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Datum(216) Montag, der 01.09.2025, 05:16 Uhr
IDnsb0007 4 wi 381 lni 0184
BetreffArbeitgeber/Krankenversicherung/Soziales/Niedersachsen/Updateme/Arbeitgeber: Beiträge steigen, Patienten sollen vorstrecken (Foto Produktion)
TextArztbesuch, Medikament, Krankenkasse: Alles wird teurer. Der
Arbeitgeberverband Niedersachsenmetall sieht die Sozialabgaben
explodieren und drängt auf Reformen, die auch Patienten betreffen.
Hannover (dpa/lni) - Gesetzlich Versicherte sollen Arztrechnungen
nach dem Willen von Arbeitgebern künftig zunächst selbst bezahlen und
sich die Kosten später erstatten lassen. Das fordert Volker Schmidt,
Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbands Niedersachsenmetall.
«Das würde einen psychologischen Effekt haben: Man überlegt sich
dreimal, ob man wegen jeder Petitesse zum Arzt geht», sagte Schmidt
der Deutschen Presse-Agentur. 
Nach seiner Ansicht fehlt es im Gesundheitssystem an
Kostenbewusstsein. «Kein gesetzlich Versicherter erfährt heute, was
ein Arztbesuch oder Medikamente kosten. Es herrscht null
Kostentransparenz. Ohne Kostentransparenz aber kein
Kostenbewusstsein», sagte er. Beamte lebten längst mit diesem System
- warum nicht auch Arbeitnehmer? 
Sorge vor Sozialabgaben von 50 Prozent 
Hintergrund der Forderung sind aus Sicht Schmidts stark steigende
Sozialabgaben. Nach seinen Angaben stiegen sie zuletzt von 40 auf
42,6 Prozent. Bis 2027 könnten es 45 Prozent sein, bis 2030 womöglich
50. «Allein der Anstieg bis 2027 entspräche der Kostenwirkung von
zwei kompletten Tarifrunden für die Betriebe», warnte er. 
Die Belastung durch steigende Abgaben sei für Arbeitgeber
mittlerweile gravierender als die Effekte von Tarifabschlüssen. «Die
Zehntelprozente, um die wir in Tarifverhandlungen feilschen, sind
doch ein Fliegenschiss im Vergleich zu dem, was der Staat über
steigende Sozialversicherungsbeiträge den Betrieben an zusätzlichen
Personalkosten aufbürdet», sagte Schmidt. 
Der Begriff «Fliegenschiss» hatte 2018 für Empörung gesorgt, als der
damalige AfD-Chef Alexander Gauland die NS-Zeit damit verharmlosend
relativierte. Seither gilt die Formulierung in der politischen
Debatte als stark vorbelastet. Schmidt verteidigte seine Wortwahl und
betonte, er habe den Ausdruck schon lange vor Gauland verwendet. 
«Wahnsinn» bei Arztbesuchen 
Deutschland liege bei Arztbesuchen an der internationalen Spitze,
betonte der Arbeitgebervertreter. «Wir haben im Schnitt zehn
Arztbesuche pro Kopf und Jahr - vom Säugling bis zum Greis. Das ist
Wahnsinn!» Mehr Kostentransparenz könnte nach Schmidts Ansicht
helfen, unnötige Termine zu vermeiden. 
Zudem kritisierte er versicherungsfremde Leistungen, die über die
Krankenkassen abgewickelt würden. «Allein bei Bürgergeldempfängern
zahlen die gesetzlichen Krankenkassen jedes Jahr 10 Milliarden Euro,
die die Beitragssätze im Ergebnis um 0,6 Punkte nach oben
katapultieren. Es wäre nur konsequent, wenn diese Kosten künftig vom
Bundeshaushalt übernommen werden.» 
Politische Debatte nimmt Fahrt auf 
Die Aussagen fallen in eine bundesweite Diskussion über Reformen der
Sozialversicherungen. Arbeitgeberpräsident Steffen Kampeter brachte
jüngst eine Kontaktgebühr ins Spiel, CDU-Generalsekretär Carsten
Linnemann sprach von Reformbedarf. Bundeskanzler Friedrich Merz
kündigte Reformen mit «schmerzhaften Einschnitten» an. Sozialverbände
und Ärzteverbände lehnten solche Vorschläge bisher als unsozial ab.
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## Redaktionelle Hinweise
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Bildangebot:
- Niedersachsenmetall-Chef Volker Schmidt
## Orte
- [Niedersachsenmetall](Schiffgraben 36, 30175 Hannover, Deutschland)
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Die folgenden Informationen sind nicht zur Veröffentlichung bestimmt
## Ansprechpartner
- Eike Frenzel, Pressesprecher Niedersachsenmetall, +49 511 8505293,
frenzel@niedersachsenmetall.de
## Kontakte
- Autor/in: Kilian Genius (Hannover) +49 151 14429508,

- Redaktion: Christoph Lignitz (Berlin), 030 285232132,
lignitz.christoph@dpa.com, Foto: Newsdesk, +49 30 2852 31515,
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