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Datum(225) Montag, der 01.09.2025, 04:00 Uhr
IDtmn0007 4 vm 1180 dpa-tmn 0139
BetreffGesundheit/Sucht/Arzneimittel/Deutschland/Ratgeber/Rauchen/Zigarette/(Wiederholung: Aktualisierte Wiederholung des KORR-Berichts vom 29.05.2025 aus aktuellem Anlass.) (KORR-Bericht - Z: 7750) Ciao, Zigarette! Wie der Rauchstopp (diesmal) klappt Von Ricarda Dieckmann, dpa (Mit 2 Bildern tmn8200 vom 01.09.2025)
TextEndlich mit dem Rauchen aufhören - der Plan steht. Doch beim ersten
Versuch klappt es meist nicht. Wer typische Fallstricke kennt, kann
daraus lernen. Hier kommen sechs Tipps.
Berlin (dpa/tmn) - Zu Beginn der harte Realitäts-Check: Die meisten
Leute, die sich - etwa zum Jahreswechsel - den Vorsatz «Jetzt höre
ich mit dem Rauchen auf» fassen, scheitern. Von 100 Leuten, die sich
die sogenannte «Silvester-Methode» vornehmen, rauchen 95 Prozent nach
einem Jahr wieder, sagt der Suchtmediziner Tobias Rüther vom LMU
Klinikum München.
Ploppt in Ihrem Kopf nun der Gedanke «Dann brauche ich es ja gar
nicht zu versuchen» auf? Lassen Sie sich nicht entmutigen. «Der
durchschnittliche Raucher braucht sechs Aufhörversuche im Leben bis
zur vollständigen Rauchfreiheit. Jeder Versuch zählt also», sagt
Tobias Rüther. 
Und es lohnt sich, das Projekt Rauchstopp anzugehen. An
gesundheitlichen Folgen des Rauchens starben nämlich 2023 hierzulande
rund 131.000 Menschen. Das entspreche in etwa jedem siebten Todesfall
(13,7 Prozent), heißt es im neuen Tabakatlas des Deutschen
Krebsforschungszentrums (DKFZ).
Und man kann selbst einiges dafür tun, um die Chancen zu erhöhen,
dass es beim nächsten Mal mit dem Rauchstopp klappt. Ein Überblick:
1. Definieren Sie Ihren Stopp-Tag - und erzählen Sie allen davon
Das kann der erste Tag des Jahres oder des neuen Monats sein, aber
auch jeder andere Tag im Jahr. «Alle Studien sagen: Der Tag, den der
Patient sich aussucht, ist der richtige Tag», sagt Tobias Rüther.
Wichtig ist nur, dass man ihn festlegt - und dass man Zigaretten und
alles, was einen ans Rauchen erinnert, pünktlich wegschafft. An Tag X
soll es ja nicht daran scheitern, dass noch eine halbvolle Schachtel
verführerisch auf dem Küchentisch liegt. 
Noch ein Trick: «Möglichst vielen Menschen erzählen, dass man dann
aufhören will. Damit es einem auch richtig peinlich ist, wenn man es
nicht durchzieht», sagt Tobias Rüther. 
2. Denken Sie in Tagen und Wochen - und nicht «für immer»
Nie wieder werde ich rauchen! Wer sein Ziel so groß formuliert, baut
umso größeren Druck auf - unter dem man den Plan schneller hinwirft.
Suchtmediziner Rüther rät, in kleinen Schritten zu denken, in Wochen
und Tagen. «So kann man sich erstmal sagen: Ich will erst einmal
einen Tag rauchfrei sein und wenn das geschafft ist, belohne ich
mich.» 
3. Belohnungen sind ein Muss - gönnen Sie sich etwas
Sich zu belohnen, ist übrigens essenziell. Schließlich ist auch die
Zigarette für das Gehirn von Raucherinnen und Rauchen am Ende nichts
anderes als genau das - eine Belohnung. Das Nikotin, das dabei ins
Gehirn flutet, löst angenehme Gefühle wie Entspannung aus. Wer nicht
mehr raucht, muss sich dieses Wohlgefühl auf anderem Wege verschaffen
- eben durch andere Belohnungen, wie Tobias Rüther erklärt. 
