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Datum(143) Donnerstag, der 16.10.2025, 12:30 Uhr
IDrhs0016 4 pl 775 lrs 0661
BetreffArmut/Soziales/Kirche/Regierung/Rheinland-Pfalz/Givemeperspective/(KORR-Bericht - Zum Internationalen Tag für die Beseitigung der Armut am 17. Oktober) Arbeitslos und ausgegrenzt: Der Kampf gegen Armut Von Ira Schaible, dpa (Foto Illustration,)
TextArmut ist nach Einschätzung von Sozialverbänden trotz aller
Bemühungen auch in Rheinland-Pfalz ein Problem. Der VdK bemängelt
einen Zwei-Klassen-Sozialstaat.
Mainz (dpa/lrs) - Obdachlosigkeit, soziale Ausgrenzung,
Arbeitslosigkeit sowie Scham, Einsamkeit, Krankheit: Armut hat viele
Gesichter - auch in Rheinland-Pfalz. «Die Armutsgefährdungsquote in
Rheinland-Pfalz ist im Vergleich zum Bundesmittel leicht
überdurchschnittlich», heißt es in dem im Sommer veröffentlichten
Armuts- und Reichtumsbericht der Landesregierung, der die
Corona-Jahre umfasst. 
Armut trifft vor allem Alleinerziehende und bestimmte Regionen
«Armut ist in Rheinland-Pfalz ein großes Problem, vor allem in
bestimmten Regionen und bei Alleinerziehenden», stellt der
Vorsitzende des Sozialverbands VdK Rheinland-Pfalz, Willi Jäger, mit
Blick auf den 7. Armutsbericht fest. «In der Westpfalz ist jeder
Fünfte armutsgefährdet, bei Alleinerziehenden fast jede Zweite.»
«Weitere überdurchschnittlich häufig armutsgefährdete Gruppen sind
jüngere Personen, ältere Frauen, Erwerbslose, gering qualifizierte
Personen, ausländische Staatsangehörige sowie Personen mit
Migrationshintergrund», heißt es in dem Bericht. 
«In den Städten Pirmasens, Ludwigshafen, Kaiserslautern, Worms,
Frankenthal, Zweibrücken und Koblenz sind die Überschuldungsquoten
besonders hoch», ist in dem Papier zu lesen. «In diesen und weiteren
kreisfreien Städten sowie im Landkreis Kusel sind die öffentlichen
Haushalte ebenfalls besonders überschuldet.» 
Aktionsplan gegen Armut der Landesregierung
«Mit dem Aktionsplan gegen Armut setzen wir auf nachhaltige Teilhabe
statt kurzfristiger Hilfen», sagt Sozialministerin Dörte Schall
(SPD). «Wir fördern Qualifizierung und Arbeitsmarktintegration,
stärken mit lokalen Servicestellen Armutsprävention und mit Orten des
sozialen Zusammenhalts den sozialen Zusammenhalt vor Ort.» 
Dazu kommen Schuldnerberatungen, vier Clearingstellen zum
Krankenversicherungsschutz und das Projekt Housing First. Dabei steht
in fünf Städten die Vermittlung des Wohnraums am Anfang eines
Hilfeprozesses für Wohnsitzlose.
Schalls Ministerium fördert zudem Projekte für sozial und
wirtschaftlich benachteiligte Kinder sowie die Gemeinwesenarbeit in
sozial benachteiligten Stadt- und Ortsteilen. Modellhaft werden auch
Fachberatungsstellen zur Sicherung von Wohnungen finanziell
unterstützt - und die Tafeln.
Alle in den Blick nehmen - auch Reiche 
«Armut ist ein vielschichtiges Problem und muss auf unterschiedlichen
Ebenen angegangen werden», sagt Carmen Maurer vom Verein Armut und
Gesundheit in Mainz. «Über allem steht immer: Reichtum beachten und
begrenzen.» 
Die obersten zehn Prozent besitzen nach Darstellung des - von dem
schwer erkrankten Sozialmediziner Gerhard Trabert gegründeten -
Mainzer Vereins rund 40 Prozent des Vermögens in Rheinland-Pfalz.
Einige Menschen und Familien hätten teils zweistellige
Milliardenvermögen. 
Im Armuts- und Reichtumsbericht spiele Reichtum aber «quasi keine
Rolle», stellt Maurer fest. «Politische Verantwortung bedeutet, diese
Spaltung klar zu benennen und Maßnahmen zu prüfen, die Überreichtum
regulieren, das Gemeinwohl stärken und damit Armut automatisch
verringern.»
Trotz einer differenzierten Betrachtung erfassten die
Durchschnittswerte in dem Bericht nicht die extremsten Lebenslagen,
stellt der Verein fest. Menschen ohne festen Wohnsitz und mit
eingeschränktem Zugang zur Gesundheitsversorgung sowie Zugewanderte
nennt der Verein mit einem Arzt-Mobil für Obdachlose und einer
Clearingstelle für Menschen ohne Krankenversicherung als Beispiele.
Dies sei für ein realistisches Bild, die notwendige Versorgung und
politische Maßnahmen aber wichtig. 
