DPA-Meldungen |
Datum | (56) Montag, der 20.10.2025, 09:04 Uhr |
ID | bdt0088 4 wi 371 dpa 0329 |
Betreff | Pharma/Arzneimittel/Gesundheit/Außenhandel/Deutschland/Zölle/Verband: Abhängigkeit von China gefährdet Arzneiversorgung (Foto Archiv) |
Text | Engpässe bei manchen Medikamenten, darunter Fiebersäfte für Kinder, schüren immer wieder Sorgen über die Patientenversorgung. Eine Studie warnt, China könne Abhängigkeiten als Druckmittel einsetzen. Berlin (dpa) - Antibiotika, Diabetesmedikamente, Schmerzmittel: Deutschland ist bei vielen Arzneien auf China angewiesen. Der Pharmaverband Pro Generika warnt in einer neuen Studie vor einer starken Abhängigkeit, die China als politisches Druckmittel einsetzen könne - ähnlich wie die Exportbeschränkungen bei Seltenen Erden im Zollstreit mit den USA. Ein möglicher Lieferstopp von Wirkstoffen für Nachahmermedikamente würde große Lücken in die Arzneiversorgung in Deutschland reißen, heißt es in der Analyse. Dafür wurden 56 Wirkstoffe untersucht, die amtlich als versorgungsrelevant eingestuft sind, darunter Schmerzmittel, Antibiotika, Diabetes-Medikamente und biopharmazeutische Nachahmerprodukte. Ergebnis: Bei 20 der Wirkstoffe, also über einem Drittel, sei der Anteil chinesischer Hersteller so hoch, dass die Versorgung bei einem Lieferstopp in Gefahr wäre. Besonders betroffen seien Antibiotika sowie Diabetes- und Schmerzmittel. Lieferungen aus China kaum ersetzbar Chinesische Produzenten hätten in den vergangenen Jahren gezielt in Anlagen etwa für antibiotische Wirkstoffe investiert und sich zu zentralen Zulieferern weltweit entwickelt. Bei einem Ausfall stünden keine ausreichenden alternativen Bezugsquellen am Weltmarkt bereit, «ein kurzfristiger Ausbau eigener Kapazitäten ist technisch nicht möglich». Die Autoren der Studie für Pro Generika kommen unter anderem vom Institut der deutschen Wirtschaft und dem European Union Institute for Security Studies. Der Verband vertritt die Interessen der Generika-Hersteller. Solche Nachahmerprodukte von Arzneien, deren Patentschutz abgelaufen ist, spielen wegen niedriger Preise eine wichtige Rolle im Gesundheitssystem. Bork Bretthauer, Geschäftsführer von Pro Generika, fordert ein Einschreiten der Politik, um Abhängigkeiten zu verhindern. «Sie darf nicht zulassen, dass wir genau so enden wie beim russischen Gas.» Hersteller beklagen Kostendruck Die Knappheit bei Medikamenten wie Fiebersäfte oder Schmerzmittel wird immer wieder diskutiert. Pharmaverbände wie Pro Generika fordern seit Jahren weniger strikte Vorgaben von der Politik, die die Arzneipreise reguliert. Sie machen Kostendruck dafür verantwortlich, dass sich Hersteller in Deutschland etwa aus der Produktion von Fiebersäften oder Penicillin zurückgezogen haben. Exportstopps von Generika seien denkbar, schreiben die Studienautoren. Öffentliche chinesische Dokumente wie Fünfjahrespläne zeigten, dass Peking Exportbeschränkungen als Druckmittel diskutiere. Der Verband zieht Parallelen zu Ausfuhrkontrollen bei Seltenen Erden, die China im Zollstreit mit den USA einsetze. Zwar habe Europa einen Vorsprung bei innovativen Arzneimitteln wie Biopharmazeutika. Doch China hole auf, warnt Pro Generika. Das Land sei auf bestem Weg, globaler Innovationsmotor in der Arznei-Entwicklung zu werden. Deutschland müsse seine Produktionsstandorte sichern, Lieferketten breiter aufstellen und Innovationen fördern. # Notizblock ## Redaktionelle Hinweise - Die Stresstest-Analyse umfasst 56, vom BfArM als versorgungsrelevant klassifizierte Arzneimittelwirkstoffe. Darunter sind Antidiabetika, Analgetika (Schmerzmittel), Antibiotika und biologisch erzeugte Nachahmerprodukte (Biosimilars), die insbesondere auch Wirkstoffe für Krebstherapien umfassen. - Für die Stresstest-Analyse wurden die regional verfügbare Produktionskapazitäten von Arzneimittelwirkstoffen - über die Zahl der in den Datenbanken der EU registrierten Produktionsstandorte - und Lieferanten annäherungsweise berechnet. Diese Daten wurden durch die 2024 verordneten Verpackungseinheiten - der entsprechenden Arzneimittel ergänzt. - Zu diesem Text finden Sie Bilder mit folgendem Titel im dpa Bildangebot: - Arzneimittel in der Apotheke - Medikamente - Tabletten ## Orte - [Pro Generika](Unter den Linden 32-34, 10117 Berlin, Deutschland) * * * * Die folgenden Informationen sind nicht zur Veröffentlichung bestimmt ## Ansprechpartner - Anna Steinbach, Leiterin Kommunikation Pro Generika, +49 (030) 81 61 60 960, steinbach@progenerika.de ## Kontakte - Autor/in: Alexander Sturm (Frankfurt) 49-69-2716 -34142, sturm.alexander@dpa.com - Redaktion: Daniel Mollitor (Berlin) 030 285232242, dpa als yyhe n1 dmo |
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