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Datum(101) Mittwoch, der 03.09.2025, 06:00 Uhr
IDbdt0052 4 vm 650 dpa 0231
BetreffGesundheit/Ernährung/Schulen/Wissenschaft/Familie/Deutschland/Kinder/(KORR-Bericht) «Das mag ich nicht!» - Wie Schulessen helfen könnte Von Irena Güttel, dpa (Foto Illustration)
TextIn vielen Teilen Deutschlands hat die Schule wieder begonnen. Manche
Eltern fragen sich jetzt wieder: Isst das Kind in der Schule
ordentlich? Fachleute haben für sie gute Nachrichten.
München (dpa) - Kein gekochtes Gemüse, Nudeln mit Soße schon mal gar
nicht, Fleisch nur in Form von Wurst: Manche Kinder sind äußerst
wählerisch beim Essen - und treiben ihre Eltern zum Teil zur
Verzweiflung. Wie kann man sicherstellen, dass sich diese schlechten
Esser - so die allgemeine Bezeichnung - ausgewogen und gesund
ernähren? 
Dazu beitragen könnte ein warmes Mittagessen in der Schule, wie eine
Studie aus Großbritannien nahelegt. Dafür hatte ein Team um die
Ernährungsforscherin Caroline Taylor von der Universität Bristol rund
5.300 Jugendliche im Alter von 13 Jahren zu ihrem Essverhalten in der
Schule befragt. Diese aßen mittags entweder ein warmes Schulessen
oder sie bekamen ein Essen von Zuhause eingepackt. 
Weniger wählerisch in der Schulkantine
Das Ergebnis: Die wählerischen Esser unter den befragten Jugendlichen
mieden Salat und Gemüse. Sie aßen aber eher Fleisch, Fisch und Obst,
wenn dieses in der Schulkantine auf den Teller kam. «Es ist
wahrscheinlich, dass Familiennormen einen stärkeren Einfluss auf den
Inhalt des Lunchpakets haben als auf die Auswahl des Schulessens, wo
das Kind mehr Autonomie hat und möglicherweise von Gleichaltrigen
beeinflusst wird», folgern die Forschenden. 
Auch wenn die Ergebnisse nicht direkt auf Deutschland übertragbar
sind, zeigen sie nach Ansicht von Expertinnen, wie wichtig ein warmes
Schulessen für alle Kinder wäre. Doch das sei flächendeckend noch
nicht der Fall, sagt Esther Schnur von der Deutschen Gesellschaft für
Ernährung (DGE). Nach einer Studie des Robert Koch-Instituts (RKI)
von 2023 können 69 Prozent der Schülerinnen und Schüler von 6 bis 17
Jahren in Deutschland ein warmes Schulessen bekommen. «Das heißt,
rund 30 Prozent haben überhaupt nicht die Möglichkeit.»
Ein warmes Schulessen hat Vorteile
Ein gemeinsames Mittagessen habe nicht nur verbindenden Charakter,
sagt die Ökotrophologin. «Bei einem warmen Essen hat man einen
anderen Geruch, einen anderen Geschmack als bei einer kalten
Mahlzeit. Und man hat ein viel größeres Spektrum an Lebensmitteln,
die man anbieten kann.» 
In der Schulkantine haben Kinder nach Ansicht der
Ernährungsmedizinerin Katharina Timper von der Technischen
Universität München außerdem die Möglichkeit, Lebensmittel und
Gerichte zu probieren, die sie von Zuhause nicht kennen. 
Was gutes Schulessen ausmacht
Natürlich hängt auch viel davon ab, wie gut das Schulessen ist und
wie es angeboten wird. Repräsentative Daten zur Qualität des
Schulessens in Deutschland gibt es laut Schnur nicht. Wichtig findet
sie, dass Kinder auswählen können, wie viel und welche Komponenten
eines Gerichts sie wollen. 
Das bestätigt auch Timper: «Viele Kinder mögen Soße, andere überhaupt
nicht. Manchen Kindern ist es wichtig, dass sich zum Beispiel Gemüse
und Kartoffeln auf dem Teller nicht berühren.» Für ideal hält sie ein
Büfett, an dem sich Kinder ihr Essen selbst zusammenstellen können. 
Eltern sollten sich weniger Sorgen bezüglich des Essens machen
Und was können Eltern tun? Möglichst wenig Druck ausüben und
entspannt bleiben, empfiehlt Timper. «Wenn man genau weiß, dass ein
Kind mit dem Essen in der Schule überhaupt nichts anfangen kann und
dass es das Kind stresst, dann sollte man ihm halt etwas mitgeben.»
Auch bei den Mahlzeiten zu Hause sollte man die Kinder immer fragen,
ob sie probieren möchten - und akzeptieren, wenn sie das ablehnen
oder das Essen ihnen nicht schmeckt. Als Alternative könne man ihnen
etwa Vollkornbrot, Banane, Gurke oder Paprika anbieten. 
Eltern sollten sich generell weniger Sorgen bezüglich des Essens
machen, findet Schnur. «Es gibt Daten, die zeigen, dass ein Kind
Lebensmittel bis zu zehnmal probieren muss, bis es sie mag. Man kann
also auch lernen, andere Lebensmittel zu essen.» Außerdem müsse man
nicht mit jeder Mahlzeit eine genau definierte Menge an Nährstoffen
zu sich nehmen. «Der Körper hat ja Speicher. Ich muss also nicht
beunruhigt sein, wenn ein gesundes Kind mal einen Tag gar kein Obst
isst.»
Hilfreich ist aus Sicht der beiden Expertinnen auch, Kinder beim
Familienessen mitentscheiden und bei der Zubereitung helfen zu
lassen. Außerdem sollten die Erwachsenen mit gutem Vorbild
vorangehen, sagt Timper. Ein Kind könne man am besten animieren, neue
Lebensmittel zu probieren, indem man selbst neugierig sei und Neues
gerne teste.
# Notizblock
## Redaktionelle Hinweise
- Zu diesem Text finden Sie Bilder mit folgendem Titel im dpa
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- Mittagessen
- Schulessen
- Start ins neue Schuljahr
## Internet
- [Zahlen zum Schulessen in Deutschland](https://dpaq.de/BAkF0eZ)
- [Studie](https://dpaq.de/mOhkwXG)
## Orte
- [Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V](Godesberger Allee 136,
53175 Bonn, Deutschland)
- [Institut für Klinische Ernährungsmedizin](Am Olympiacampus 11,
80809 München, Deutschland)
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Die folgenden Informationen sind nicht zur Veröffentlichung bestimmt
## Ansprechpartner
- Presse Technische Universität München, +49 89 28922778,
presse@tum.de
- Pressestelle Deutsches Gesellschaft für Ernährung, +49 228
3776-630, presse@dge.de
- Pressestelle University of Bristol,+44 117 428 2489,
press-office@bristol.ac.uk
## Kontakte
- Autor/in: Irena Güttel (Nürnberg), +49 911 23072-14,
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- Redaktion: Walter Willems (Berlin), 030 / 285232268,
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