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Datum(74) Donnerstag, der 04.09.2025, 16:48 Uhr
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BetreffKriminalität/Migration/Flüchtlinge/Niedersachsen/Thüringen/Updatem e/(Zusammenfassung 1645) Neue Details: Verdächtiger war am Vortag in Psychiatrie (Foto Archiv)
TextDer Verdächtige von Friedland war einen Tag vor der Tat in
psychiatrischer Behandlung. Im Landtag führen neue Details zum Tattag
und die Abwesenheit der Innenministerin zu Kontroversen.
Hannover/Friedland (dpa) - Nur einen Tag bevor er im
niedersächsischen Friedland eine 16-Jährige gegen einen Zug gestoßen
haben soll, ist der mutmaßliche Täter in der Psychiatrie gewesen. Das
bestätigte das niedersächsische Gesundheitsministerium auf Anfrage.
Zuerst hatte die «Hannoversche Allgemeine Zeitung» darüber berichtet.
Nach Ministeriumsangaben hatte sich der 31 Jahre alte Iraker am 10.
August freiwillig in Göttingen in ärztliche Behandlung begeben. Es
habe sich um einen ambulanten Aufenthalt gehandelt. Er sei gegen den
Rat der Ärzte entlassen worden. Da laut Klinik keine Fremd- oder
Eigengefährdung vorlag, war dies möglich.
Einen Tag später soll der Mann die aus der Ukraine stammende
Jugendliche gegen einen mit Tempo 100 durchfahrenden Güterzug
gestoßen und so getötet haben. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft
Göttingen wurden an der Schulter des Opfers DNA-Spuren des
Verdächtigen gefunden. Die 16-Jährige war 2022 mit ihrer Familie aus
der Ukraine ins thüringische Geisleden geflüchtet.
Mann fiel bereits vor Tod der 16-Jährigen auf
Auch am Tattag sei der 31-Jährige psychisch auffällig gewesen, hieß
es von der Staatsanwaltschaft. In der Vergangenheit sei bei ihm eine
paranoide Schizophrenie diagnostiziert worden. Gegen ihn wurde ein
Unterbringungsbefehl wegen des Verdachts des Totschlags erlassen, er
sitzt in einer psychiatrischen Klinik.
Bereits im vergangenen Jahr war der Mann wegen einer
exhibitionistischen Handlung vom Amtsgericht Einbeck zu einer
Geldstrafe verurteilt worden. Er hatte im April 2024 einer Frau den
Arm umgelegt, dabei seine Hose geöffnet und seinen Penis gezeigt. 
Zudem besteht die Frage, warum der Mann überhaupt noch in Deutschland
war. Gegen ihn lag seit März eine vollstreckbare Abschiebeanordnung
nach Litauen vor. Ein Gericht hatte einen Antrag auf Abschiebungshaft
aber noch im Juli abgewiesen.
Landtag befasst sich mit dem Fall
Der Fall war nun auch Thema im Innenausschuss des Landtags.
Landespolizeipräsident Axel Brockmann schilderte dort bislang
unbekannte Details zum Tattag. Demnach versuchte der 31-Jährige in
Einbeck, rund 40 Autominuten vom Bahnhof Friedland entfernt, ohne
Fahrschein Bus zu fahren und verließ das Fahrzeug nach dem
Einschreiten der Polizei. 
Später sei er im Rathaus aufgefallen. Den Angaben des
Polizeipräsidenten zufolge forderte er dort eine Bus- oder Zug-Reise,
verhielt sich «konfliktbereit und verbal auffällig» und spuckte auf
den Boden. Auch hier habe die Polizei eingegriffen und ihm einen
Platzverweis erteilt.
Nach dem Tod der 16-Jährigen kam es im Grenzdurchgangslager Friedland
zu einem weiteren Einsatz. Dort sei der Mann aggressiv aufgetreten,
er soll Mitarbeitende bedroht und angegriffen haben. Zudem habe er
Widerstand geleistet, als er in eine psychiatrische Klinik gebracht
werden sollte. Gegen ihn wurden Ermittlungsverfahren eingeleitet,
anschließend kam er gegen seinen Willen in eine Klinik, wie Brockmann
sagte.