Auf Wohnungen, Bildung und die Chancen für Kinder kommt es an
Jäger vom VdK fordert: «Wir brauchen gezielte Hilfsprogramme, doppelt
so viele Sozialwohnungen und eine Bildungspolitik, die Kinderchancen
sichert statt Armut vererbt.»
Das Programm der Landesregierung Housing First muss nach Ansicht des
Vereins Armut und Gesundheit auf alle Kommunen ausgeweitet und
verstetigt werden. Ergänzend seien Programme gegen Wohnungsnot
wichtig: «Niedrigschwellige Wohnungsvermittlung und Schutz gegen
Zwangsräumungen verhindern die Entstehung von Wohnungslosigkeit.»
«Bürgergeld, Kindergrundsicherung, Wohngeld - das sind Mittel, die
zur Armutsbekämpfung aufgewendet und nicht infrage gestellt werden
dürfen», sagt die DGB-Landesvorsitzende Susanne Wingertszahn. Wichtig
sei auch eine stabile Rente. «Alter darf kein Armutsrisiko sein. Der
Sozialstaat muss hier handeln - und zwar jetzt.» 
Gute Löhne schützten ebenfalls vor Armut, als allerunterste Grenze
der Mindestlohn. Mit der Stärkung der Tarifbindung und der Reduktion
prekärer Beschäftigung könnten Bund und Land ihr Scherflein dazu
beitragen. 
Antragsformulare sind zu kompliziert
«Wir merken wir in unseren VdK-Beratungsstellen, dass viele Menschen
die Antragsformulare nicht verstehen und deswegen keine
Sozialleistungen beantragen», berichtet Jäger. Beim Wohngeld sei das
etwa die Hälfte, beim Kinderzuschlag sogar 70 Prozent. «Alle reden
von der Zwei-Klassen-Medizin, aber wir haben längst auch einen
Zwei-Klassen-Sozialstaat. Beides ist Sprengstoff für den
gesellschaftlichen Zusammenhalt.»
Der Caritasverband Deutschland stellt ebenfalls fest: Hilfesuchende 
stünden einer zunehmenden Unübersichtlichkeit und Digitalisierung des
Antragswesens gegenüber. 
Der Verein Armut und Gesundheit fordert: Bürokratische Hürden müssten
beim Zugang zu Sozial- und Gesundheitsleistungen verringert werden.
Dazu zähle die Bereitstellung von barrierearmen Informationen, eine
professionelle Sprachmittlung im Sozial- und Gesundheitssystem und
die Einführung von Maßnahmen zum Abbau von Diskriminierung in
Behörden und im Gesundheitswesen. 
Armut und Gesundheit bedingen sich 
«Armut und Gesundheit bedingen einander», heißt es im Bericht der
Landesregierung. Dieser Zusammenhang habe sich in den letzten Jahren
auch nicht verringert. Auf der Ebene der Länder existierten dazu aber
nur wenige vergleichbare und aussagekräftige Daten. 
«Regional fällt auf, dass die Lebenserwartung bei Frauen vor allem im
Landkreis Birkenfeld sowie in Pirmasens unterdurchschnittlich hoch
ist, bei Männern war das im Westerwaldkreis, im Landkreis Birkenfeld
sowie in den Städten Trier, Worms und Pirmasens der Fall», stellt der
Bericht fest.
# Notizblock
## Redaktionelle Hinweise
- Zu diesem Text finden Sie Bilder mit folgendem Titel im dpa
Bildangebot:
- Arztmobil hilft Wohnungslosen im Winter
- Die rheinland-pfälzische DGB-Chefin Susanne Wingertszahn
- Mutter mit Sohn
- Obdachloser
- Sozialministerin Dörte Schall auf dem Grünen Sofa
## Internet
- [7. Armuts- und Reichtumsbericht der Landesregierung in
Rheinland-Pfalz](https://dpaq.de/K0U2Vn4)
- [Housing First](https://dpaq.de/VjAf8Gf)
* * * *
Die folgenden Informationen sind nicht zur Veröffentlichung bestimmt
## Ansprechpartner
- Mechthild Greten Referentin Pressestelle Deutscher
Caritasverband,+49 30 28444, +49 151 724 375 28,
mechthild.greten@caritas.de
- presse@armut-gesundheit.de
- Michael Finkenzeller, Leiter Abteilung Kommunikation Sozialverband
VdK Rheinland-Pfalz +49 6131/66970-33,
michael.finkenzeller@rlp.vdk.de
- Alexander Graßhoff, Sprecher Deutscher Gewerkschaftsbund
Rheinland-Pfalz / Saarland, +49 6131 - 2816 -28, +49 0151 -
62849602, alexander.grasshoff@dgb.de
- Franziska Schmitt stv. Pressesprecherin, Sozialministerium, +49
6131 16-5883, franziska.schmitt@mastd.rlp.de
## Kontakte
- Autor/in: Ira Schaible (Mainz), +49 (163) 4113-213,
Schaible.Ira@dpa.com
- Redaktion: Florian Gut (Berlin), +49 30 2852 30002,
deutschland-desk@dpa.com, Foto: Newsdesk, +49 30 2852 31515,
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