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Datum(86) Samstag, der 18.10.2025, 15:50 Uhr
IDbwg0025 3 pl 782 lsw 0635
BetreffParteien/Wahlen/Landtag/Baden-Württemberg/Deutschland/Linke/Educateme/(Fragen & Antworten) Was eine Linke im Landtag für Baden-Württemberg bedeutet Von Nico Pointner, dpa (Foto aktuell,)
TextDie Linke auf dem Vormarsch: Welche Schwerpunkte sie setzt, woher der
Boom kommt und welche Auswirkungen das auf die Politik im Südwesten
haben kann.
Leinfelden-Echterdingen (dpa/lsw) - In Ostdeutschland längst
etabliert, spielt die Linke im Südwesten bisher nur eine Nebenrolle:
Nun könnte die Partei bei der Landtagswahl 2026 erstmals in ihrer
Geschichte in Baden-Württemberg ins Parlament einziehen. 
Beim Parteitag in Leinfelden-Echterdingen (Kreis Esslingen) beschloss
der Landesverband das Programm für den Wahlkampf. Es herrscht
Aufbruchsstimmung. Aber wer sind die baden-württembergischen Linken
eigentlich - und was haben sie mit dem Land vor? 
Wer ist die Linke in Baden-Württemberg?
Die Linke war bisher in Baden-Württemberg stets in der
außerparlamentarischen Opposition - und daher kaum im Rampenlicht der
Öffentlichkeit. Sie bietet damit auch jenen eine Stimme, die sich von
etablierten Parteien nicht mehr vertreten fühlen. Der Landesverband
ist zuletzt gehörig gewachsen - allein im laufenden Jahr hat sich die
Zahl der Mitglieder auf über 10.000 Personen mehr als verdoppelt.
Über die Hälfte der Mitglieder ist nach Angaben des Landesverbands 30
Jahre alt oder jünger. 
Auch in Umfragen steht die Partei gut da. Studentisch geprägte Städte
wie Freiburg oder Heidelberg gelten im Südwesten als linke Hotspots.
 
Woher kommt der Linken-Boom?
Bundesweit erhält die Partei enorm Zulauf. Das hat mehrere Gründe:
Unzufriedene Wähler suchen Alternativen; steigende Ungleichheit und
Wohnraummangel verschaffen sozialen Themen einen Schub. Hinzu kommt
die generelle Proteststimmung - wenn SPD, Grüne oder CDU nicht
liefern, zieht die Linke, aber auch die AfD am anderen Ende des
Spektrums Aufmerksamkeit auf sich. 
Der Niedergang des Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) hat den Linken
gehörig Aufschub verliehen. Und die Co-Vorsitzende der
Bundestagsfraktion, Heidi Reichinnek, konnte durch ihre Präsenz in
den sozialen Medien viele jüngere Wähler bei der Bundestagswahl
mobilisieren. 
Diese Entwicklungen übertragen sich auch auf die Landesebene und
geben der Linken hierzulande Rückenwind. Die Fünf-Prozent-Hürde ist
zwar eine harte Nuss und in einem halben Jahr kann viel passieren.
Aber in Umfragen steht die Linke derzeit bei 7 Prozent und dürfte es
demnach wohl schaffen. Bundeschef Jan van Aken gab sich beim
Parteitag denn auch sehr selbstbewusst: «Ich bin überzeugt, wir
reißen die zehn Prozent.» 
Mit welchen Themen will die Linke in den Landtag kommen? 
Ganz vorn steht das Thema Wohnen. Mit dem Kampf gegen Mietwucher und
Leerstand will die Linke in den Wahlkampf ziehen. Zentrale
Forderungen sind eine grundlegende Reform des Mietrechts, die
Stärkung von Mieterinnen und Mietern und die Schaffung von 20.000
öffentlichen, gemeinwohlorientierten Sozialwohnungen pro Jahr.
«Mieten sind zum Umverteilungswerkzeug von unten nach oben geworden»,
sagte Amelie Vollmer, die auf Platz zwei der Landesliste kandidiert. 
Bundesparteichef van Aken spricht sogar von einer kriminellen
Miet-Mafia. «Stuttgart ist auf Platz fünf der Städte mit den
teuersten Mieten in Deutschland. Und unter den zehn teuersten Städten
sind auch noch Freiburg und Heidelberg. Gleichzeitig hat
Baden-Württemberg am wenigsten Sozialwohnungen im ganzen Land», sagte
er der dpa.
