Verdacht auf Pilzvergiftung (nicht) tun sollte (Mit 1 Bild tmn8200 vom 05.09.2025)
TextSchon ein einziger Knollenblätterpilz im Magen kann zum Tod führen:
Wer Pilze sammelt, sollte einen Bogen um giftige Exemplare machen -
und die Dos and Don'ts für den Notfall kennen. Ein Überblick.
Hannover (dpa/tmn) - Erst ins Körbchen, dann in die Pfanne und
letztendlich in den Bauch: Pilze sammeln und aus den Funden etwas
Leckeres kochen - das gehört für so manchen zum Spätsommer und Herbst
einfach dazu. 
Viele Speisepilze haben allerdings giftige Doppelgänger - wer nicht
aufpasst, riskiert eine Pilzvergiftung. In den meisten Fällen ist der
Grüne Knollenblätterpilz (Amanita phalloides) der Übeltäter. Fünf
Fragen und Antworten zum Thema: 
Was muss man über den Grünen Knollenblätterpilz wissen? 
Er sieht Speisepilzen wie dem Wiesenchampignon (Agaricus campestris)
oder dem Grüngefelderten Täubling (Russula virescens) durchaus
ähnlich. Daher kommt es immer wieder zu Verwechslungen.
Die sind allerdings verheerend: Im Grünen Knollenblätterpilz steckt
nämlich das hochgiftige Alpha-Amanitin. Dieses Gift greift die Zellen
in der Leber an - bis hin zum Organversagen, das den Tod bedeutet.
Nach Schätzungen des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) sind
Knollenblätterpilze für mindestens 80 Prozent aller tödlichen
Pilzvergiftungen in Deutschland verantwortlich. 
«Je nach Toxingehalt kann bereits eine Menge von 5 bis 50 Gramm
Frischpilz tödlich sein», warnt Prof. Markus Cornberg, medizinischer
Geschäftsführer der Deutschen Leberstiftung. «Bei Kindern und älteren
Menschen können schon deutlich kleinere Mengen lebensgefährlich
werden.» 
Übrigens: Auch scharfes Anbraten kann dem Gift nichts anhaben, da es
hitzestabil ist. 
Wie macht sich eine Pilzvergiftung bemerkbar? 
Nach dem Verzehr von Pilzpfanne oder Ragout setzen Übelkeit,
Erbrechen, Durchfall, Schweißausbrüche und Benommenheit ein? Dann
sollte man laut der Deutschen Leberstiftung an eine Pilzvergiftung
denken. 
Wichtig allerdings: Gifte aus Pilzen wirken mitunter ganz
unterschiedlich im Körper. Es gibt zahlreiche Vergiftungssyndrome,
die unterschiedliche Beschwerden mit sich bringen. Zwei Beispiele: 
* Knollenblätterpilz: Meist acht bis zwölf Stunden nach dem Verzehr
geht es mit den Symptomen los. Dann kommt es zu heftigen
Brechdurchfällen, so die Deutsche Gesellschaft für Mykologie. Wenn
sie sich nach einer Weile bessern, ist das aber keine Entwarnung.
Dann setzt die Leberschädigung ein, die unbehandelt zum Versagen des
Organs führt.
* Orangefuchsiger Raukopf: Der Verzehr des Giftpilzes, der einem
Pfifferling ähnelt, löst keine Magen-Darm-Beschwerden aus. Erst nach
Tagen bis zu wenigen Wochen zeigen sich Symptome wie Durst,
Kopfschmerzen, ein trockener Mund, Nierenschmerzen und ein Versagen
der Urinproduktion. Dahinter steht ein Nierenversagen, das
unbehandelt zum Tod führt.
Was tun beim Verdacht, einen Giftpilz gegessen zu haben?
