Pharmazeutische Zeitung online

DPA-Meldungen

 
Meldungen aktualisieren

Datum(217) Montag, der 01.09.2025, 05:16 Uhr
IDbdt0046 4 wi 720 dpa 0185
BetreffArbeit/Gesellschaft/Ausbildung/Gesundheit/Baden-Württemberg/(Zusammenfassung 0515) Individuelle Begleitung: Wie Unternehmen Nachwuchs stärken Von Marco Krefting, dpa (Foto Produktion,)
TextTausende junge Menschen starten dieser Tage ins Berufsleben. Viele
Unternehmen gehen heute stärker als früher auf die Belange der
Nachwuchskräfte ein. Wie auch die Betriebe davon profitieren.
Karlsruhe (dpa) - Stress, persönliche Herausforderungen oder auch
Konflikte im Team, mit Ausbilderinnen und Ausbildern: Auf
Nachwuchskräfte in Firmen kann neben neuem Lernstoff einiges
einprasseln. Unternehmen gehen zunehmend darauf ein und stellen ihnen
sozialpädagogische Betreuung zur Seite. 
Der Gesprächsbedarf sei ganz unterschiedlich, berichtet Psychologin
Lorina Umstätter, die seit diesem Jahr mit Sozialpädagogin Lisa
Wagner beim Karlsruher Energiekonzern EnBW und seiner Tochter Netze
BW Auszubildende und dual Studierende unterstützt. «Bei einigen haben
wir mehrere Sitzungen.» Anderen helfen sie mit Kontaktdaten für
Hilfsangebote und Anlaufstellen weiter.
«Manchmal geht es auch erst mal nur um den Austausch mit einer
neutralen Person», sagt Wagner. Die Gespräche mit den beiden Frauen
seien immer vertraulich. «Wir sprechen nur mit anderen, wenn die
Betroffenen das wollen.»
«Junge Leute kommen in eine anspruchsvollere Welt als früher»
Der Bedarf an solchen Angeboten sei in den vergangenen Jahren in
gleichem Maße wie die Belastungen gestiegen, sagt Martin Klein, 1.
Vorsitzender des Bundesfachverbands Betriebliche Soziale Arbeit.
Gerade seit auch offener über Ängste, Nöte und Sorgen gesprochen
werde. Die Corona-Pandemie habe zudem das Problem fehlender sozialer
Unterstützung deutlich gemacht.
Viele Firmen böten solche Hilfen an, machten es aber nicht unbedingt
publik. Sie leisteten sich das freiwillig, weil sie selbst davon
profitieren: «Wenn Sie kein Netzwerk haben, sind Sie nicht in der
Lage, Leistung zu bringen», sagt Klein.
«Junge Leute kommen in eine anspruchsvollere Welt als früher», betont
der Experte. Die Generation bekomme mit, dass es überall Krisen gebe
und immer wieder eine neue hinzukomme. Zudem spiele sich mehr in der
digitalen Welt ab. «In Betrieben fällt dann auf einmal auf, dass es
da Probleme gibt», schildert Klein. Wenn zum Beispiel ein Mitarbeiter
eine Viertelstunde auf dem Klo zocke, bis ihn die Kollegen suchen.
«Dann merkt man erst, dass er spielsüchtig ist.» 
Konflikte mit dem Arbeitgeber oder Vorgesetzten könne es auch beim
Umgang mit Hilfsinstrumenten wie Künstlicher Intelligenz geben, wenn
etwa wie selbstverständlich vertrauliche Daten in die Programme
gespeist werden. Das seien Fälle, «wo der Meister den Azubi nicht
mehr versteht».
Augenmerk nicht nur auf Fachexpertise, sondern den Menschen 
Das breite Themenspektrum liegt an einem generellen Wandel, wie bei
der EnBW Ausbildungsleiter Karsten Wagner sagt. Heute starte der
16-Jährige, der noch bei den Eltern wohnt, gemeinsam mit der
30-jährigen Alleinerziehenden ins Berufsleben. «Früher war die Range
kleiner.» Heutzutage gehe es hier um Kinderbetreuung, da um
Fahrgemeinschaften. Andere arbeiteten im Homeoffice und hätten
beispielsweise kein eigenes Arbeitszimmer als Rückzugsort.
Themen, die nicht unbedingt ins Portfolio von Ausbilderinnen und
Ausbildern gehören. «Da kommen wir an unsere Grenzen», sagt er. Daher
habe sich der Konzern 2019 auf den Weg gemacht, die Ausbildung
stärker zu individualisieren, persönliche Belange der derzeit rund
