DPA-Meldungen |
Datum | (124) Freitag, der 17.10.2025, 05:00 Uhr |
ID | brb0008 4 vm 627 lbn 0168 |
Betreff | Freizeit/Tourismus/Klima/Energie/Brandenburg/Updateme/(KORR-Bericht) Ferien am Windradturm: Upcycling-Projekt in acht Metern Höhe Von Anja Sokolow, dpa (Foto aktuell) |
Text | Was Besucher im alten Tagebau erwartet - und warum der Initiator keine weiteren dieser außergewöhnlichen Wohnungen plant. Massen-Niederlausitz/Berlin/Dresden (dpa/bb) - In acht Metern Höhe, mitten im ehemaligen Braunkohletagebau Klettwitz-Nord, entsteht eine Ferienwohnung der besonderen Art: ein Zylinder, befestigt an einem nicht benötigten Windradturm, wird zum neuen Urlaubsdomizil. Doppelbett und Schrank stehen bereits, das Bad ist fertig, die Küche eingebaut - nur das Wohnzimmer wartet noch auf seine Einrichtung. Blick auf den Bergheider See und die F60 Der Blick vom Balkon reicht weit über den Bergheider See, der nach der Flutung des Tagebaus entstand. In unmittelbarer Nähe thront ein weiteres Highlight der Region: die Förderbrücke F60. Laut Tourismusverband Lausitzer Seenland ist sie die größte bewegliche Maschine der Welt. «Die Idee wurde am Biertisch geboren», erzählt Initiator und Vorstand der Euro-Stiftung Gottfried Richter bei einem Besuch in der ungewöhnlichen Ferienwohnung, die voraussichtlich im Dezember bezugsfertig sein soll. Dieses 80 Quadratmeter große Pilotprojekt solle zeigen, dass man Teile einer Industrieanlage für Wohn- und Freizeitzwecke nachnutzen könne, sagt Richter. Teure Umsetzung mit Fördermitteln Doch der Weg dahin sei nicht ganz einfach gewesen. Neben einer Menge Vorschriften sei auch die Planung aufwendig gewesen. «Wir wollten zunächst Kuben für jeden einzelnen Raum anbringen, wie Bienenwaben», erzählt Richter. Doch diese Idee habe sich als zu teuer erwiesen. Auch das jetzige Ergebnis sei mit mehr als einer halben Million Euro so teuer, dass er vermutlich keine weiteren Ferienwohnungen dieses Typs mehr bauen werde, so Richter. Das Geld kam laut Richter unter anderem von verschiedenen Unternehmen und vom Bundeswirtschaftsministerium, das 150.000 Euro beigesteuert habe. Für sein langjähriges Engagement in der Region - unter anderem für den Erhalt und die touristische Nutzung der F60 - wurde der ehemalige Landrat des Kreises Elbe-Elster in diesem Jahr mit dem Verdienstkreuz am Bande ausgezeichnet. «Dieses in Deutschland einzigartige Projekt sorgt für zusätzliche Aufmerksamkeit für die Region und ist eine spannende Ergänzung des vorhandenen Angebotes rund um das touristische Highlight F60», sagt Christian Woronka, Geschäftsführer der TMB Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH. Besonders bemerkenswert: Hier werde Upcycling betrieben. Der Trend macht auch andernorts Schule. Vattenfall zeigt: Wohnen in der Windrad-Gondel So präsentierte das Energieunternehmen Vattenfall in den Niederlanden ein Tiny House, das aus dem Maschinenhaus einer ausrangierten Windenergieanlage gefertigt wurde. Wo einst eine Turbine Strom erzeugte, befinden sich heute Küche, Bad und Wohnzimmer. Ausgestattet mit Wärmepumpe, Photovoltaikanlage und Solarkessel zeigt das vier Meter breite und zehn Meter lange Haus, wie sich schwer recycelbare Komponenten sinnvoll weiterverwenden lassen. «Mit diesem Projekt möchten wir andere dazu inspirieren, über Kreislaufwirtschaft nachzudenken und eigene Ideen zu entwickeln», sagt Vattenfall-Sprecher Stefan Müller. Derzeit befinde sich das Haus auf dem Gelände von «Business in Wind», dem Unternehmen, das die Gondel zur Verfügung gestellt habe. «Wir wissen, dass «Business in Wind» Anfragen von Dritten für Gondeln erhält. Genau das haben wir uns erhofft, als wir dieses Projekt gestartet haben», so Müller. Das Unternehmen hat seinen Sitz in den Niederlanden. Das Potenzial für Nachnutzungen von Windenergieanlagen ist groß: Allein in Brandenburg sind rund 4.100 Windräder mit 9.200 Megawatt Gesamtleistung in Betrieb. Brandenburg gehört mit Niedersachsen und Schleswig-Holstein zu den Top drei in Deutschland. Der Ausbau der Windenergie hat kräftig zugelegt, wie aus einem Bericht des Fachverbands Wind und Solar hervorgeht. Laut Umweltbundesamt haben die Anlagen nach 20 bis 30 Jahren das Ende ihrer Lebensdauer erreicht und müssen rückgebaut werden. 90 Prozent des Materials hätten eine hohe Recyclingfähigkeit, heißt es vom Umweltbundesamt. Möbel aus Rotorblättern Doch die Rotorblätter seien eine Herausforderung, so das Umweltbundesamt. Denn diese bestehen aus einem Verbundstoff, der nur schwer wieder zu trennen ist. «Ich hätte Rotorblätter gern als Treppenstufen eingesetzt», erzählt Gottfried Richter. Das Material sei dafür aber nicht zugelassen. Einen kreativen Umgang mit dieser Herausforderung zeigt das Dresdner Unternehmen Wings for Living. Es verwandelt Rotorblätter aus einem Windpark in Mecklenburg-Vorpommern in Outdoor-Möbel: Bänke, Liegen, Tische und Hochbeete entstehen in Zusammenarbeit mit der polnischen Manufaktur Anmet, wo die Idee 2019 gemeinsam mit Designstudenten entwickelt wurde. # Notizblock ## Redaktionelle Hinweise - Zu diesem Text finden Sie Bilder mit folgendem Titel im dpa Bildangebot: - Ferien am Windradturm: Upcycling-Projekt in acht Metern Höhe ## Internet - [Rückbau von Windenergieanlagen](https://dpaq.de/ui9dvH0) - [Tiny House in Windturbine](https://dpaq.de/J2EEl7e) - [Euros-Stiftung](https://dpaq.de/7tbxIXk) - [Wings for Living](https://dpaq.de/KPwUGZ6) ## Orte - [Ferienturmhaus](Hafenstraße 4, 03238 Lichterfeld-Schacksdorf, Deutschland) * * * * Die folgenden Informationen sind nicht zur Veröffentlichung bestimmt ## Ansprechpartner - Stefan Müller, Sprecher Vattenfall, stefan.mueller@vattenfall.de - Gottfried Richter, Euros-Stiftung, 0175 4129659 ## Kontakte - Autor/innen: Anja Sokolow (Berlin), 030-285231206, sokolow.anja.extern@dpa.com, Monika Wendel (Berlin), +49 (171) 7684961, Wendel.Monika@dpa.com - Redaktion: Antje Raupach (Berlin), +49 (30) 2852-32292, deutschland-desk@dpa.com, Foto: Newsdesk, +49 30 2852 31515, foto@dpa.com dpa anj mow yybb a3 ara |
zurück |