Auch gegen die Schließung und Privatisierung von Krankenhäusern sowie
für eine kostenlose Ganztagsbetreuung will sich der Landesverband
einsetzen. Der Slogan des Wahlkampfs lautet: «Menschen zuerst.»
Was macht die Linke aus?
Die Linke unterscheidet sich nicht nur inhaltlich, personell und
strukturell, sondern auch kulturell von anderen Parteien. Inklusion
wird groß geschrieben. Beim Parteitag wird eine halbe Stunde
diskutiert, ob die rund 140 Delegierten klatschen oder nicht lieber
nur die Hände schütteln und dabei winken sollen, weil sich vereinzelt
Delegierte am Lärm stören. Das Achtsamkeitsteam verteilt am Ende
Gehörschutz. 
Aber es weht auch ein wenig revolutionärer Geist durch die
Filderhalle. Der Verband geht nicht mit einem Spitzenkandidaten als
One-Man-Show ins Rennen um den 8. März, sondern mit drei jungen
Frauen. Sie halten ihre kämpferische Rede in Leinfelden-Echterdingen
zusammen. 
Außerdem ungewöhnlich: Wenn sie im Landtag sitzen, wollen sie ihre
Gehälter auf das Durchschnittsgehalt deckeln und ihre Amtszeiten
begrenzen. Am Ende der Rede reckt der ganze Saal die Faust in den
Himmel und brüllt den Schlachtruf: «Alerta! Alerta! Antifascista!»
(«Achtung, Antifaschisten!»)
Was würde ein Landtagseinzug bedeuten?
Symbolisch wäre das erstmal ein historischer Schritt. Nach aktuellen
Umfragen säße mit der Linken eine weitere Fraktion im Plenum, neben
CDU, AfD, Grünen, SPD - und den Liberalen, falls die den Sprung in
den Landtag schaffen. Das politische Spektrum im Plenum würde weiter
aufgefächert, was die parlamentarische Arbeit komplizierter, aber
auch bunter machen würde.
Praktische Auswirkung dürfte der Einzug der Linken aber kaum haben,
da keiner mit den Newcomern koalieren will - und sie selbst auch
nicht. Aber gerade in einem konservativen Land sei eine linke
Opposition wichtig, sagt Landeschefin Sahra Mirow. 
Wenn sie nichts umsetzen können - was haben die Linken dann vor?
Die Partei könnte im Landtag Themen auf die öffentliche Agenda
setzen, Debatten dominieren, Anträge stellen und Ausschüsse besetzen
- klassische Parlamentsarbeit eben. Themen wie Mietpreisbremse oder
soziale Mindeststandards könnten so mehr ins Zentrum rücken.
Sozialverbände und Gewerkschaften könnten neue Ansprechpartner im
Parlament gewinnen. Etablierte Parteien müssten in Debatten oder
Ausschüssen reagieren. 
Man wolle eine lautstarke, unbequeme Opposition sein, sagt
Spitzenkandidatin Kim Sophie Bohnen.
# Notizblock
## Redaktionelle Hinweise
- Zu diesem Text finden Sie Bilder mit folgendem Titel im dpa
Bildangebot:
- Landesparteitag Die Linke Baden-Württemberg
- Linke Baden-Württemberg wählt Landesliste für Landtagswahl 202
## Internet
- [Landtagswahlprogrammentwurf](https://dpaq.de/2tJ013r)
## Orte
- [Filderhalle](Bahnhofstraße 61, 70771 Leinfelden-Echterdingen,
Deutschland)
* * * *
Die folgenden Informationen sind nicht zur Veröffentlichung bestimmt
## Ansprechpartner
- Frederico Elwing, Sprecher Linke Baden-Württemberg, +175 9274 163
## Kontakte
- Autor/in: Nico Pointner (Stuttgart), +49 (711) 16262-37260,
Pointner.Nico@dpa.com
- Redaktion: Sigrun Stock (Berlin), +49 30 2852 30002,
stock.sigrun@dpa.com, Foto: Newsdesk, +49 30 2852 31515,
foto@dpa.com
dpa poi yysw a3
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