Streit um Abwesenheit der Ministerin
Für Diskussionen sorgte im Ausschuss, dass Innenministerin Daniela
Behrens (SPD) nicht persönlich anwesend war. Abgeordnete der
Opposition kritisierten dies scharf. Ministeriumssprecher Oliver
Grimm sagte, es habe sich bei der Sitzung um eine fachliche und
sachliche Aufklärung gehandelt. Die Ministerin habe sich bereits
zuvor öffentlich geäußert und werde sich erneut äußern, wenn es um
politische Konsequenzen gehe.
Sowohl die CDU als auch die AfD beantragten, Behrens
herbeizuzitieren. «Es stehen massive Behördenversagen im Raum», sagte
AfD-Fraktionsvize Stephan Bothe. Die parlamentarische
Geschäftsführerin der CDU, Carina Hermann, betonte, sie habe
erwartet, dass die Ministerin von sich aus Verantwortung übernehme,
um zu erklären, was schiefgelaufen sei. SPD und Grüne lehnten es
jedoch ab, Behrens in den Ausschuss zu rufen. Man habe Interesse an
Aufklärung «und nicht an Schauspielerei», sagte der SPD-Abgeordnete
Ulrich Watermann.
CDU und Grüne mit gegensätzlichen Bewertungen
Die CDU sprach von «großen Versäumnissen» bei der
Landesaufnahmebehörde und forderte, die Abläufe bei Abschiebungen
grundlegend zu verbessern. Behörden müssten enger zusammenarbeiten,
um ähnliche Fälle künftig zu verhindern, sagte Hermann. Sie
kritisierte zugleich ein «Behörden-Wirrwarr» und warf der
Innenministerin vor, sich ihrer Verantwortung zu entziehen.
Die Grünen warnten dagegen vor vorschnellen Schuldzuweisungen. «Hier
jetzt ein großes Versagen von Behörden zu konstruieren, das sehe ich
überhaupt nicht», sagte ihr innenpolitischer Sprecher Michael
Lühmann. Er betonte, die Verfahren seien komplex, die Aufklärung
laufe noch. 
SPD verweist auf Polizei, AfD fordert Rücktritt
Der SPD-Abgeordnete Alexander Saade, früher Polizist, betonte, er
könne «kein Fehlverhalten von Polizei feststellen». Die Beamten
hätten professionell gearbeitet. Wichtiger sei die Frage, wie
Behörden künftig mit psychisch auffälligen Menschen umgehen.
Die AfD sprach von einem «dysfunktionalen System» und kritisierte
sowohl die Polizei als auch die Landesaufnahmebehörde. Bothe warf der
Innenministerin vor, bei dem Thema «kein gutes Bild abgegeben» zu
haben. «Ich möchte, dass der Täter eine gerechte Strafe bekommt und
ich möchte, dass dieser Täter aus diesem Land ausgewiesen wird»,
sagte er. Darüber hinaus forderte er den Rücktritt des Präsidenten
der Landesaufnahmebehörde.
# Notizblock
## Redaktionelle Hinweise
- Zu diesem Text finden Sie Bilder mit folgendem Titel im dpa
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- Axel Brockmann
- Nach Tod einer 16-Jährigen am Bahnhof Friedland
## Internet
- [«HAZ»-Bericht](https://dpaq.de/X0QNKlZ)
## Orte
- [Niedersächsisches Ministerium für Soziales, Gesundheit und
Gleichstellung](Hannah-Arendt-Platz 2, 30159 Hannover, Deutschland)
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Die folgenden Informationen sind nicht zur Veröffentlichung bestimmt
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- Lea Karrasch, Pressesprecherin des Gesundheitsministeriums
Niedersachsen, +49 511 1204058, pressestelle@ms.niedersachsen.de
- Oliver Grimm, Pressesprecher Innenministerium, +49 511 1206259,
pressestelle@mi.niedersachsen.de
- Ralph Makolla, Pressesprecher der CDU im Landtag Niedersachsen, +49
511 30304118, ralph.makolla@lt.niedersachsen.de
- Rüdiger Strauch, Pressesprecher der Grünen im niedersächsischen
Landtag, +49 511 30304205, ruediger.strauch@lt.niedersachsen.de
- Klaus Wieschemeyer, Pressesprecher der SPD im Landtag
Niedersachsen, +49 511 30304011,
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- Frank Horns, Pressesprecher der AfD im Landtag Niedersachsen, +49
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