1.100 Nachwuchskräfte noch mehr in den Fokus zu nehmen. 
«Es geht um Anerkennung, Wertschätzung, Vertrauen und Zutrauen»,
beschreibt er. Ein Jugendlicher arbeite in der Ausbildung plötzlich
an der Werkbank, nachdem er zu Hause vielleicht nie die Bohrmaschine
in die Hand nehmen durfte. Nur: «Der Umgang mit Menschen wird dir
nicht beigebracht.» 
Daher hätten viele der Ausbilderinnen und Ausbilder eine
Coaching-Fortbildung gemacht. Mit Lorina Umstätter und Lisa Wagner
hätten sie nun professionelle Unterstützung an ihrer Seite. Die
beiden sind durch alle Standorte getingelt, um sich vorzustellen.
«Wir sind positiv überrascht, wie gut das angenommen wird», sagt
Sozialpädagogin Wagner. Viele Azubis und Studis gingen damit auch
sehr offen um, wiederum empfehlen Ausbilderinnen und Ausbilder das
Angebot.
Große Nachfrage nach Förderprogramm
Ähnliche Angebote gibt es nicht nur direkt bei Unternehmen. So bietet
die Bundesagentur für Arbeit (BA) das Förderprogramm «Assistierte
Ausbildung». Ausbildungsbegleiter und -begleiterinnen helfen, eine
Ausbildung zu finden oder abzuschließen. Zum Beispiel könne es darum
gehen, in der Berufsschule am Ball zu bleiben, einen privaten Streit
zu klären oder ein Problem im Betrieb zu lösen - bei Bedarf inklusive
sozialpädagogischer Begleitung. 
Das für Auszubildende und deren Betriebe kostenlose Angebot ist
nachgefragt: 2024 betrug die Zahl der Eintritte 48.100, nachdem sie
in den beiden Vorjahren bei gut 31.000 lag. Dass es wirkt, zeigt laut
einer Sprecherin eine Auswertung der Hochschule der BA: «So berichten
die Teilnehmenden von sozialer und fachlicher Weiterentwicklung
während der Ausbildung sowie von einer Verbesserung ihrer
berufsschulischen Leistungen um durchschnittlich 1,8 Schulnoten.» Ein
ähnliches Projekt bietet die Handwerkskammer Halle (Saale).
Die neue Herangehensweise, Ausbildung flexibler zu gestalten, sei ein
Kraftakt gewesen, räumt Ausbildungsleiter Wagner bei der EnBW ein.
Auch die Verantwortlichen hätten sich deutlich umstellen müssen. Aber
das habe sich gelohnt: «Wir merken jetzt, dass die Zahnräder
ineinandergreifen.»
# Notizblock
## Redaktionelle Hinweise
- Zu diesem Text finden Sie Bilder mit folgendem Titel im dpa
Bildangebot:
- Ausbildung bei der EnBW
## Internet
- [Infos über Bundesfachverband Betriebliche Soziale
Arbeit](https://dpaq.de/CYfosDs)
- [Infos der Bundesagentur für Arbeit zu Assistierter
Ausbildung](https://dpaq.de/EPrxn)
- [EnBW zu Ausbildung](https://dpaq.de/GnUEbj3)
## Orte
- [Bundesfachverband Betriebliche Soziale Arbeit ](Piusallee 89,
48147 Münster, Deutschland)
- [Bundesagentur für Arbeit](Regensburger Straße 104, 90478 Nürnberg,
Deutschland)
- [EnBW](Durlacher Allee 93, 76131 Karlsruhe, Deutschland)
- [Handwerkskammer Halle (Saale)](Gräfestraße 24, 06110 Halle
(Saale), Deutschland)
* * * *
Die folgenden Informationen sind nicht zur Veröffentlichung bestimmt
## Ansprechpartner
- Bundesfachverband Betriebliche Soziale Arbeit, Prof. Dr. Martin
Klein (1. Vorsitzender), +49 251 4176722, martin.klein@bbs-ev.de
- Bundesagentur für Arbeit, Pressestelle Susanne Schnieber, +49 911
1793725, zentrale.presse@arbeitsagentur.de
- EnBW, Sprecherin Silke Walter, +49 721 63 14290, si.walter@enbw.com
- Handwerkskammer Halle (Saale), Presse- und Öffentlichkeitsarbeit,
Anja Worm, +49 345 2999115, aworm@hwkhalle.de
## Kontakte
- Autor/in: Marco Krefting (Karlsruhe), +49 163 4113161,
Krefting.marco@dpa.com
- Redaktion: Bernd Röder (Berlin), +49 30 2852 32242,
wirtschaft@dpa.com, Foto: Newsdesk, +49 30 2852 31515, foto@dpa.com
dpa kre yysw z2 a3 brd
zurück