Wie die aussehen können, ist ganz individuell. Vielleicht gönnt man
sich nach der ersten rauchfreien Woche einen Sauna-Besuch oder ein
Dinner im Restaurant. Und nach einem halben Jahr einen besonderen
Urlaub, in einem Hotel, das man sich sonst nicht gegönnt hätte. «Weil
man durch den Rauchstopp Geld spart, hat man es auf einmal dafür», so
Rüther. 
Ohnehin lohnt es sich, den Fokus auf das zu richten, was man durch
den Rauchstopp gewinnt - nicht auf das, was man vermeintlich
verliert. «Man gewinnt zum Beispiel, dass man sich morgens nicht frei
husten muss», sagt Ursula Sellerberg von der Bundesapothekerkammer. Und auch Zeit: Wer sich sonst 20-mal am Tag eine Kippe angesteckt
hat, hat locker eine Stunde mehr am Tag zur Verfügung. Am besten
macht man sich auch direkt Gedanken, wie man sich die richtig schön
machen kann. 
4. Verstehen Sie Ihr Rauchverhalten - und finden Sie Alternativen
Zum Kaffee, beim Warten, wenn alles gerade stressig und viel ist:
Raucherinnen und Raucher verbinden ganz bestimmte Situationen mit
einer Zigarette. «Wenn Sie zur Bushaltestelle gehen und dort zehn
Minuten warten müssen, dann will das Gehirn rauchen. Auch dann, wenn
sie gerade eben erst eine Zigarette hatten», sagt Tobias Rüther. 
Wer erfolgreich Schluss mit der Zigarette machen will, muss sich mit
genau diesen Schlüsselreizen beschäftigen - und sich vorab
Alternativen zum Rauchen überlegen. «Diese Vorbereitung ist extrem
wichtig», sagt der Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie. 
Möglichkeiten gibt es viele: kurz ein spannendes Hörbuch weiterhören
oder den Lieblingssong laut aufdrehen. Für den anderen funktioniert
Bewegung, einmal die Treppe auf- und ablaufen oder kurz an die
frische Luft, «die einem dann wirklich frisch vorkommt, wenn man
nicht mehr raucht», so Tobias Rüther. 
Atem- und Entspannungsübungen können ebenfalls helfen. «Oder wenn man
sich, anstatt der Zigarette, etwas in den Mund stecken möchte, kann
man sich Gemüsesticks vorbereiten», sagt Rüther. «Oder man nimmt sich
ein Stück Ingwer und beißt darauf, das ist auch ein Reiz.» 
So oder so lohnt es sich, brenzlige Situationen vorab zu entschärfen.
Wenn beim Treffen mit Freunden stets geraucht wird, etwa darum zu
bitten: «Bitte bietet mir künftig keine Zigaretten mehr an.» 
5. Lassen Sie sich helfen - etwa von Nikotinersatzprodukten
Gerade starke Raucherinnen und Raucher, die schon Aufhörversuche
gestartet haben, wissen: Herausfordernd ist nicht nur der Kopf, der
die Zigarette und die Rituale drumherum vermisst. Es ist auch der
Körper, dem das Nikotin fehlt. 
Wie stark die körperliche Abhängigkeit ist, das kann man mit dem
sogenannten Fagerström-Test herausfinden. Abgefragt wird darin unter
anderem, wann man morgens die erste Zigarette raucht, wie viel man
überhaupt raucht, ob man das auch tut, wenn man krank im Bett liegt. 
Gerade Menschen mit starker Abhängigkeit kann eine medikamentöse
Unterstützung helfen - in Form von Nikotinersatzprodukten oder auch
Medikamenten. Die Helfer aus der Apotheke regeln die Sache mit dem
Rauchausstieg allerdings nicht von allein: «Man muss es wirklich
wollen mit dem Aufhören», sagt Ursula Sellerberg.
