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Datum(38) Dienstag, der 21.10.2025, 06:00 Uhr
IDnwf0013 4 vm 574 lnw 0183
BetreffNotfälle/Gesundheit/Natur/Nordrhein-Westfalen/Kinder/(Zusammenfassung 0600) Gefährliche Pilzsaison: Warnung vor Knollenblätterpilzen von Sebastian Kramer, dpa (Foto Archiv)
TextIn Münster werden Spielplätze gesperrt, in Essen Patienten nach einer
Vergiftung behandelt: Mit dem feuchten Herbst steigt die Gefahr durch
den Grünen Knollenblätterpilz. Experten warnen eindringlich.
Münster/Düsseldorf (dpa/lnw) - Mit dem feuchten Herbst zieht der Duft
von Laub und Erde durch Nordrhein-Westfalens Wälder - und lockt
Pilzsammler auf die Suche nach Steinpilzen und Champignons. Doch
zwischen den bunten Blättern lauert eine mitunter tödliche Gefahr:
der Grüne Knollenblätterpilz, der leicht mit essbaren Arten
verwechselt wird. 
In Münster wurden zuletzt Spielplätze gesperrt, nachdem ein Kind
einen Giftpilz in den Mund genommen hatte. Gleichzeitig meldete die
Uniklinik Essen erneut mehrere schwere Vergiftungsfälle, bei denen
Betroffene die hochgiftigen Pilze gegessen hatten. Ärzte und
Pilzforscher warnen eindringlich: Schon kleine Mengen könnten
lebensbedrohlich sein - Vorsicht und Respekt vor unbekannten Pilzen
seien jetzt oberstes Gebot.
Grüner Knollenblätterpilz ist hochgefährlich
Der Grüne Knollenblätterpilz (Amanita phalloides) ist Experten
zufolge einer der giftigsten Pilze Deutschlands. Bereits der Verzehr
kleinster Mengen könne zu akutem Leberversagen führen, sagt Markus
Litt-Lampe, Facharzt für Innere Medizin der Informationszentrale
gegen Vergiftungen am Universitätsklinikum Bonn (UKB). Typische
Beschwerden einer Knollenblätterpilz-Vergiftung treten demnach meist
acht bis zwölf Stunden nach dem Verzehr auf und beginnen mit starkem
Erbrechen, Durchfall und Bauchschmerzen. 
Litt-Lampe zufolge ist eine frühzeitige Behandlung entscheidend. Je
schneller die Therapie mit Aktivkohle und dem Gegenmittel Silibinin
beginne, desto besser seien die Chancen, dass die Leber nicht
irreparabel geschädigt werde. Bei schweren Fällen sei eine
Lebertransplantation jedoch unumgänglich. Im Ernstfall sollten
Pilzreste, Mahlzeitenproben oder auch Erbrochenes für eine
Untersuchung durch zertifizierte Pilzsachverständige aufbewahrt
werden.
Dramatischer Pilzvergiftungsfall im Herbst 2024
Überregionales Aufsehen erregte im vergangenen Jahr ein Fall aus
Essen: Im Oktober 2024 waren dort drei Kinder und ein Erwachsener
nach dem Verzehr von Knollenblätterpilzen mit akutem Leberversagen in
die Uniklinik eingeliefert worden. Drei von ihnen benötigten eine
Lebertransplantation. Auch in Münster war eine Patientin aufgrund
einer ähnlichen Vergiftung intensivmedizinisch behandelt worden und
hatte eine Spenderleber erhalten.
Ältere Menschen, Personen mit Vorerkrankungen oder Untergewicht sind
dem Mediziner zufolge besonders gefährdet. Überlebende trügen teils
schwere Folgeschäden davon - von bleibender Leberschwäche bis hin zur
lebenslangen Immunsuppression nach einer Transplantation.
Stadt Münster reagiert auf Giftpilz-Funde
Nach dem Fund giftiger Knollenblätterpilze auf mehreren Spielplätzen
in Münster-Handorf Anfang Oktober reagierte die Stadt umgehend. Wie
Stadtsprecher Martin Füser mitteilte, wurden am Spielplatz Telgenweg
sofort erste Maßnahmen eingeleitet - darunter das Absammeln der Pilze
und das Fräsen der Sandflächen, um ein erneutes Aufkeimen zu
verhindern.
Zur Sicherheit wurden Füser zufolge alle betroffenen Flächen mit
Bauzäunen abgesperrt, bis der Sand vollständig ausgetauscht ist.
Hinweisschilder informierten vor Ort über die Maßnahmen. Wann der
Austausch abgeschlossen sein wird, ist laut Füser offen. Die Stadt
betont, dass Spielplätze regelmäßig kontrolliert werden - auch auf
Pilze. Dennoch sollten Eltern in der derzeit feuchten Herbstphase
besonders aufmerksam sein.
Lebensgefahr durch Verwechslung mit Speisepilzen
Der Pilzforscher Gerhard Schuster von der Deutschen Gesellschaft für
Mykologie (DGfM) warnt davor, den Grünen Knollenblätterpilz zu
unterschätzen. Der Pilz werde häufig mit Champignons, grünen
Täublingsarten oder Perlpilzen verwechselt. Wichtige
Unterscheidungsmerkmale seien die weißen Lamellen und die sackartig
umhüllte, knollige Stielbasis - diese liege jedoch oft verdeckt im
Boden. Auch Facharzt Litt-Lampe vom UKB warnt: «Mit sogenannten
«Pilz-Apps» lassen sich Pilze nicht sicher identifizieren». 
Experte: Sandtausch auf Spielplätzen schützt nicht vor Giftpilzen
Schuster betont, dass der Grüne Knollenblätterpilz als sogenannter
Mykorrhizapilz in Symbiose mit Laubbäumen wie Buchen und Eichen lebe.
Daher bringe es wenig, auf Spielplätzen den Sand auszutauschen: «Die
Sporen sind sowieso immer und überall vorhanden. Der passende
Lebensraum, gute Bedingungen und der richtige Symbiosepartner sind
für das Keimen entscheidend». Selbst nach Baumfällungen könne der
Pilz noch Jahre später erscheinen. Aufklärung sei der beste Schutz -
und «der Respekt vor unbekannten Pilzen muss geweckt werden».
# Notizblock
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- Zu diesem Text finden Sie Bilder mit folgendem Titel im dpa
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- Giftnotruf
- Grüner Knollenblätterpilz
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- Autor/in: Sebastian Kramer (Düsseldorf), +49 (69) 2716-0,
Kramer.Sebastian@dpa.com
- Redaktion: Anna Eube (Berlin), 030285230002,
deutschland-desk@dpa.com, Foto: Newsdesk, +49 30 2852 31515,
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