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Datum(105) Freitag, der 17.10.2025, 13:56 Uhr
IDtmn0021 4 vm 404 dpa-tmn 0791
BetreffGesundheit/Familie/Deutschland/Psychologie/BRCMJ/tmn1218/Gefühle/ACT/(Z: 2660) Widersprüche zulassen - so stärkt das die emotionale Balance (Mit 1 Bild tmn1218 vom 17.10.2025)
TextWas passiert, wenn wir Widersprüche in uns selbst nicht unterdrücken,
sondern genau hinschauen? Einblicke, warum und wie wir davon
profitieren können.
Weinheim/Berlin (dpa/tmn) - Oft haben wir das Gefühl, uns zu allem
sofort irgendwie verhalten zu müssen, oder es stellt sich von ganz
allein ein Impuls ein - das ist gut, das ist schlecht, der hat recht,
die hat unrecht und so weiter.
Aber das kann man häufig gar nicht so genau wissen - und außerdem ist
es auch nicht unbedingt gut für uns. Warum wir zwiespältige Gefühle
und Gedanken zulassen sollten, erklärt die Berliner Psychotherapeutin
Nesibe Kahraman im Magazin «Psychologie Heute» (aktuelle Ausgabe
11/2025). 
«Wenn wir aushalten können, dass andere Menschen Dinge anders sehen
als wir oder dass bestimmte Realitäten anders sind, als wir uns das
vorgestellt haben, können wir uns emotional besser regulieren», so
die Autorin des Buches «Alles, was dazwischenliegt. Von der Kunst,
innere Widersprüche und Mehrdeutigkeit auszuhalten».
Sie nennt ein Beispiel: In der Familie gibt es eine Trennung. Sollte
man sich da direkt auf eine Seite schlagen? Nein, erst mal nur
hinschauen: «Wie wäre es, wenn man nicht sofort eine Meinung hat», so
Kahraman, «sondern sich der Konflikt erst mal entwickeln darf?».
Dazu gehöre auch, bei sich selbst zu schauen, «was man in sich
vorfindet, welche unterschiedlichen Gefühle auftauchen? Oft kann ich
nichts tun, als zu versuchen, achtsam zu differenzieren».
Es gehe darum, zuzulassen, dass wir auch immer zwei Seiten in uns
haben. «Ein Teil von mir will, dass alles bleibt, wie es ist. Ein
anderer Teil will Veränderung», so die Psychologin. «In mir dürfen
beide Aspekte sein, auch wenn sie unterschiedlich gewichtet sind. Und
in anderen auch.»
Check-in mit sich selbst
Kahraman rät, zu «prüfen, ob man im Entweder-Oder-Modus ist oder ob
es einem gelingt, im Sinne von Sowohl-als-auch zu denken». Das ist
eine Maßgabe, die in der Therapie verschiedener psychischer
Erkrankungen wichtig ist, wo es darum geht, statt schädlichem
Schwarz-Weiß-Denken auch Grautöne wahrzunehmen.
Verschiedene Gedanken und Gefühle zuzulassen, zu erkennen und zu
benennen ohne zu bewerten ist etwa der
Acceptance-and-Commitment-Therapie (ACT) ein zentrales Element und
kann auch im Alltag hilfreich sein.
Ambivalenzen auszuhalten bedeutet, innerlich flexibel zu bleiben -
und das macht uns emotional stabiler und ermöglicht einen
«engagierteren» Angang ans Leben, so US-Psychiater Steven C. Hayes,
der die ACT seit den 90er Jahren entwickelt hat - eben weil wir uns
besser, authentischer und im Einklang mit unseren Werten entscheiden
und verhalten können. 
Also: Ambivalenzerfahrungen sind weder schlecht noch schädlich. Wenn
man solche widersprüchlichen Gefühle aber nicht zulässt, ist es das -
und man kann sogar psychische Krankheiten entwickeln.
# Notizblock
## Redaktionelle Hinweise
- Zu diesem Text finden Sie Bilder mit folgendem Titel im dpa
Bildangebot:
- Frau schaut aus Fenster
## Internet
- [Acceptance and commitment therapy: The process and practice of
mindful change, 2nd ed. (2012)](https://dpaq.de/Tp10fZb)
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Die folgenden Informationen sind nicht zur Veröffentlichung bestimmt
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- Autor/in: Bettina Lüke (Berlin) +49 30 2852-32976,
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