* Medikamente
Es gibt drei Medikamente, die gemäß den medizinischen Leitlinien
einen Rauchstopp unterstützen können. Sie alle sind
verschreibungspflichtig, man muss also vorher mit Arzt oder Ärztin
besprechen, ob sie sinnvoll sein können. 
* Nikotinersatzprodukte
Nikotinersatzprodukte ersetzen das Nikotin der nicht gerauchten
Zigaretten und federn damit körperliche Entzugssymptome ab. Und zwar
ohne den Körper mit den vielen Schadstoffen, die bei der Verbrennung
des Tabaks entstehen, zu belasten, wie Ursula Sellerberg erklärt. 
Es gibt sie als Kaugummis, Pflaster oder Mundsprays rezeptfrei in der
Apotheke. Pflaster schaffen einen kontinuierlichen Nikotinspiegel,
während Kaugummis und Sprays sich dazu eignen, akute Hieper
abzufedern. Am besten fährt man also mit einer Kombination, so Tobias
Rüther. 
Der Suchtmediziner beobachtet allerdings, dass viele Menschen in
Sachen Nikotinersatzprodukte einen Fehler machen. «Sie sagen: «Ich
bin stolz, ich habe eine Woche nicht geraucht - jetzt setze ich das
Nikotin ab.» Dann bekommen sie aber wieder Cravings.» Ihm zufolge
sollte man die Produkte so hoch dosieren, dass man keine
Entzugserscheinungen mehr erlebt. Und man sollte sie zwei Monate
einnehmen - das ist die Zeitspanne, die es braucht, bis sich
Verhaltensänderungen tatsächlich etabliert haben. 
6. Finden Sie Wege, motiviert zu bleiben - allein oder mit anderen
Wie bei jeder Verhaltensänderung gibt es sie auch beim Rauchstopp -
die Momente, in denen es schwerfällt, motiviert zu bleiben. So kann
man ihnen entgegenwirken: 
* Fortschritt sichtbar machen: «Einige unserer Patienten holen sich
die 7 Euro, die eine Schachtel Zigaretten kostet, als Bargeld und
füllen damit jeden Tag ein Glas damit», sagt Tobias Rüther. Das macht
den Erfolg sichtbar.
* Sich mit anderen zusammenschließen: Zum Beispiel in
Entwöhnungskursen, wo man sich mit anderen austauschen und
gegenseitig aufbauen kann. Ist das Kursangebot durch die Zentrale
Prüfstelle Prävention zertifiziert, beteiligen sich die gesetzlichen
Krankenkassen an den Kosten dafür.
# Notizblock
## Wiederholung
- Aktualisierte Wiederholung des KORR-Berichts vom 29.05.2025 aus
aktuellem Anlass. Das Deutsche Krebsforschungszentrum stellt heute
den neuen Tabakatlas vor. In den dritten Absatz des Textes wurden
aktuelle Zahlen daraus eingearbeitet.
## Redaktionelle Hinweise
- Bitte beachten Sie dazu auch die Berichterstattung im
dpa-Basisdienst zum Tabakatlas bzw. zur Krebspräventionswoche.
- Zu diesem Text finden Sie Bilder mit folgendem Titel im dpa
Bildangebot:
- Eine Frau formt aus einem Kaugummi eine Blase
- Eine abgebrannte Zigarette liegt in einem Aschenbecher
* * * *
Die folgenden Informationen sind nicht zur Veröffentlichung bestimmt
## Ansprechpartner
- Dr. Tobias Rüther, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie,
Leiter der Tabakambulanz des LMU Klinikum München,

- Dr. Ursula Sellerberg, Stellv. Pressesprecherin und Apothekerin,
030 40004-134, u.sellerberg@abda.de
## Kontakte
- Autor/in: Ricarda Dieckmann (Berlin) 030 2852 32972,
ricarda.dieckmann@dpa-info.com
- Redaktion: Fotoredaktion: +49 30 2852 32897,
foto.themendienst@dpa.com, Julia Bresching (Berlin) +49 30 2852
31182, julia.bresching@dpa-info.com
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