* Ärztlichen Rat einholen
Bei einem Verdacht auf eine Pilzvergiftung sollte man umgehend
ärztliche Hilfe aufsuchen bzw. einen Notarzt holen. Wer sich unsicher
ist, wie dringend ärztliche Hilfe gefragt ist, kann für eine
Einschätzung beim zuständigen Giftinformationszentrum anrufen. Eine
Auflistung der Giftnotrufnummern gibt es online. 
* Pilzreste bereithalten
Nur, wenn die Ärztinnen und Ärzte wissen, mit welchem Gift der Körper
kämpft, können sie zielgerichtet behandeln. Putzreste, Speisereise,
Erbrochenes und auch Fotos der gesammelten Pilze können entscheidende
Hinweise liefern, welcher Pilz genau verzehrt wurde, so die Deutsche
Gesellschaft für Mykologie. 
* Weitere Betroffene informieren
Das BfR rät, andere Personen, die ebenfalls von der Pilzmahlzeit
gegessen haben, zu informieren. Sie sollten sich ebenfalls ärztlich
untersuchen lassen - auch dann, wenn sie bislang nicht von Symptomen
geplagt werden. 
Was sollte man nun auf keinen Fall tun? 
* Kein Erbrechen herbeiführen
Das Pilzragout muss raus aus dem Körper! Das mag der erste Impuls
sein, wenn man den Verdacht hat, giftige Pilze gegessen zu haben. Ein
Erbrechen sollte man aber nicht herbeiführen, warnt das BfR. Der
Grund: Es drohen schwerwiegende gesundheitliche Folgen, etwa wenn
Erbrochenes in die tiefen Atemwege gelangt. 
* Keine Milch trinken
Milch als Erste-Hilfe-Maßnahme bei Vergiftungen - das sitzt in vielen
Köpfen, ist aber ein Mythos. Im Gegenteil: Milch kann die Aufnahme
von Giften sogar fördern, heißt es vom BfR. 
Wie geht man beim Pilze sammeln auf Nummer sicher? 
Am besten erspart man sich all das - und macht einen großen Bogen um
Giftpilze. Wer Pilze sammeln möchte, sich aber nicht gut auskennt,
dem rät die Deutsche Leberstiftung zu geführten Exkursionen mit
Pilzexperten.
Sammelt man auf eigene Faust, lässt man seine Funde lieber vor einem
oder einer Pilzsachverständigen prüfen. Die Deutsche Gesellschaft für
Mykologie stellt dafür online eine Suche zur Verfügung. Experten
raten zudem, sich nicht auf Pilzbestimmungs-Apps zu verlassen. 
Außerdem sollte man keinen Pilz-Mythen aufsitzen: Fraßspuren von
Tieren etwa treffen keine Aussage darüber, ob ein Pilz für Menschen
essbar ist. So vertragen zum Beispiel Schnecken den Grünen
Knollenblätterpilz problemlos.
# Notizblock
## Redaktionelle Hinweise
- Zitat laut Mitteilung.
- Zu diesem Text finden Sie Bilder mit folgendem Titel im dpa
Bildangebot:
- Grüner Knollenblätterpilz (Amanita phalloides)
## Internet
- [BfR: Verzeichnung der
Giftinformationszentren](https://dpaq.de/59uRZ)
- [BfR zu Pilzvergiftungen](https://dpaq.de/Q5Stimc)
- [Deutsche Gesellschaft für Mykologie zu
Pilzvergiftungs-Syndromen](https://dpaq.de/9OqRjqV)
* * * *
Die folgenden Informationen sind nicht zur Veröffentlichung bestimmt
## Ansprechpartner
- Deutsche Leberstiftung, + 49 511 - 532 6815,

## Kontakte
- Autor/in: Ricarda Dieckmann (Berlin), 030 2852 32972,
dieckmann.ricarda@dpa.com
- Redaktion: Fotoredaktion: +49 30 285232897,
foto.themendienst@dpa.com, Nathalie Helene Rippich (Berlin),
030285232982, rippich.nathalie@dpa.com
dpa/tmn rid yyzz a3 nhr
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