Dorothee Brakmann muss Doktortitel abgeben |
| Cornelia Dölger |
| 24.06.2024 11:42 Uhr |
Plagiatsvorwürfe gegen die Hauptgeschäftsführerin von Pharma Deutschland, Dorothee Brakmann. / Foto: Svea Pietschmann
Dorothee Brakmann ist erst wenige Wochen im Amt; nun ist sie mit Plagiatsvorwürfen konfrontiert. Über die Vorwürfe gegen »die Hauptgeschäftsführerin eines großen deutschen Pharmaverbandes« berichtete am Wochenende die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ).
Demnach teilte die Universität Bonn der FAZ mit, dass die Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät den Doktorgrad durch einen Bescheid aberkannt habe. Zur PZ sagte Pressesprecher Andreas Archut, dass bereits am 14. Juni ein Aberkennungsbescheid an Dorothee Brakmann verschickt worden sei. Die Entziehung sei wegen Plagiats erfolgt. Zuvor hatte ein Sprecher von Pharma Deutschland gegenüber der PZ bestätigt, dass es sich bei der Betroffenen um Dorothee Brakmann handele. Das Thema hatte ursprünglich der »Bonner Generalanzeiger« aufgegriffen.
In einer Stellungnahme sagte Jörg Wieczorek, Vorstandsvorsitzender von Pharma Deutschland, dass Dorothee Brakmann »bereits vor ihrer Ernennung zur Vorständin im Jahr 2019 und noch einmal zu Beginn des Auswahlverfahrens zur Besetzung der Hauptgeschäftsführungsstelle Ende 2023 vollumfänglich und transparent über das laufende Untersuchungsverfahren informiert« habe.
Die ausschlaggebenden Gründe, sie mit der Aufgabe der Hauptgeschäftsführung des Verbandes zu betrauen, hätten insbesondere »in ihren breitgefächerten Management- und Führungserfahrungen und ihrem exzellenten Netzwerk, das sie durch unterschiedlichste Tätigkeiten in der Gesundheitsbranche erworben hat«, gelegen, so Wieczorek.
Für den Vorstand von Pharma Deutschland stehe das Überprüfungsverfahren der Dissertation deshalb »in keinem direkten Zusammenhang mit der Ausübung ihrer Aufgabe als Hauptgeschäftsführerin«. Wieczorek betonte: »Entscheidend für die Besetzung der Führungspositionen war für uns im Vorstand die Person, nicht ihr Titel. Wir stehen uneingeschränkt hinter Dorothee Brakmann.«
Ihren Doktorgrad erwarb Brakmann im Jahr 2011. Seit Oktober 2021 hatte sich der Promotionsausschuss mit der Angelegenheit befasst, schreibt die FAZ. Die Betroffene sei angehört worden, die Universität wollte 2022 demnach aber keine Mitteilung machen und gab als Grund den Schutz des Persönlichkeitsrechts und das Recht auf informationelle Selbstbestimmung an.
Laut »General-Anzeiger« hat die Apothekerin eine Doktorarbeit über die Wirtschaftlichkeit der ärztlichen Versorgung mit Medikamenten nebenberuflich, »als Spitzenmanagerin eines Pharma-Unternehmens«, geschrieben. »Ihr Bonner Betreuer war mit dem Thema an sich eng vertraut, er leitete zeitweilig eine Bundesbehörde für die Zulassung von Arzneimitteln«, zitiert die FAZ den »General-Anzeiger«.
Brakmann folgte am 1. April 2024 auf Hubertus Cranz, der die Position des Hauptgeschäftsführers in den vergangenen vier Jahren innehatte. Brakmann kommt vom Hersteller Jansen, wo sie die Leitung Gesundheitsökonomie, Marktzugang und Erstattung innehatte und zuletzt den Bereich Onkologie/Hämatologie kommerziell verantwortete. Sie wurde im September 2021 in den Vorstand des BAH gewählt.