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Datum(92) Mittwoch, der 03.09.2025, 11:29 Uhr
IDtmn0015 4 vm 470 dpa-tmn 0639
BetreffGesundheit/Krankheiten/Familie/Deutschland/Ratgeber/Psychologie/BRCMJ/(Z: 3550) Orkan aus Gefühlen: Borderline-Betroffene besser verstehen (Mit 1 Bild tmn8200 vom 03.09.2025)
TextSelbsthass, Verlustängste, Leere: Menschen mit einer
Borderline-Persönlichkeitsstörung erleben Gefühle mit einer enormen
Wucht. Wie kann man als Freundin oder Partner unterstützen?
Bad Saulgau (dpa/tmn) - Von einem auf den anderen Moment braut sich
ein Orkan aus extremen Gefühlen zusammen, der einen mitreißt: Das ist
Alltag für Menschen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung. 
Emotionen schlagen mitunter blitzartig um, dazu kommt ein hohes Level
an innerer Anspannung. «Typisch sind die starke Angst vor dem
Verlassenwerden, Selbstverletzungen oder riskantes Verhalten wie
beispielsweise Rasen auf der Autobahn», beschreibt die
Psychotherapeutin Prof. Petra Beschoner.
Männer und Frauen zeigen dabei mitunter unterschiedliche Symptome:
* Frauen tendieren eher zu Selbstverletzungen. Bei ihnen stehen oft
die emotionale Instabilität und konfliktreiche Beziehungen im
Vordergrund.
* Männer mit Borderline richten ihr Verhalten tendenziell eher nach
außen, was sich in Aggressionen, Drogenkonsum oder Raserei ausdrücken
kann.
Wie eine Borderline-Persönlichkeitsstörung entsteht:
Auf eine einzige Ursache lässt sich eine
Borderline-Persönlichkeitsstörung meist nicht zurückführen. Neben der
Genetik spielen auch biografische Erfahrungen und Umweltbedingungen
eine Rolle. «Traumatische Erlebnisse, Missbrauch, Vernachlässigung
oder fehlende Bindungen in der Kindheit verstärken das Risiko
erheblich», so Petra Beschoner. 
Klar ist: Das Gehirn von Borderline-Betroffenen arbeitet anders als
das gesunder Menschen. 
* Die Amygdala ist aktiver. In diesem Bereich passiert die
Verarbeitung von Emotionen.
* Der präfrontale Kortex ist beeinträchtigt. Er ist unter anderem
für die Impulskontrolle zuständig.
So lässt sich das Gehirn von Borderline-Betroffenen mit einem
hochempfindlichen Alarmsystem vergleichen, das Gefühle schnell und
heftig ausschlagen lässt. 
Wie das Umfeld mit den Stimmungsschwankungen umgehen kann:
Eine Borderline-Persönlichkeitsstörung wirkt sich auch auf
zwischenmenschliche Beziehungen aus. Denn mitunter sehnen sich
Menschen mit Borderline in einem Moment nach Nähe und idealisieren
ihr Gegenüber, stoßen es kurz danach aber zurück. 
Petra Beschoners Rat: «Partner und Angehörige sollten versuchen, wie
ein Fels in der Brandung zu sein - ruhig, klar und stabil.» Auch wenn
es schwerfällt, sollten sie emotionale Ausbrüche nicht persönlich
nehmen, sondern sich klarmachen: Dahinter steckt eine Erkrankung.
Außerdem rät die Expertin dazu, die Gefühle der Person mit Borderline
nicht kleinzureden, sondern sie anzuerkennen und Verständnis zu
zeigen.
Wichtig für nahestehende Menschen ist aber auch, auf die eigene
Gesundheit zu achten. Sie sollten also keine Scheu haben, Auszeiten,
Selbsthilfegruppen und Therapieangebote in Anspruch zu nehmen. 
Wie sich Borderline behandeln lässt: 
Wie bei jeder anderen psychischen Erkrankung gilt auch hier: Familie
und Freude können zwar unterstützen, professionelle Hilfe können sie
aber nicht ersetzen. 
Es gibt Strategien, um besser mit dem Orkan aus Gefühlen zu leben.
«Am wirksamsten sind Therapien, die gezielt den Umgang mit Gefühlen
und Beziehungen trainieren», so Beschoner. Ein Beispiel dafür sind
die dialektisch-behaviorale Therapie (DBT): Das ist eine Form der
Verhaltenstherapie, bei der Betroffene lernen, Emotionen zu
regulieren und Krisen ohne Selbstverletzung zu meistern. 
Während der Therapie können Medikamente als Stütze hilfreich sein.
Mittel speziell gegen Borderline gibt es zwar nicht, einzelne
Symptome wie Angst, Impulsivität und Depression lassen sich aber
durch entsprechende Medikamente lindern.
Zur Person: Prof. Petra Beschoner ist Fachärztin für Psychiatrie,
Psychotherapie sowie Psychosomatische Medizin und Ärztliche Leiterin
der Akutklinik Bad Saulgau.
# Notizblock
## Redaktionelle Hinweise
- Zitate laut Mitteilung.
- Zu diesem Text finden Sie Bilder mit folgendem Titel im dpa
Bildangebot:
- Eine Frau schaut aus einem Fenster
* * * *
Die folgenden Informationen sind nicht zur Veröffentlichung bestimmt
## Ansprechpartner
- Prof. Dr. med. Petra Beschoner, Akutklinik Bad Saulgau, +49 07581
2006 336, info@akutklinik-badsaulgau.de
## Kontakte
- Autor/in: Ricarda Dieckmann (Berlin), 030 2852 32972,
dieckmann.ricarda@dpa.com
- Redaktion: Fotoredaktion: +49 30 2852 32897,
foto.themendienst@dpa.com, Dirk Averesch (Berlin), +4930285232980,
averesch.dirk@dpa.com
dpa/tmn rid yyzz n1 av
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